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Abgetragen. Der entlassene Christian Fiedler (rechts) darf auch weiter nicht mehr die Torhüter von Hertha BSC trainieren, aber soll von Hertha 550 000 Euro erhalten.

© dpa

Update

Vergleich mit Ex-Torwarttrainer: Hertha soll Fiedler 580 000 Euro zahlen

Hertha BSC und Christian Fiedler einigen sich vor Gericht auf einen Vergleich: Demnach zahlt der Klub dem entlassenen Torwarttrainer voraussichtlich knapp 580 000 Euro.

Um das große Geld ging es im Korridor. Als bei der öffentlichen Verhandlung im Saal 224 des Berliner Arbeitsgerichts klar wurde, dass alles auf einen Vergleich hinausläuft, traten die Anwälte von Hertha BSC und Christian Fiedler vor die Tür, um ohne Zuhörer eine Summe auszuhandeln. Eine gute Dreiviertelstunde redeten und telefonierten die Juristen, zwischendurch ging auch Fiedler hinaus. Als sich alle wieder im Saal eingefunden hatten, wurde der ausgehandelte Deal vorgelesen: Hertha zahlt voraussichtlich knapp 580.000 Euro an den Torwarttrainer, der nach seiner Entlassung im Mai auf Wiedereinstellung geklagt hatte. Eine Menge Geld für einen Verein, der fast 40 Millionen Euro Schulden hat. Legt keine der beiden Parteien bis kommenden Mittwoch Widerspruch ein, ist die Einigung rechtskräftig.

Der vorsitzende Richter Martin Heyl hatte zu dem Vergleich geraten. Denn, wie er sagte, "die Kündigung von Hertha BSC steht nicht wirklich gut da". Zuvor war es Hertha nicht gelungen, dem Gericht einen triftigen Kündigungsgrund darzulegen. Hertha, das war in diesem Fall der Anwalt Marc Steffek. Richter Heyl hatte zwar bei der Güteverhandlung im Juli, bei der es zu keiner Einigung kam, angeordnet, dass Hertha-Geschäftsführer Michael Preetz beim nächsten Mal persönlich erscheinen solle. Einen Tag vor der erstinstanzlichen Verhandlung jedoch erreichte das Gericht eine E-Mail mit dem Inhalt, dass sich Hertha von Steffek vertreten lässt. Die Papierform der Vollmacht sollte nachgereicht werden.

Preetz saß kurz darauf bei der Pressekonferenz von Hertha vor dem Bundesligaspiel am Freitag in Hannover, die angesichts der Entwicklungen vor Gericht am Mittwoch fast zur Nebensache verkam. Auf eine Frage nach Fiedler antwortete Preetz: "Die Anwälte haben einen Vergleich geschlossen, der unter Gremienvorbehalt steht. Damit werden wir uns in nächsten Tagen befassen, da wird sicher relativ zügig eine Entscheidung fallen."

Neben der Abwesenheit der Hertha-Verantwortlichen äußerte Richter Heyl ebenso sein Bedauern darüber, dass sich beide Parteien nicht gütlich hatten einigen können. Vor einem Schlichter stand im September offenbar eine Summe von 470.000 Euro im Raum. Zu Fiedler sagte Heyl: "Wenn der Verein einen nicht mehr brauchen will, ist es eher unwahrscheinlich, dass man bis zur Rente in seiner Position verbleibt." Im Profifußball sei es üblich, dass Trainer und Verein sich auch mal trennten. Aber Fiedler hatte von Hertha einen unbefristeten Vertrag erhalten, auf dessen Einhaltung er pochte. "Es ist sein Wunsch, er möchte zurück", sagte sein Anwalt Oliver Kemmeries.

Da der Verein aber auf Wunsch von Cheftrainer Jos Luhukay bereits mit Richard Golz einen Nachfolger verpflichtet hatte, ist eine Rückkehr von Fiedler an den Arbeitsplatz utopisch. Der Richter nannte es flapsig "das Highlander-Prinzip, es kann nur einen Torwarttrainer geben".

Bei der Begründung der Kündigung Fiedlers bezog sich Hertha offenbar auch auf Golz, der ein Management-Studium abgeschlossen hat. Das neue Stellenprofil bei Hertha beinhalte eine Ausbildung in Personal-, Projekt- und Qualitätsmanagement. "Mir ist nicht ganz klar, warum man diese Anforderungen für einen Torwarttrainer braucht", erwiderte der Richter. Zumal Hertha vor Golz bereits andere Kandidaten kontaktiert hatte, die diese Qualifikationen nicht aufwiesen.

Da Hertha bei der Kündigungsfrist nur die vier Jahre, die Fiedler als Torwarttrainer gearbeitet hatte, berücksichtigt hatte und nicht die 18 Jahre davor, die er als Profi bei Hertha im Tor stand, stehen Fiedler weitere Monatsgehälter zu.

Am Ende hatte Hertha-Anwalt Steffek nichts dagegen, die genauen Zahlen des Vergleichs verlesen zu lassen. Fiedler erhält eine Abfindung von 410.000 Euro, dazu zwölf Monatsgehälter à 12.000 Euro und die Hälfte der Nichtabstiegsprämie für diese Saison, 25.000 Euro - unabhängig davon, ob Hertha auch wirklich die Klasse hält. Fiedler bleibt freigestellt, aber angestellt bis Juni 2014, kann aber monatlich kündigen, ohne auf Geld verzichten zu müssen.

Nach der Verhandlung wurde Fiedler von Reportern gefragt, ob er zufrieden mit der Einigung sei, obwohl der 38-Jährige nicht wirklich glücklich aussah. "Schwer zu sagen, es ist unglücklich, wenn man sich nach 22 Jahren im Verein vor Gericht wieder trifft", antwortete Fiedler und fügte dann leise hinzu: "Es ist okay."

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