zum Hauptinhalt

Sport: Verbissen

Stuttgart muss kämpfen, um in Rostock ein 1:1 zu erzielen

Von Martín E. Hiller

Rostock. Felix Magath hat ein Lieblingswort, das wohl noch aus der Zeit übrig geblieben ist, da der Trainer des VfB Stuttgart als reiner Schleifer galt. Es lautet „beißen“. Seine Spieler sollen „sich durchbeißen“, seine Elf soll sich „oben in der Tabelle festbeißen“. Und das bei einer Mannschaft, die sich vom Rest der Liga nicht nur durch ihr geringes Durchschnittsalter, sondern auch durch die Tatsache auszeichnet, dass sie im Erfolgsfalle keine Extraprämien kassiert. Für Magath ist das ein „Normalzustand, an den sich alle gewöhnt haben“. Die aktuellen Leistungen seiner streng nach Tarif entlohnten Mannschaft geben ihm Recht: Der VfB bleibt nach dem 1:1 (1:0) bei Hansa Rostock Tabellenvierter.

Dabei musste der VfB im Ostseestadion früh einen Dämpfer hinnehmen: Einen Freistoß von René Rydlewicz kann Hansas Schwede Rade Prica unhaltbar für Torhüter Ernst abfälschen. Ein frühes Tor in einem Spiel, das nie einen Muntermacher nötig hatte. Drei Minuten später rannte der Rostocker Kientz seinem Gegenspieler Soldo mit ausgefahrenem Ellbogen zu Boden. Spätestens jetzt war der Ball eröffnet: Rostock rammte sich in die Zweikämpfe – hart an der Grenze des Erlaubten – und spielte zwischendurch Fußball. Der VfB zeigte jene leichtfüßigen Kombinationen, mit dem er dem Betrachter seit Wochen Freude bereitet hatte, und teilt zwischendurch ein paar Fouls aus. Die Pfeife von Schiedsrichter Hermann Albrecht ertönte im Zehn-Sekunden-Takt. Am Ende hatte er siebenmal die Gelbe Karte gezeigt. „Rostock spielt gegen den Abstieg. So ist Existenzkampf“, sagte später Magath. Seine Elf hatte mit dem Wiederanpfiff durch Kevin Kurany ausgleichen können. „Da haben wir halt auch mal Glück gehabt", sagte Magath lakonisch zum Ausgleich, der in spielerischer Hinsicht schon fast das Ende des Spiels darstellte. Dafür geschah im zwischenmenschlichen Bereich noch genug. Nach einer gespielten Stunde sahen Rostocks Salou (nach einer Grätsche) sowie der Stuttgarter Meira die Rote Karte. Meira war quer über das Feld geeilt, um Salou vor die Brust zu stoßen und damit eine Rudelbildung auszulösen. Auf den Rängen herrschte Erregung. Erste Gegenstände flogen aus der Hansakurve auf das Spielfeld, als Stuttgarts Regisseur Balakow einen Eckball treten wollte. Der Stadionsprecher musste mahnend eingreifen. Derweil hatte Schiedsrichter Albrecht Rostocks Mannschaftsarzt auf die Tribüne geschickt – eine Aktion, die sich anschließend nicht einmal Rostocks Trainer Armin Veh erklären konnte, der direkt daneben saß. „Keine Ahnung, was da passiert ist.“ Auch diese Maßnahme konnte nicht zur Mäßigung beitragen – weder im Rang noch auf dem Rasen. „Wir haben heute gegen eine der drei spielstärksten Mannschaften der Liga gespielt. Da mussten wir eben kämpfen", sagte Hansas Trainer Veh nach dem Spiel. Er hätte auch beißen sagen können. Jedenfalls klang er ein bisschen wie der frühere Felix Magath, der seine Jungs so gerne beißen sieht.

Martín E. Hiller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false