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Sander

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Vertragsverhandlungen: Angreifbarer Held

Trainer Sander verliert den Machtkampf in Cottbus. Er hatte gefordert, seinen 2008 auslaufenden Vertrag vorzeitig zu deutlich verbesserten Konditionen zu verlängern.

Von Karsten Doneck, dpa

Um die kleinen Dinge kümmert sich der Cheftrainer noch selbst. Als das Trainingsspiel ansteht, zieht Petrik Sander los, um in einer äußeren Ecke des Platzes die gelben Leibchen einzusammeln. Den Stapel trägt er zur Mittellinie, um sie dort zu verteilen. Für solche Nebentätigkeiten ist sich der Trainer des FC Energie Cottbus noch nie zu schade gewesen. Die Geste kommt an beim Publikum, dass sich gestern recht zahlreich zum Trainingsauftakt des FC Energie für die neue Saison im Cottbuser Eliaspark eingefunden hat. Doch Petrik Sander ist nicht nur der liebe Kerl, er eckt auch an. Ausgerechnet mit seinem Arbeitgeber liegt er derzeit im Clinch. Sanders Forderung, seinen 2008 auslaufenden Vertrag vorzeitig zu deutlich verbesserten Konditionen zu verlängern, fand beim Präsidium wenig Gegenliebe. „Wir haben uns jetzt erst einmal bis zum Winter vertagt“, sagt Präsident Ulrich Lepsch.

Bei genauerem Hinsehen ist dies eine schwere Niederlage für Sander. Er selbst hatte öffentlich seine Vertragsverlängerung eingefordert – und besaß dabei gute Argumente: In der vorigen Saison hatte Energie so viele Punkte erreicht wie noch nie in der Bundesliga (41). Und schon vier Spieltage vor Schluss war der Klassenerhalt gesichert. Wer das in Cottbus schafft, genießt in der Lausitz Heldenstatus.

Dass Sander danach Forderungen stellte, war verständlich. Dass er das aber öffentlich tat, war wohl ein Fehler. So machte sich der Held angreifbar. Und für Präsident Lepsch tat sich eine gute Gelegenheit auf, um zu kontern. Lepsch und Sander wird ohnehin nachgesagt, ihr Verhältnis sei sehr angespannt. Lepschs barsche Reaktion war deshalb nicht überraschend. „Wir hätten uns gewünscht, dass die von gegenseitigem Respekt geprägten Verhandlungen in aller Ruhe stattfinden“, tadelte er den Trainer. Und Manager Steffen Heidrich mäkelte an den finanziellen Forderungen des Chefcoaches herum: „Ein Vertragsabschluss kann ausschließlich im Rahmen unserer Möglichkeiten zustande kommen“, sagte Heidrich.

Sander hat die Rüffel sehr wohl verstanden. „Ich werde mich professionell verhalten, das Thema ist für mich erledigt“, sagt er. Dass die Angelegenheit für ihn enttäuschend ausgegangen ist, macht er freilich auch deutlich, indem er einen Mangel an Vertrauen in seine Arbeit registriert: „Die Gespräche sind ohne Ergebnis abgebrochen worden, aber das ist für mich auch schon ein Ergebnis.“ Der FC Energie seinerseits hat sich mit seiner Verweigerungshaltung gegenüber dem Trainer in eine günstige Position manövriert. Sollte der FC Energie in der ersten Hälfte der Saison 2007/08 sportlich in Not geraten, könnte der Trainer – ohne allzu üppige Abfindungszahlungen – kostengünstig in Urlaub geschickt werden. Manager Heidrich stellt vielsagend fest: „Wir machen Profifußball. Da wird nach Leistung und Ergebnissen abgerechnet. Und dann muss man sehen, ob das oder jenes passiert.“

Für Sander wird es schwer, sich zu behaupten. Auch, weil er ein neues Team aufbauen muss. Leistungsträger wie Radu, Munteanu und McKenna wurden verkauft, zehn Neue kamen hinzu. Zuletzt wurde der dänische Nationalstürmer Dennis Sörensen vom FC Midtjylland geholt, für 1,1 Millionen Euro. Er ist damit der zweitteuerste Einkauf der Cottbuser nach Radoslav Kaluzny, der einst 1,4 Millionen Euro gekostet hat. Ulrich Lepsch weiß um die Schwierigkeiten beim Neuaufbau. Deshalb hält er dem Trainer die Tür auch noch offen. „Die grundsätzliche Bereitschaft zur Vertragsverlängerung ist auf beiden Seiten vorhanden“, sagt der Präsident halbwegs versöhnlich. Auch Petrik Sander sieht die Angelegenheit eher schicksalhaft. „Manche wollen auch heiraten, und das klappt dann nicht. Damit muss man umgehen.“

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