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Sport: Vergebliche Trockenübungen

Tennisprofi Rainer Schüttler scheidet bei den US Open aus – nicht mal das Wetter spielt mit

New York. Nach der Reise ist vor der Reise. In dieser Frage unterscheiden sich Tennisprofis nicht von Handelsvertretern. Und so stieg denn auch Rainer Schüttler bereits am Tag nach seiner Achtelfinal-Niederlage bei den US Open in New York wieder in ein Flugzeug, das ihn nach Brasilien brachte. Zu der Erleichterung, dem Regen und dem Organisationschaos von Flushing Meadows entkommen zu sein, dürfte sich Ärger über eine leichtfertig vergebene Gelegenheit gesellen. Oder, um es mit Daviscup-Chef Patrick Kühnen zu sagen: „Wenn er am Freitag aufwacht, wird er sich in die Waden beißen, was er für eine Chance verpasst hat.“

Nun, schon unmittelbar nach der 1:6, 6:4, 3:6, 4:6-Niederlage gegen den Niederländer Sjeng Schalken machte Schüttler keinen besonders glücklichen Eindruck. Genau genommen ging das Hadern schon auf dem Platz los. In intensiven Selbstgesprächen erklärte Schüttler Herrn Schüttler, was er für einen Mist zusammenspiele – was die Sache auch nicht besser machte.

Zur Verteidigung des derzeit besten deutschen Tennisspielers muss man allerdings anführen, dass der lange Schalken jemand ist, der einem den letzten Nerv rauben kann. Ein wenig steif und fast wie in Zeitlupe sieht es aus, wie er den Schläger schwingt, doch brachte er die Filzbälle, die an diesem feuchten, warmen Sommerabend so schwer waren wie Wassermelonen, mit fast roboterhafter Präzision zurück ins Feld. Schüttler rannte sich die Sohlen heiß, aber am Ende waren es meistens seine Bälle, die im Netz landeten. Oder im Aus.

57 leichte Fehler produzierte er. Viel zu viele, das wusste auch Schüttler: „Ich habe nie die Sicherheit gefunden. Stattdessen ging meine Geduld verloren, und ich habe die Fehler gemacht.“ Nach einer kurzen Phase im zweiten Satz, in der Schüttler Tempo und Rhythmus bestimmte, verpasste er zu Beginn des dritten ein frühes Break, um dann im vierten nach einer 2:0-Führung vier Spiele in Folge zu verlieren. Und selbst das Wetter half ihm diesmal nicht. Es blieb trocken bis zum Schluss – keine zweite Gelegenheit für Schüttler, sich zu sammeln.

Drei Niederlagen in vier Begegnungen gegen Schalken stehen nun zu Buche. Doch die Statistik hat auch eine positive Seite. In allen vier Grand-Slam-Turnieren dieses Jahres drang Schüttler wenigstens in Runde vier vor, in Australien gar bis ins Finale. Das gelang außer ihm keinem Dutzend Profis in dieser Saison. Doch diese Rechnung stellt den Deutschen nicht zufrieden: „Ich will nicht ins Achtelfinale, ich will weiter. Um in den Top Ten nicht zurückzufallen, muss ich solche Spiele wie gegen Schalken gewinnen.“

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