zum Hauptinhalt
Owomoyela

© dpa

Verletzungssorgen: Wo tut’s denn weh?

Knöchel, Leiste, Knorpel und Achillessehne: Zehn Tage vor dem Start sind mehr als 50 Bundesligaprofis nicht einsatzfähig.

Berlin - Der FC Bayern München bestritt am Dienstagabend das Abschiedsspiel beim 1. FC Köln für Lukas Podolski ohne Stürmer: Podolski kann nach seiner Knorpelabsprengung noch nicht einmal geradeaus laufen, Luca Toni erlitt in der Vorbereitung einen Muskelfaserriss, bei Miroslav Klose ist die Sehne in der Schulter lädiert, Franck Ribéry klagt über Knieprobleme, Jan Schlaudraff kann nach seiner Bandscheibenoperation ohnehin noch nicht an Leistungssport denken.

Zehn Tage vor dem Saisonstart haben auch andere Bundesligavereine große Probleme wegen verletzter Spieler, mehr als 50 der knapp 500 Bundesligaprofis sind derzeit nicht einsatzfähig. Entnervt brach beispielsweise Frankfurts Trainer Friedhelm Funkel in der vergangenen Woche das Trainingslager in Herzlake ab. „So etwas habe ich in 16 Jahren Trainertätigkeit noch nicht erlebt“, klagte Funkel. Ihm fehlt fast die komplette Abwehr: Patrick Ochs mit Muskelfaserriss, Chris mit Innenbandriss, Aleksandar Vasoski erlitt einen Nasenbeinbruch, Sotirios Kyrgiakos, der nachweislich im Urlaub geschludert hatte, flog nach Athen, um seine Bauchmuskelbeschwerden behandeln zu lassen. Nur aus dieser Not heraus verpflichtete die Eintracht den mexikanischen Dopingsünder Aaron Galindo.

Ähnliche Notstandsmeldungen kommen aus Bremen. Als Torsten Frings im Test beim SC Paderborn vergangene Woche eine Kreuzband- und Innenbandschädigung erlitt, wurde kurzerhand ein Testspiel beim FSV Mainz 05 abgesagt – wegen Personalmangels. Ohnehin fallen Patrick Owomoyela (Sehne), Petri Pasanen (Achillessehne), Pierre Womé (Leiste) und Aaron Hunt (Leiste und Knie) über Wochen oder Monate aus. Bei Daniel Jensen zwickte zuletzt die Leiste, bei Carlos Alberto und Leon Andreasen der Oberschenkel. „An eine so schlimme Vorbereitung kann ich mich nicht erinnern“, sagt Sportdirektor Klaus Allofs, der an eine Verkettung unglücklicher Umstände glaubt. Was fraglos für Hugo Almeida gilt: Der portugiesische Nationalspieler verletzte sich beim „Abenteuer-Tag“ im Trainingslager in einer Schlucht am Sprunggelenk.

Auch der VfB Stuttgart blickt auf eine besorgniserregende Vorbereitung zurück: Dass der FC Bayern vor einer Woche das Ligapokal-Halbfinale beim Deutschen Meister leicht und locker mit 2:0 gewann, entlockte Manager Horst Heldt nur ein müdes Lächeln. „Uns war das wegen der vielen Verletzten ganz recht“, sagte Heldt. Zehn malade Spieler beklagten die Schwaben.

Ist das Training prinzipiell schuld an der Misere? Auffällig ist, dass Klubs in England, Spanien oder Italien einem generell anderen Trainingsaufbau vertrauen als jene in Deutschland. Sogenannte Lauftrainingslager, wie sie Schaaf auf Norderney oder Funkel im Zillertal durchführen ließen, sind Topklubs wie dem AC Mailand oder dem FC Chelsea seit Jahren fremd. Michael Ballack wunderte sich nach seinem Engagement in London im vergangenen Jahr darüber, wie schnell wettkampfspezifisch mit dem Ball trainiert wurde. Kaum lange Läufe, dafür viele kurze Belastungen, erstaunlich viele spielend. „Der Ball ist fast immer dabei, die Intensität in den Trainingsspielen ist sehr hoch“, sagte Ballack über seine ersten Impressionen, die so anders als die altbekannten Eindrücke aus München und Leverkusen waren.

Chelsea überlässt auf dem medizinischem Sektor nichts dem Zufall: Neben Chefcoach José Mourinho kümmern sich vier Kotrainer, sechs Masseure, drei Physiotherapeuten, ein eigener Fitnesscoach, ein Konditionstrainer sowie ein Ernährungsfachmann fast rund um die Uhr um das Wohlergehen des hoch bezahlten Personals. Die Folge: Trotz der hohen Anzahl an Spielen in England hat der englische Vorzeigeklub kaum mit Muskelverletzungen zu kämpfen.

Auch die Bundesliga treibt die Professionalisierung bei Betreuung und Individualisierung des Trainings jetzt mit mehr Personal voran. Ob das gegen eine Verletzungsserie wie die aktuelle helfen kann, ist allerdings fraglich. Denn die Ausfälle sind zu unterschiedlicher Natur, um von nur einer bestimmten Ursache auszugehen. Bei einigen Klubs scheint es sich tatsächlich um eine Verkettung unglücklicher Umstände zu handeln.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false