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Rafael van der Vaart

© dpa

Van der Vaart: Transfer in der Schleife

Der HSV wird seinen Spielmacher Rafael van der Vaart wohl an Real Madrid abgeben – aber wann?

Jedem HSV-Fan musste im Londoner Emirates Stadium der Atem stocken, als Rafael van der Vaart plötzlich das Trikot mit Wesley Sneijder tauschte. Van der Vaart und fremde Trikots, das weckt böse Erinnerungen daran, wie er vor knapp einem Jahr im Hemd des FC Valencia posierte, um zu zeigen: Hier will ich spielen, nicht in Hamburg. Diesmal ist es die Oberbekleidung von Real Madrid, die er sich geschnappt hat. Allerdings nur für „für private Zwecke“, wie HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer sagt. Und tatsächlich: keine Fotos, kein Posieren, nichts.

Vielleicht nutzt der HSV-Star das Hemd seines holländischen Nationalmannschaftskollegen trotzdem für eine kleine Anprobe. Real buhlt weiter heftig um van der Vaart. Und sie haben kurz vor dem Emirates Cup in London, an dem neben dem HSV auch Real Madrid, Juventus Turin und Arsenal als Gastgeber teilnahmen, das Angebot für ihn noch einmal erhöht. „Aber das entspricht immer noch nicht unseren Vorstellungen“, sagt Beiersdorfer. Eine Summe, die Real für van der Vaart zahlen muss, nennt der HSV nicht, aber sie soll sich um die 15 Millionen Euro bewegen, Madrid bisher erst neun Millionen geboten haben. „Wir verlangen gerade die Hälfte seines Marktwertes, und es ist auch eine Frage des Respekts, diesen Preis zu zahlen – das sieht auch van der Vaart so“, sagt Trainer Martin Jol.

Allerdings spricht im Moment nicht sehr viel dafür, dass der Holländer noch lange beim HSV spielen wird. Spanische Medien berichten schon davon, dass van der Vaart am Dienstag als Neuzugang von Real Madrid vorgestellt wird. Und auch die HSV-Verantwortlichen machten in London nicht den Eindruck, als würden sie noch felsenfest an eine weitere Beschäftigung van der Vaarts glauben. „Im Herzen ist er aber noch unser Spieler“, sagte Beiersdorfer. Doch auf dem Platz war er das in London schon nicht mehr. HSV-Trainer Martin Jol hat den Holländer kurzfristig aus dem Kader gestrichen. „Ich habe gemerkt, dass er mental nicht hundertprozentig dabei ist, deshalb musste er pausieren“, sagte Jol.

Auch Sportchef Beiersdorfer hat die psychische Belastung des Holländers ausgemacht: „Das geht nicht spurlos an ihm vorbei.“ Seine Kollegen versuchten sich schon einmal im Spiel ohne ihren Lenker. Allerdings konnte gegen Real Piotr Trochowski die Rolle van der Vaarts nicht ausfüllen. Auch ein Grund, warum der HSV 1:2 verlor. Gegen Juventus Turin lief es dann schon besser. Durch Tore von Ivica Olic (2) und Paolo Guerrero sprang ein 3:0 (1:0)–Sieg heraus. Die mitgereisten HSV-Fans freute dieser Umstand so sehr, dass sie es schafften, die La Ola durch das Emirates Stadium schwappen zu lassen. Auch das klappte sehr gut.

Doch auch die Fans wüssten wohl gerne, wann die Personalie van der Vaart geklärt ist. Dietmar Beiersdorfer konnte dazu allerdings nichts sagen: „Wir müssen nichts tun, und ich mache mir auch keine Gedanken, was Real machen wird.“ Getroffen hat er sich jedoch in London mit den Real-Verantwortlichen. „Persönlich ist da alles im grünen Bereich, wir haben auch miteinander gesprochen, aber keine Vertragsverhandlungen geführt“, sagte Beiersdorfer.

Trainer Jol geht das Thema mittlerweile sichtlich auf die Nerven. Er will eine rasche Lösung: „Es wäre besser, wenn jetzt Ruhe in die Bude kommt, der Rummel hat uns nicht gut getan.“ Und auch Reals Trainer Bernd Schuster wäre eine schnelle Einigung mit seinem Wunschspieler recht. Viel bekommt er von den Verhandlungen aber anscheinend nicht mit. „Ich habe keine Informationen, wie Stand der Dinge ist“, sagte Schuster.

Vielleicht auch deshalb, weil Madrid noch andere Transferbaustellen hat. Die Spanier buhlen immer noch um Cristiano Ronaldo von Manchester United und versuchen Robinho von einem Wechsel zum FC Chelsea abzuhalten. In dieser Kategorie wird der HSV nicht denken, aber die Tatsache, dass sich die Hamburger schon nach Alternativen für van der Vaart umsehen, spricht für sich. „Wir haben Verstärkungen im Auge, werden noch den einen oder anderen Transfer machen. Es ist aber nicht leicht, einen Spieler seiner Güte zu einem akzeptablen Preis zu bekommen“, sagte Beiersdorfer. An Wesley Sneijder wird er dabei wohl nicht gedacht haben – auch wenn der Mittelfeldspieler von seinem Landsmann van der Vaart schon ein HSV-Tikot bekommen hat.

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