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Sport: Vertrauen in die Fahnder

Die deutschen Biathletinnen holen in der Staffel Silber hinter den verdächtigen Russinnen

Olga Saizewa zögerte keine Sekunde. Ein Biathlon-Anhänger aus Russland war extra in die äußerste Ecke der Zuschauertribüne gelaufen, um der Schlussläuferin der russischen Frauenstaffel seine weiß-blau- rote Flagge in die Hand zu drücken. Die 30-Jährige griff freudig zu, lief die letzten hundert Meter mit der Fahne in der Hand, ehe sie sich im Ziel von ihren siegreichen Kolleginnen Svetlana Sleptsowa, Anna Bulygina und Olga Medwedzewa in Empfang nehmen ließ – für Russland war es am sechsten und vorletzten Renntag das ersehnte erste Gold bei dieser WM.

Die einst so stolzen russischen Biathleten wollen, das zeigte auch Saizewas Zieleinlauf wieder, wegen der drei aktuellen Dopingfälle in ihrem Team nicht vor Scham im Erdboden versinken. Im Gegenteil: „Für uns ist das keine Gold-, sondern eine Platinmedaille“, sagte Saizewa später. Die laut ihres Teamkollegen Maxim Tschudow vielen schlaflosen Nächte von Pyeongchang rückten so flugs in den Hintergrund. „Wir müssen darauf vertrauen, dass alle Betrüger erwischt wurden und dass diejenigen, die hier sind, auch sauber sind“, sagte Kati Wilhelm, die als Schlussläuferin der deutschen Staffel als Zweite ins Ziel kam. „Deswegen gratulieren wir ihnen auch – alles andere überlasse ich den Dopingfahndern.“

Den Frust über das verpasste Gold konnte das deutsche Team allerdings nicht verhehlen. Immerhin mussten die Russinnen ohne ihre Dopingsünderinnen Ekaterina Jurjewa und Albina Achatowa auskommen. Die deutschen Frauen, angetreten mit Martina Beck, Magdalena Neuner, Andrea Henkel und Wilhelm, gingen deshalb als Favoritinnen an den Start. Am Ende mussten sie sich mit Rang zwei vor Frankreich begnügen – vor allem wegen der drei Strafrunden, die sich Neuner (zwei) und Wilhelm (eine) jeweils beim Stehendschießen einhandelten. Und so musste auch Wilhelm eingestehen: „Am Schießstand sind die Russinnen einfach besser als die anderen Mannschaften.“

Besser als alle anderen war zwei Stunden zuvor beim Massenstart der Männer zur Abwechslung einmal nicht Ole Einar Björndalen gewesen. Nach seinem Hattrick mit Siegen im Sprint, in der Verfolgung und im Einzel war der 35-Jährige bereits am Donnerstag mit der norwegischen Mixed-Staffel nur Vierter geworden. Auch diesmal verfehlte Björndalen überraschend das Podest und wurde hinter den beiden Österreichern Dominik Landertinger und Christoph Sumann sowie dem Russen Ivan Tscheressow erneut Vierter. Hinter Björndalen kam der Sachse Michael Rösch als Fünfter zu seinem besten Ergebnis bei dieser WM. Unter „fernen liefen“ rangierte als 21. der Oberhofer Christoph Stephan. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis hingegen stieg nach sieben Fehlern in den ersten drei Schießeinlagen sogar ganz aus dem Rennen aus.

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