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Sport: Verstärkung von oben

Bei Herthas Amateuren sollen auch die Profis spielen

Berlin - Richtig passt der Name eigentlich nicht mehr. Amateure, das hat noch etwas aus der alten Zeit. Andere Fußball- Bundesligisten – Dortmund, Köln und Mönchengladbach zum Beispiel – haben der Entwicklung längst Rechnung getragen. Ihre zweite Mannschaft heißt jetzt U 23. Hertha BSC aber behält die alte Bezeichnung auch weiterhin bei. Im Grunde betreibt der Berliner Bundesligist damit einen Etikettenschwindel. Wenn Herthas zweite Mannschaft am Sonntag gegen den Lokalrivalen Union ihr erstes Regionalligaspiel bestreitet, werden vier oder fünf Profis auf dem Platz stehen.

Cheftrainer Falko Götz hat seinen Spielern die freien Wochenenden gestrichen, auch denen, die nicht zum 18-Mann-Kader für die Bundesligaspiele gehören. Die Nicht-Berücksichtigten sollen künftig die Regionalliga-Mannschaft verstärken. Völlig neu ist das System nicht. Schon früher sind Profis bei den Amateuren zum Einsatz gekommen, die nach Verletzungen Spielpraxis sammeln sollten. „Seitdem ich hier im Januar Trainer geworden bin, ist es nie anders gewesen“, sagt Amateurcoach Karsten Heine.

Neu ist, dass das System noch durchlässiger werden soll als bisher. „Das ist ein Geben und Nehmen“, sagt Heine. In Herthas Profikader stehen schon jetzt fünf Spieler, die zuvor bei den Amateuren gespielt haben. Askan Dejagah wird im nächsten Sommer der Sechste sein. So wie es aussieht, könnte der U-19-Nationalspieler aber auch schon vorher in der Bundesliga zum Einsatz kommen.

Mit welchen Profis Amateurtrainer Heine planen kann, erfährt er oft erst am Freitag, wenn Falko Götz seinen Kader für das nächste Bundesligaspiel benannt hat. Da Herthas Amateure im dritten Versuch den Aufstieg in die Regionalliga geschafft haben, ist der Klassenunterschied für die Profis in Zukunft immerhin nicht mehr ganz so groß. Statt Motor Eberswalde und Sievershäger SV heißen die Gegner jetzt FC St. Pauli und VfL Osnabrück. „Das sind ja keine Feierabendteams“, sagt Heine. Nicht nur deshalb erwartet er bei den zurückgesetzten Profis keine Motivationsprobleme: „Natürlich können die sauer sein, nicht zum Bundesligakader zu gehören. Aber es gibt doch nichts Wichtigeres, als zu spielen.“

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