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Sport: Van Buyten trifft zum Schluss

Bayern München gelingt in letzter Sekunde der 2:2-Ausgleich gegen Milan

Gennaro Gattuso ging zum Schiedsrichter und ließ sich dessen Uhr zeigen. Drei Finger reckte er in die Höhe. Für jede Minute Nachspielzeit, die Juri Baskakow angezeigt hatte, einen. Aber Gattuso, der Mittelfeldspieler des AC Mailand, musste seinen inoffiziellen Protest wieder zurückziehen. Das Tor von Daniel van Buyten zum 2:2-Ausgleich für die Bayern zählte, es war Sekunden vor Ablauf der Nachspielzeit gefallen. Der belgische Innenverteidiger sicherte dem FC Bayern München, der lange wie ein Verlierer ausgesehen hatte, damit eine fast perfekte Ausgangsposition für das Rückspiel im Viertelfinale der Champions League. Van Buyten hatte auch schon das erste Tor für die Münchner erzielt.

Der Belgier war der eine Held des Abends, der andere hieß Michael Rensing. Eine Viertelstunde lang blieb er im Ungewissen. Eine Viertelstunde lang wusste er nicht, ob es ein guter oder ein schlechter Abend für ihn werden würde. Dann erhielt der Torhüter des FC Bayern einen ersten Hinweis. Nach der ersten Ecke für Mailand kam Massimo Ambrosini im Strafraum des FC Bayern völlig frei zum Kopfball, aus fünf Metern brachte er den Ball aufs Tor – Rensing, der den gesperrten Oliver Kahn ersetzte, lenkte ihn mit einem Reflex über die Latte. Einem jungen Torwart, 22 Jahre alt und mit der Erfahrung von gerade mal zwölf Bundesligaspielen, kann gar nichts Besseres passieren als eine geglückte erste Aktion.

Rensing bewahrte die Münchner in der 36. Minute ein weiteres Mal vor dem Rückstand. Gilardino konnte, wieder fünf Meter vor dem Tor, unbedrängt köpften, Bayerns Torhüter aber wehrte den Ball mit der linken Hand ab. „Die Reflexe waren großartig“, sagte Bayerns Aufsichtsratsvorsitzender Franz Beckenbauer. Das Gegentor durch Pirlo kurz darauf konnte er nicht verhindern. Nach einer Ecke rückten Bayerns Abwehrspieler nicht schnell genug auf, um Milans Angreifer ins Abseits zu stellen, Pirlo stand völlig frei und konnte den Ball per Kopf unbedrängt über Rensing ins Tor lupfen. „Den Torhüter trifft keine Schuld“, sagte Beckenbauer.

Unmittelbar zuvor hatten die Münchner Glück gehabt, dass Schiedsrichter Baskakow eine Attacke von Lucio, der sowohl den Ball als auch die Beine seines Gegenspielers Kaka getroffen hatte, nicht mit einem Elfmeter geahndet hatte. In genau diesem Moment schien sich die prophylaktische Schiedsrichterschelte der Münchner ausgezahlt zu haben. Sie hatten schon vor dem Spiel kritisiert, dass der unerfahrene Russe mit der Leitung der Begegnung betraut worden war. Und sie sollten Recht behalten. In der zweiten Halbzeit gab es erneut das Duell der beiden Brasilianer Lucio und Kaka, diesmal traf Bayerns Verteidiger klar den Ball, Baskakow aber entschied auf Elfmeter.

Zu diesem Zeitpunkt deutete noch alles auf einen ungerechten, aber verdienten Sieg für die Mailänder hin. Sie investierten mehr, spielten klarer nach vorne, auch wenn Milans Trainer Carlos Ancelotti mit Alberto Gilardino nur einen Stürmer aufgeboten hatte – entgegen dem ausdrücklichen Wunsch seines obersten Dienstherrn Silvio Berlusconi, der vor dem Spiel gefordert hatte, seine Mannschaft müsse mit mindestens zwei Angreifern antreten.

Die Bayern taten sich extrem schwer. Im Aufbau unterliefen ihnen viele Fehlpässe, dem Spiel in die Spitze fehlte es an der entscheidenden Präzision, so dass die beiden Stürmer Lukas Podolski und Roy Makaay ohne Bindung blieben. Richtig gefährlich war es bis in der ersten Halbzeit nur bei einem Weitschuss von Andreas Ottl gewesen.

Trainer Ottmar Hitzfeld reagierte nach der Pause, holte den wirkungslosen Podolski vom Feld und brachte dafür Claudio Pizarro. Der Peruaner gewann in der 78. Minute ein Kopfballduell gegen Oddo, den Abstauber schoss Innenverteidiger Daniel van Buyten zum Ausgleich für die Bayern ins Tor. Doch dieser Treffer des Belgiers war nur das Vorspiel – für seinen großen Auftritt in der Nachspielzeit.

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