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Sport: Verlängerung am Grünen Tisch

Die Füchse bangen um die Champions League.

Von Christian Otto

Hannover - Schritt für Schritt wich der glückliche Held zurück. „Stimmt, das war knapp“, sagte Iker Romero, während er Autogramme schrieb und so wunderbar lächelte. „Ich muss jetzt wirklich in die Kabine“, lautete seine Ausrede, als er den glücklichen Fans der Füchse Berlin zu entfliehen versuchte. Romero fiel das Bad in der Menge trotzdem nicht schwer. Der Rückraumspieler hatte seiner Mannschaft mit einem in der Schlusssekunde verwandelten Siebenmeter einen 31:30 (11:14)-Erfolg bei der heimstarken TSV Hannover-Burgdorf ermöglicht.

Die Schlussphase einer Partie, in der der niedersächsische Gastgeber bis zur Mitte der zweiten Halbzeit kontinuierlich in Führung gelegen hatte, war nichts für schwache Nerven: Foul an Außenspieler Johannes Sellin, Rote Karte gegen den Hannoveraner Morten Olsen, Siebenmeter für Berlin. Aber Romero ließ sich vom Krach der 4250 Zuschauer in der kleinen Stadionsporthalle nicht irritieren. „Ich bin gefragt worden, ob ich werfen will, aber ich konnte nicht mehr“, sagte sein Teamkollege Sellin, der die Partie mit einer Hüftprellung beendet hatte. Sein Einsatz kurz vor dem Abpfiff und die Bereitschaft, Schmerzen in Kauf zu nehmen, waren der Wegbereiter für den Auswärtssieg. Sellin war in Abwesenheit des verletzten Torjägers Sven-Sören Christophersen, der sich einen Einriss der Patellasehne zugezogen hat und mehrere Wochen lang ausfallen wird, einer der stärksten Berliner. Er verabschiedete sich vor seinem Wechsel nach Melsungen mit neun Treffern.

Die Berliner stießen bereits im Kabinengang auf ihren nun feststehenden vierten Tabellenplatz mit Bier an. Gerüchten zu Folge sollen die Kollegen des Hamburger SV nach ihrem Triumph in der Champions League zu viel davon genossen haben – so dass sie am letzten Spieltag nur zu einem 30:30 bei Außenseiter Melsungen kamen und Fünfter bleiben. Ob nun aber der Hamburger SV als amtierender Titelträger direkt für die Qualifikation zur Champions League qualifiziert ist oder die Berliner als Vierter, bleibt offen. Das komplizierte Regelwerk des Weltverbandes wird den Füchsen noch bange Wochen des Abwartens bescheren. Aber das hielt die Spieler nicht vom Feiern ab. Sie steckten in einem gelben Menschenknäuel mit rund 100 mitgereisten Berliner Fans fest, das sich erst eine Stunde nach dem Abpfiff auflöste. Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson aber wunderte sich: Dass Funktionäre nun entscheiden, ob die Füchse Champions League oder EHF-Cup spielen, findet er „schon etwas komisch“. Christian Otto

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