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Sport: Verwundbares Selbstbewusstsein

Deutsche Handballer verspielen beim 26:29 gegen Kroatien ihre letzte Titelchance bei der WM

Keiner machte ihm einen Vorwurf, und doch wirkte Florian Kehrmann niedergeschlagen. Mit gesenktem Blick stand der Kapitän der deutschen Handball-Nationalmannschaft in den Katakomben der Halle von Nabeul. Kehrmann versuchte, die dritte deutsche Niederlage in Folge bei der Weltmeisterschaft in Tunesien zu erklären. „Die Kroaten waren verwundbar, aber das war uns heute einfach nicht bewusst“, sagte der Mann aus Lemgo. Das mangelnde Selbstbewusstsein der Deutschen mündete dann in einer 26:29 (11:15)-Niederlage gegen Kroatien.

Heiner Brand war dennoch zufrieden. „Das ist ein gutes Ergebnis, denn wir haben uns trotz unserer personellen Situation nicht lächerlich gemacht“, sagte der Bundestrainer. Dabei hätte Brand enttäuscht sein können, denn seit gestern steht fest, dass der Titel bei der WM nicht an Deutschland vergeben wird. Mit 1:5-Punkten lag die deutsche Mannschaft schon vor dem Spiel gegen Kroatien scheinbar aussichtslos zurück im Rennen um einen der zwei Halbfinal-Plätze in der Hauptrundengruppe B. Doch nachdem Titelverteidiger Kroatien am Montagabend sensationell 25:28 gegen Norwegen verloren hatte, hatte sich doch noch eine rechnerische Möglichkeit aufgetan: Dafür hätten Deutschland und Serbien ihre verbleibenden beiden Spiele gewinnen müssen, Norwegen hätte Schweden unterliegen und gegen Spanien siegen müssen – dann wäre Deutschland, ein gutes Torverhältnis vorausgesetzt, mit 5:5-Punkten doch noch ins Semifinale eingezogen.

Entsprechend motiviert startete der Europameister in die Partie. Es war erneut Kehrmann, der zu Beginn ein Signal setzte. Der Rechtsaußen, dessen sagenhafte Trefferquote von 86 Prozent in diesem Turnier bisher unerreicht ist, traf nach einem Tempogegenstoß zum 1:0 (1.), vor dem 2:0 bediente er Grafenhorst mustergültig (3.). Doch die Kroaten ließen sich durch die furiose Eröffnung des Gegners keineswegs beunruhigen: Nach 24 Minuten lagen die Deutschen schon 7:13 zurück, es drohte ein Debakel. Doch die jungen deutschen Spieler zeigten Charakter und verkürzten noch einmal auf 14:16 (35.). Bis zum 24:26 durch Hegemann (55.) hielt Deutschland die Partie dann sogar offen. Doch ein technischer Fehler von Zeitz vor dem 24:27 bedeutete die Entscheidung. Nun geht es morgen gegen Schweden für die Deutschen nur noch darum, das Spiel um den neunten Platz zu erreichen.

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