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Sport: Verbandsspitze ohne Leidenschaft

Britta Steffen attackiert Schwimm-Präsidentin.

Frankfurt am Main - Es hat bereits Tradition. Im Vorjahr überschattete der Zoff um die Trennung von Bundestrainer Dirk Lange die Wettkämpfe. Und vor den diesjährigen deutschen Kurzbahn-Meisterschaften der Schwimmer von Donnerstag bis Sonntag in Wuppertal holte nun Britta Steffen zum verbalen Rundumschlag aus. Die Berlinerin kritisierte die Führung des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV) scharf und forderte dabei die Ablösung von Präsidentin Christa Thiel.

„Meine Intention ist, jemand an die Spitze zu setzen, der Leidenschaft für den Schwimmsport hat. Diese habe ich bei Frau Dr. Thiel persönlich noch nicht erlebt“, sagte Steffen im Interview mit der „Sport Bild“.

Die Doppel-Olympiasiegerin von 2008 bemängelte auch die Aufarbeitung des Olympia-Desasters von London, wo Deutschlands Beckenschwimmer ohne Medaillen geblieben waren. „Beim DSV hat sich nichts verändert, und niemand will Veränderungen“, erklärte Steffen. Thiel, die zuletzt nur knapp für vier weitere Jahre als Präsidentin wiedergewählt worden war, wollte die Äußerungen von Steffen nicht kommentieren.

Auch aus sportlicher Sicht ist die Konstellation vor den Meisterschaften befremdlich. Die Top-Athleten des DSV springen in Wuppertal ins Wasser, zur zeitgleichen EM in Frankreich wird der Nachwuchs geschickt. Nach der Medaillen-Nullnummer bei Olympia nimmt der Verband damit international eine erneute Statistenrolle in Kauf.

„Ich finde es schade, dass ich meine Europameistertitel kampflos abgeben muss“, sagte Paul Biedermann. Seinen Start in Wuppertal sieht der Olympia-Fünfte „als Durchgangsstation für die WM“, die vom 12. bis 16. Dezember in Istanbul stattfindet. Die Norm für Istanbul hat er bei seinem zweiten Platz über 200 Meter Freistil beim Weltcup in Berlin bereits unterboten. Biedermanns Lebensgefährtin Steffen will ihre Siegesserie auf der Kurzbahn fortsetzen. Bei ihrer Weltcup-Tour um den Erdball blieb Steffen über 100 Meter Freistil ungeschlagen. „Ich habe eine sehr anstrengende Weltcup-Serie hinter mir. Jetzt hoffe ich, dass ich die WM-Vorgaben nochmal unterbieten kann“, sagte Steffen.

Zur EM ins französische Chartres schickt der DSV wie zahlreiche andere Nationen nur seinen Nachwuchs. Darunter befinden sich gleich 16 Neulinge bei einer internationalen Meisterschaft. „Unser Hauptaugenmerk gilt der WM in Istanbul, deshalb geben wir in Frankreich dem Nachwuchs eine Chance“, begründet Junioren-Bundestrainer Achim Jedamsky die Entscheidung. Angeführt wird das Team von den Junioren-Europameistern Maximilian Oswald aus Berlin und Rob Muffels aus Magdeburg, der zugleich Junioren-Weltmeister im Freiwasser ist.

Hauptdarsteller bei seinem EM-Heimspiel ist Doppel-Olympiasieger Yannick Agnel, der Biedermann zuletzt den Weltrekord über 400 Meter Freistil entriss und nun auch dessen Nachfolge als Europameister antreten dürfte. Beide werden sich dann in Istanbul wiedersehen.dapd

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