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Sport: Verhöhnt und ausgelacht

Bremens Pokal-Aus vor dem Chelsea-Spiel wirft grundsätzliche Fragen auf

Mitten im Aufwärmprogramm hatte Andreas Reinke plötzlich verschreckt den Kopf eingezogen. Gerade war einer der vom Himmel sausenden Fallschirmspringer mitten im Bremer Strafraum gelandet, und Werder Bremens Torhüter blickte reichlich verdutzt drein. Ein paar Meter weiter kickte Vorstandsboss Jürgen L. Born für einen guten Zweck Bälle auf eine Torwand – und weil die Versuche recht kläglich aussahen, gab Born freiwillig 50 Euro drauf. Werder Bremen – willkommen im kleinen, aber feinen Sportpark Husterhöhe, Pirmasens, Pfalz.

An Orten wie diesem ist die erste DFB-Pokalrunde noch ein bisschen wie Kirmes, doch nie hatte die Bremer Delegation geglaubt, dass der eigentliche Zweck dieses putzig begonnenen Ausflugs am Ende peinlich verfehlt werden könnte. „Wir wollten bis nach Berlin. Das müssen wir nun abhaken“, konstatierte Trainer Thomas Schaaf. „Das war eine Blamage. So einen Gegner müssen wir schlagen“, kritisierte Sportdirektor Klaus Allofs. Mit verkniffenen Mienen zogen die Verantwortlichen Bilanz: Mit 2:4 (1:1, 1:1, 0:0) im Elfmeterschießen war der Vizemeister beim Amateurklub FK Pirmasens gescheitert, ausgelacht von den 10 000 Zuschauern.

„Erste Liga – keiner weiß, warum“, höhnte das Pfälzer Publikum. Vor allem weiß keiner, wie es morgen beim FC Chelsea gut gehen soll, wo erneut Torwart Tim Wiese (krank) und Per Mertesacker (verletzt) fehlen werden. Und wer sah, wie sich der völlig entkräftete Miroslav Klose mit Oberschenkelproblemen bei erschöpftem Auswechselkontingent durch die Verlängerung quälte, dem schwant für den Champions-League-Auftakt in London Fürchterliches.

„Die Mannschaft muss nun am Dienstag zeigen, was sie kann“, mahnt Schaaf. „Da muss mehr kommen: Wir müssen noch eine Menge tun“, verlangt Allofs. Allmählich wird gewahr, dass Grundsätzliches im Argen sein könnte im teuersten Werder-Aufgebot aller Zeiten. „Mit so einer Einstellung verliert man auch in Pirmasens“, stellte der im benachbarten Kusel aufgewachsene Klose fest.

Speziell nörgelnde Nachrücker wie Patrick Owomoyela, Mohamed Zidan oder Ivan Klasnic erledigten für die geschonten Tim Borowski und Torsten Frings ihren Dienst mit einem Mangel an Verve, der für ihre nahe Zukunft wenig Gutes erahnen lässt. „Das war zu wenig, um Ansprüche zu stellen“, zischte Schaaf, der die Seinen gestern zur „knallharten Analyse“ um sich scharte. Die Zeit drängt: Heute um 10.30 Uhr hebt der Charterflieger am Bremer Flughafen ab, als krasser Außenseiter geht es nach London. Neben all den erschreckenden Erkenntnissen, die der selbstgefällige Auftritt des Bundesligisten offenbarte, sei nicht verschwiegen: Der Sieg des just in die Regionalliga aufgestiegenen FK Pirmasens war verdient.

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