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Sport: Vergeblich gewartet

Polizei nimmt den ehemaligen Bamberger Basketballer Ivan Pavic fest / Manipulationsversuch in Goslar

Berlin - Für Donnerstagmorgen um 10 Uhr hatte sich Wolfgang Heyder mit Ivan Pavic zum Kaffeetrinken verabredet. Der Geschäftsführer des Bamberger Basketball-Bundesligisten kennt den Deutsch-Kroaten seit rund 15 Jahren, seit er ihn aus Neuötting in seine Jugendmannschaft in Breitengüßbach geholt hatte. Inzwischen wohnt Pavic in Berlin, kommt jedoch wie am Mittwochabend immer wieder zu Bamberger Bundesligaspielen. Bei dieser Gelegenheit hatte sich Heyder mit ihm verabredet, doch am nächsten Morgen wartete er vergeblich. „Da war er schon verhaftet“, sagt Heyder.

Der ehemalige Basketballprofi Ivan Pavic ist am Donnerstag im Zuge des Wettskandals von der Polizei festgenommen worden. Bisher ist nicht bekannt, was ihm vorgeworfen wird. Bei dem größten Fußball-Wettskandal Europas sollen insgesamt 200 Spiele manipuliert worden sein (siehe Kasten), die Staatsanwaltschaft spricht von mindestens 200 Verdächtigen. Ivan Pavic ist offenbar einer von ihnen.

„Ich bin von dieser Verhaftung völlig überrascht“, sagt Wolfgang Heyder, „ich hatte eine sehr gutes Verhältnis zu ihm.“ Pavic hatte nach seiner Jugendzeit in Breitengüßbach in der Saison 2002/2003 und von 2004 bis 2008 für den Bundesligisten gespielt. „Er ist ein ruhiger, ein sehr sozialer Typ“, sagt Wolfgang Heyder. Allerdings habe sein Verein vor zwei Jahren davon erfahren, dass er Mitbesitzer eines Wettbüros in Bamberg sei. „Wir haben das sofort untersagt“, erklärt Heyder. „Wenn er jetzt an solchen Machenschaften beteiligt wäre, wäre ich sehr enttäuscht – das wäre fürchterlich.“

Zuletzt war Ivan Pavic als Spielerbeobachter für den Klub tätig, reiste einmal nach Kroatien und einmal nach Litauen, sowie zur Gruppen-Auslosung im Eurocup. Seit Breitengüßbacher Zeiten kennt Ivan Pavic auch den Nationalspieler und Aufbauspieler von Alba Berlin, Steffen Hamann. Beide wohnten jahrelang Tür an Tür im Haus von Hamanns Eltern in Rattelsdorf. Dort ist Pavic am Donnerstag auch verhaftet worden.

Trotz der Verhaftung seines ehemaligen Spielers glaubt Wolfgang Heyder nicht, dass nun auch der Basketballsport in den Wettskandal hineingezogen wird. „Es gibt meines Wissens in Deutschland kaum Wetten auf Basketball-Spiele“, sagt er, „das findet eher im Ausland statt.“ Auch in der Zentrale der Basketball-Bundesliga in Köln haben die Verantwortlichen keine Anzeichen dafür, dass der Basketball von Wett-Manipulationen betroffen sein könnte.

Zuletzt am Mittwoch hatte es auch einen Manipulationsversuch im Vorfeld des Regionalligaspiels zwischen dem Goslarer SC und dem SV Wilhelmshaven gegeben, der inzwischen vom Deutschen Fußball-Bund untersucht wird. „Der DFB hat uns angesprochen“, bestätigte Jörg Schwarz, Pressesprecher des SV Wilhelmshaven. Ein Mann soll Goslars Torwart Lars Möhlenbrock am Mittwochabend insgesamt 1500 Euro geboten haben. „Er hat mich mit Lars angesprochen und gefragt, ob ich schnell etwas Geld verdienen will“, wird der Tormann in der „Goslarschen Zeitung“ zitiert. „Ich habe ihm gesagt, er soll abhauen.“ Möhlenbrock informierte den Trainer. Die Polizei und der DFB wurden eingeschaltet. Auch die Wilhelmshavener sind vom Goslarer Klub informiert worden. „Unser Geschäftsführer und der Trainer haben mit den Spielern geredet, aber es ergaben sich keine Verdachtsmomente“, berichtete der Wilhelmshavener Sprecher Schwarz. Die Partie wurde am Sonntag durchgeführt, sie endete 2:2 (1:1).

Der Schweizer Zweitligist FC Thun hat im Zusammenhang mit Ermittlungen im Fußball-Wettskandal den Stürmer Omar Faye für das Pokalspiel am Sonntag gegen den FC Winterthur gesperrt. Wie die „Basler Zeitung“ in ihrer Online-Ausgabe berichtet, hat Thuns Präsident Markus Stähli dies bestätigt. Der 22-Jährige habe zugegeben, dass er von der Polizei vernommen wurde. Näheres sei ihm nicht bekannt, sagte Stähli. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Bochum werden im in der Schweiz 22 Partien der zweiten Liga und sechs Vorbereitungsspiele untersucht.

Der Präsident der Deutschen Fußball Liga (DFL), Reinhard Rauball, ist enttäuscht darüber, dass die Staatsanwaltschaft Bochum den Ligaverband nicht über die Ermittlungen zum Wettskandal eingeweiht hat. (mit dpa)

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