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Sport: Vergangenheit, die nicht vergeht

Einen Kritikpunkt dürften viele teilen: Die Überprüfung der deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele von Turin auf eine Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst der DDR kommt sehr spät. Besser wäre es gewesen, alle Sportler, Betreuer und Funktionäre bereits vor den Olympischen Spielen von 1992 zu überprüfen.

Einen Kritikpunkt dürften viele teilen: Die Überprüfung der deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele von Turin auf eine Mitarbeit beim Staatssicherheitsdienst der DDR kommt sehr spät. Besser wäre es gewesen, alle Sportler, Betreuer und Funktionäre bereits vor den Olympischen Spielen von 1992 zu überprüfen. So wie es damals auch die Bundesbehörden bei ihren Beamten taten. 1994 wäre ebenfalls eine gute Gelegenheit dazu gewesen, oder 1996 oder ...

Es ist nun das Jahr 2006 geworden. Da wirkt es tatsächlich etwas seltsam, den Eiskunstlauftrainer Ingo Steuer, den Skisprung-Trainer Henry Glaß und, wie gestern bekannt wurde, auch den Biathlon-Wissenschaftler Hans Hartleb zu maßregeln für eine Tätigkeit als Inoffizielle Mitarbeiter der Stasi, die mindestens 16 Jahre zurückliegt. Zumal strafrechtlich sogar schwere Delikte wie Raub oder gefährliche Körperverletzung nach 15 Jahren verjährt sind. Auch sind die damals bespitzelten Sportler längst nicht mehr aktiv.

Trotzdem haben die Inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi (IM) mindestens eine mehr oder minder große moralische Schuld auf sich geladen. Sportler, Funktionäre und Öffentlichkeit haben auch jetzt noch das Recht zu erfahren, wer was in der DDR getan hat. Um für sich entscheiden zu können, ob man mit dieser Person weiter zusammenarbeiten will. Oder um die Biografie dieser Menschen richtig zu beurteilen. Der Sport darf sich nicht über seine Vergangenheit ausschweigen, sondern muss sie aufarbeiten. Und sei es noch so spät.

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