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Sport: Verordnetes Schweigen

Rassismus-Vorwürfe: Die DEL ermittelt nicht

Berlin - Am Ende mussten sich Marc Beaucage und Jean-Luc Grand-Pierre lieb haben. Vor dem dritten Play-off-Spiel zwischen der Düsseldorfer EG und den Hamburg Freezers am Dienstag wurden in den Katakomben der Arena von Düsseldorf Bilder inszeniert, auf denen die neue Harmonie im Verhältnis der kanadischen Eishockeyprofis illustriert werden sollte. Sie schüttelten die Hände, würdigten sich aber kaum eines Blickes. Schließlich stand eine rassistische Beleidigung im Raum: Beaucage soll seinen dunkelhäutigen Düsseldorfer Gegenspieler Grand- Pierre am Sonntag beim Spiel in Hamburg im Kabinengang „fucking Nigger“ genannt haben. Düsseldorfs Manager Lance Nethery hatte das publik gemacht, Beaucage bestritt aber alle Vorwürfe, gab sogar eine eidesstattliche Versicherung ab.

Am Montag hatten sich die Verantwortlichen beider Klubs noch in Rage geredet. Die DEG hatte eine Entschuldigung verlangt, „weil man mit Rassismus nicht spielt“, wie Trainer Don Jackson fand. Die Hamburger wehrten sich gegen die Vorwürfe, beschimpften dafür den Gegner. So soll Freezers-Spieler Jacek Plachta von einem Düsseldorfer als „scheiss Polacke“ beschimpft worden sein. Im Zwist hatten die Düsseldorfer ein Ermittlungsverfahren gegen Beaucage bei der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beantragt. Das aber wurde Dienstag eingestellt, wenige Stunden vor Beginn der dritten Partie teilte die Liga mit: „Die beiden betroffenen Spieler haben sich inzwischen ausgesprochen. Sie legen Wert darauf, dass der Vorfall nunmehr weder von der Ligagesellschaft, ihren Klubs noch der Öffentlichkeit weiter thematisiert wird.“

Tatsächlich ist das Schweigen angeordnet. Denn es drohen Geldstrafen. Die Hamburger hatten eine Unterlassungserklärung angefordert: Wiederhole Nethery seine Anschuldigungen, müsse er 10 000 Euro Strafe zahlen, sagte ein Anwalt der Freezers. Hinter den Kulissen haben sich beide Parteien danach geeinigt, den Fall nicht mehr zu thematisieren. Das gestellte Foto sollte das Bild abrunden. Allerdings sagt das Bild nun alles, was nicht gesagt werden sollte. Ein Beobachter des fotografierten Händeschüttelns sagte dem Tagesspiegel: „Da war ein tiefer Graben zwischen den beiden, das war alles nur Show. Die Sache ist für Grand-Pierre wohl kaum erledigt.“

Auf dem Eis gingen sich dann beide Kanadier im Spiel aus dem Wege. Der ehemalige Düsseldorfer Marc Beaucage wurde von den Düsseldorfer Fans bei jeder Puckberühung ausgepfiffen. Verteidiger Grand-Pierre sagte später: „Ich kann mich endlich wieder aufs Eishockey konzentrieren.“ Länger als die Hamburger wohl, denn Düsseldorf siegte am Dienstag 5:4 nach Verlängerung und führt nun 3:0 in der Viertelfinalserie. Gewinnt die DEG am Freitag Spiel vier in Hamburg (19.30 Uhr, live auf Premiere), dann wäre für die Freezers eine in mehrfacher Hinsicht unfreundliche Saison beendet.

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