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Sport: Vertrauen in den Verletzten

Das Formel-1-Team von Toyota entschließt sich endlich dazu, Ralf Schumachers Verpflichtung zu verkünden

Endlich ist es auch offiziell. Ralf Schumacher wird ab der kommenden Saison für das Formel-1-Team von Toyota fahren. Sein Weggang von BMW-Williams überraschte nun wirklich niemanden mehr, höchstens der Zeitpunkt ist ein wenig ungewöhnlich: So kurz vor dem Grand Prix am kommenden Sonntag in Silverstone. Auch bei den Japanern hat sich offenbar intern die Auffassung durchgesetzt, dass es öffentlich einen guten Eindruck macht, gerade jetzt Ralf Schumacher das Vertrauen auszusprechen. In dieser persönlich schweren Situation. Nach seinem schweren Unfall von Indianapolis fällt Ralf Schumacher mindestens für das Rennen in Silverstone aus. Die Verkündung des Wechsel bedeutet nun: „Wir stehen hinter dir, um die Zukunft brauchst du dir keine Sorgen zu machen.“

Formel-1-Insider waren sich schon im Mai sicher, dass der Vertrag besiegelt ist. Dass BMW-Williams und Toyota damals nicht an die Öffentlichkeit gingen, ist nicht außergewöhnlich. Gerade unter großen Konzernen wird in so einem Fall schon mal ein bisschen Rücksicht aufeinander genommen. Einen neuen Fahrer zu haben, der für seinen alten Arbeitgeber vorher noch einige Siege einfahren kann, ist immer problematisch. Das Beispiel von Juan Pablo Montoya, der von BMW-Williams zu McLaren-Mercedes wechselt, verdeutlicht diesen Zwiespalt.

Diskussionen und Gerüchte gibt es ohnehin noch genügend. Beispielsweise darüber, dass Ralf Schumacher für die kommenden drei Jahre 50 Millionen Euro bekommen soll. Toyota-Teamchef Tsutomo Tomita hat diese Summe bereits dementiert: „Die kolportierten Zahlen werden in der Formel 1 immer gewaltig übertrieben.“ Viel interessanter ist die Frage, ob Ralf Schumacher mit dem Wechsel zu Toyota nicht seine Zukunft verkauft hat? Denn vier Jahre nach seinem Debüt fährt das in Köln ansässige Formel-1-Team trotz eines 400-Millionen-Budgets den besten Teams hinterher. Die Antwort darauf gibt der ehemalige Weltmeister Niki Lauda. „In zwei oder drei Jahren fahren die allen um die Ohren. Denn die haben das Geld, das Potenzial – und allmählich die richtigen Leute.“

Ralf Schumacher soll bei Toyota das schaffen, was seinem Bruder Michael bei Ferrari gelang: Ein Team an die Spitze führen. Die Schlüsselfigur dabei ist Mike Gascoyne, der Anfang dieses Jahres nach Köln kam, und auf technischer Seite die Fahrt an die Spitze leiten soll. Formel-1-Erfahrung hat der 41-Jährige schon bei McLaren, Sauber, Tyrrell, Jordan und vor allem zuletzt bei Renault gesammelt. Dort leistete er von 2000 bis 2003 die Aufbauarbeit, die das Team derzeit schon zur Nummer zwei hinter Ferrari macht. Bei Toyota, wo er Anfang 2004 seine Arbeit begann, will er als Technischer Direktor jetzt das Gleiche schaffen. „Wobei ich hier sogar eine bessere Basis habe – denn hier gibt es schon einen Motor, der Spitze ist, wir müssen also nur am Chassis arbeiten.“ Sein Zeitplan für Toyota: Gegen Ende der Saison 2004 sollen die ersten größeren Fortschritte sichtbar werden, 2005 dann Podiumsplätze in Reichweite sein, 2006 müsse man in der Lage sein, auf jeden Fall um Siege mitzukämpfen.

Mit Ralf Schumacher hat er schon einmal 1998 bei Jordan zusammengearbeitet. „Er war damals ziemlich jung, hatte natürlich nicht die Erfahrung von heute, aber ich bin immer sehr gut mit ihm ausgekommen“, sagt Gascoyne. Auch der Kritik, der sich Ralf in der ersten Saisonhälfte wegen seiner unzureichenden Platzierungen ausgesetzt sah, steht Gascoyne eher skeptisch gegenüber: „In der Formel 1 wird auch immer viel geredet.“

Er traut seinem neuen Piloten noch viel zu. „Ich halte ihn für einen sehr guten Fahrer“, sagt Gascoyne. Der Technische Direktor glaubt, dass der jüngere Schumacher nur die Unterstützung und den Rückhalt vom Team brauche, um siegfähig zu sein. „Ich glaube, er ist einer jener Fahrer, die diese gewisse Nestwärme einfach brauchen – auch wenn er nach außen vielleicht anders wirkt.“

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