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Prasnikar

© dpa

Vertragsverlängerung: Wie aus einem Namenlosen ein Held wurde

Energie Cottbus verlängert den Vertrag mit seinem Retter Bojan Prasnikar bis 2010. Bojan Prasnikar hat es geschafft, den Verein in der Bundesliga zu halten.

Sein Kleidungsstil passt zu dem eines Bankangestellten. Dunkler Anzug, blaues Hemd und eine darauf farblich abgestimmte Krawatte. So bezieht Bojan Prasnikar gewöhnlich Position an der Seitenlinie. Kleider machen nun mal Leute. Von Prasnikar, dem Slowenen, geht dann eine faszinierende Ruhe aus – so lange, bis das Spiel angepfiffen ist. Rollt der Ball, kommt auch Bewegung in den Trainer des FC Energie Cottbus. Unruhig tigert der 55-Jährige dann in seiner Coaching- Zone umher, rudert wild mit den Armen, schimpft mal laut, mal leise vor sich hin. Die durch die Kleidung vorgegebene Noblesse verschwindet dann schon mal kurz hinter reinen Fußball-Emotionen.

Heldenstatus in der Lausitz

Bojan Prasnikar hat sich in der Lausitz in knapp siebeneinhalb Monaten Heldenstatus erarbeitet. Den bekommt in der Region jeder, der es schafft, Energie in der Fußball-Bundesliga zu halten. Das Cottbuser Führungsgremium weiß, was es an diesem Mann hat. Gestern verlängerte Energie den Vertrag mit dem Trainer vorzeitig um ein Jahr – bis 2010.

Prasnikar hat am 28. September 2007 seine Arbeit bei Energie aufgenommen. Seine Verpflichtung wurde höchst kritisch beäugt. Prasnikar? Bojan Prasnikar? Den kannte niemand. Dieser Fremde also sollte eine Mannschaft wie Energie Cottbus, die in den ersten sieben Bundesligaspielen unter Trainer Petrik Sander gerade mal zwei Punkte geholt hatte, vor dem Abstieg retten? Undenkbar.

Versprechen gehalten

„Alles wird in Ordnung kommen“, versprach Prasnikar bei seinem Amtsantritt. Nett gesagt, aber auch glaubwürdig? Erst recht ungläubiges Kopfschütteln erntete der neue Trainer, als er das nächste Versprechen alsbald nachschob. „Wir wollen mit spielerischen Mitteln zum Erfolg kommen“, sagte er. Energie Cottbus – das war doch bis dahin der Inbegriff für einen etwas grobschlächtigen Fußball, frei nach der Devise: Kraft vor Schönheit.

Prasnikar hat Wort gehalten. Mit akribischer Arbeit hat er in Cottbus ein Rudel wilder Kampfhunde gezähmt. Jetzt spielt Cottbus zwar längst noch nicht so sanft wie ein harmonisches Streichorchester, aber durchaus ansehnlichen Kombinationsfußball.

Blick schon auf die nächste Saison gerichtet

„Unser Trainer legt viel Wert auf Disziplin, er lebt 24 Stunden am Tag nur für den Fußball“, lobt Mittelfeldspieler Ervin Skela. Prasnikar hat es schon vor seinem Wechsel in die Bundesliga in seiner slowenischen Heimat zu Ruhm gebracht. Sensationell führte er NK Maribor 1999 in die Gruppenphase der Champions League. Mehrmals ließ er sich als Nationaltrainer Sloweniens anheuern. Das erste Mal trat er freiwillig zurück. Nach der Unabhängigkeit rang Sloweniens Fußball noch um die Aufnahme in den Weltverband (Fifa), die Nationalelf durfte vorerst nur Freundschaftsspiele bestreiten – zu wenig, um Prasnikars Ehrgeiz zu befriedigen.

Als der Cottbuser Klassenerhalt am vorigen Samstag nach dem 2:0 gegen den Hamburger SV feststand, hat Bojan Prasnikar in all den Jubel hinein plötzlich ein ganz nachdenkliches Gesicht aufgesetzt und gesagt: „Wir müssen uns in der nächsten Saison noch weiter verbessern.“ Das klang schon wie eine Kampfansage. Prasnikar selbst muss sich nun erst einmal einen neuen Anzug kaufen. Der alte ist nach den vielen Sekt- und Bierduschen nach dem HSV-Spiel wohl ruiniert.

Helen Ruwald

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