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Hand drauf. Bastian Schweinsteiger (r.) bleibt den Bayern erhalten. Bei Louis van Gaal ist das noch nicht sicher.

© dapd

Vertragsverlängerung: Schweinsteiger hilft Van Gaal

Bastian Schweinsteiger verlängert seinen Vertrag bei Bayern München und spricht sich gleichzeitig für Trainer Louis van Gaal aus. Zuspruch, den der zuletzt wacklige Coach gut gebrauchen kann.

Sanft legte Louis van Gaal seine Wange in die aufgestützte Hand, er hielt ein paar Sekunden inne, schluckte kurz. Diese spontane Gefühlsregung hatte der Niederländer gewiss nicht eingeplant. Nach dem lockeren 3:0 gegen den FC St. Pauli thronte er auf dem Podium der Pressekonferenz und stellte sich den Fragen. Er plauderte darüber, wie wichtig die Vertragsverlängerung von Bastian Schweinsteiger für die Entwicklung beim FC Bayern sei. Der 26-Jährige sei schließlich ein „Weltklassespieler“, dazu „im Verein groß geworden“ und tief verwurzelt. Dann wurde van Gaal plötzlich still. Er wartete kurz, erst nach ein paar Sekunden fuhr er leise fort: „Und er hat gesagt, dass er auch wegen mir unterschrieben hat. Das freut mich sehr.“

Tatsächlich hatte Schweinsteiger die Verlängerung seines Vertrages bis 2016, die er den Fans gleich nach dem Spiel gegen St. Pauli via Stadionmikrofon verkündete, auffallend eng an den Verbleib des Niederländers geknüpft. „Die Verlängerung war auch eine Entscheidung für den Trainer“, sagte Schweinsteiger und stärkte van Gaals Position im Verein ungemein. Denn nach dem offenen Zwist mit Präsident Uli Hoeneß und nunmehr 17 Punkten Rückstand auf Dortmund steht die Zukunft van Gaals über die Saison hinaus auf eher wackligen Beinen. Nun hat ausgerechnet der Spieler, den sie gerade für teures Geld lange an den Verein gebunden haben, ein Treuebekenntnis abgelegt und den Verein damit sanft unter Druck gesetzt. „Ich sehe den Trainer jeden Tag, weiß, wie er tickt“, sagte Schweinsteiger. „Und ich hoffe natürlich, dass er noch länger beim FC Bayern bleibt.“

Der sichtlich gerührte van Gaal blieb ein eindeutiges Bekenntnis jedoch schuldig. Schweinsteigers Vertragsverlängerung kam plötzlich, die teilweise harsche Kritik der vergangenen Wochen hatte er nicht vergessen. Er erwarte nicht, dass seine Situation vor 2012 besprochen werde, sagte er – sein Vertrag läuft dann ohnehin aus. Helfen würden ihm sowieso nur Erfolge und Pokale, so weit habe er die Philosophie des FC Bayern schon verstanden. Auch Sportdirektor Nerlinger äußerte sich vorsichtig: „Jetzt müssen wir uns erstmal von den Gesprächen mit Bastian Schweinsteiger erholen“, flachste er. Dann sei Zeit für „alles andere“.

Alles andere ist nicht wenig. Gewiss, das Gerüst für die nächsten Jahre steht: Nach Lahm (bis 2016), Badstuber (2014), Müller (2015) und Ribéry (2015) hat nun Schweinsteiger verlängert. In der Winterpause soll jedoch ein Außenverteidiger kommen, andere Verträge laufen aus, wie der von Hamit Altintop, der gegen St. Pauli als Torschütze überzeugte. Schwer vorstellbar auch, dass der degradierte Argentinier Martin Demichelis im Januar noch ein Bayern-Trikot trägt.

Die größte Baustelle jedoch ist die Entscheidung darüber, wie intensiv die Bayern-Granden um den Schalker Manuel Neuer werben wollen, der im Sommer als Nachfolger von Jörg Butt nach München wechseln könnte. Die Fans haben schon kundgetan, was sie von einer Verpflichtung des Nationaltorhüters halten: nicht so viel. Am Samstagnachmittag entrollten sie Transparente, auf denen sie sich für eine Zukunft mit Nachwuchskeeper Thomas Kraft stark machten. Van Gaal äußerte sich zu diesem Reizthema diesmal nicht – er nutzte lieber den Abend für die ein oder andere Spitze in Richtung Vereinsführung. „Jeder im Verein wollte, dass Schweinsteiger unterschreibt.“ Dann lachte er laut auf: „Das war das erste Mal, dass wir uns alle einig waren.“

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