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Sport: Verflucht wird ohnehin jeder

Israels Fußball-Nationalelf braucht einen neuen Trainer – gern einen Deutschen, zum Beispiel Toppmöller

Der israelische Fußballverband befindet sich momentan auf der Suche nach einem Nationaltrainer. Das ist an sich nicht weiter bemerkenswert, weil die recht sprunghaft arbeitende Verbandsführung des Öfteren in diese Verlegenheit kommt. Bemerkenswert ist, dass neben Bora Milutinovic, Arie Haan und John Gregory auch drei Deutsche als mögliche Nachfolger des am Mittwoch zurückgetretenen Avraham Grant gehandelt werden. Zwar hat Otto Rehhagel bereits abgelehnt – Israel sei zwar eine „gute Option“ für ihn, „doch wenn ich die Möglichkeit habe, noch zwei Jahre in Griechenland zu bleiben, dann mach ich das“ – und Ottmar Hitzfeld will eigentlich erst 2006 wieder ins Trainergeschäft einsteigen. Klaus Toppmöller aber hat seine Bereitschaft bekundet, den Posten des israelischen Nationaltrainers zu übernehmen.

Der frühere Bundesligatrainer ist denn auch offenbar der Favorit der Verbandsführung – vor allem, weil er der preiswerteste Kandidat sein dürfte. Während Rehhagel und Hitzfeld vom israelischen Verband als Angehörige der Gehaltsklasse der Euro-Millionäre eingeschätzt werden, soll Toppmöller für nur 300 000 Euro im Jahr zu haben sein. Folglich ist der vor einem Jahr beim Hamburger SV entlassene Trainer bislang auch als Einziger bereits vom israelischen Fußballverband angefragt worden – pikanterweise lange bevor Avraham Grant das Handtuch warf. Und obwohl Klaus Toppmöller nach eigenen Angaben auch ein Angebot eines WM-Teilnehmers vorliegen hat, bekundete er daraufhin öffentlich: „Ich glaube, das Nationalteam Israels könnte zu mir passen.“

Ob es den Israelis passt, dass ausgerechnet ein Deutscher Chef der Nationalelf des jüdischen Staates wird, ist eine andere, delikate Frage. Toppmöller führt in dieser Angelegenheit laut Medienberichten seine verstorbene Großmutter als Argument für seine Eignung an. „Meine Großmutter hat Juden in der Shoa gerettet“, soll der 54-Jährige erklärt haben. „Sie versteckte einige von ihnen im Keller und riskierte dabei ihr Leben. Deshalb gibt es hier kein Problem, im Gegenteil.“

Tatsächlich dürfte es den Zuschauern im Nationalstadion von Ramat Gan oder vor den Fernsehern letztlich egal sein, wer am Spielfeldrand steht. Verflucht wird ohnehin jeder, unterschiedslos ob Israeli oder Deutscher. Wichtig ist nur der Sieg beziehungsweise die Qualifikation für Europa- oder Weltmeisterschaften. Und die hat bisher noch immer entweder der Schiedsrichter oder aber der Coach vermasselt, niemals aber waren es die vergötterten Spieler.

Fürchten muss sich Toppmöller allerdings vor der amateurhaften Verbandsführung um den überforderten Präsidenten Itche Menachem, dessen Rücktritt gerade jetzt wieder öffentlich gefordert wird. Noch jeder Trainer musste bisher für das Versagen der Verbandsspitze und der Mannschaft einstehen. Jakob Kuhn, der Nationalcoach der Schweiz, die das israelische Team aus der WM-Qualifikation warf, befand zum Rücktritt Avraham Grants: „Die Leute, die ihn dazu gebracht haben, verstehen nichts von Fußball.“

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