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Sport: Verwunderte Siegerin

Im Mutterland des Fechtens begannen die Weltmeisterschaften für die deutschen Athleten mit einem großen Erfolg. Claudia Bokel gewann im französischen Nimes überraschend die Goldmedaille im Degen-Einzel.

Im Mutterland des Fechtens begannen die Weltmeisterschaften für die deutschen Athleten mit einem großen Erfolg. Claudia Bokel gewann im französischen Nimes überraschend die Goldmedaille im Degen-Einzel. Die 28-Jährige aus Bonn besiegte die favorisierte französische Doppel-Weltmeisterin Laura Flessel-Ludovic mit 12:8 nach Zeitablauf. "Ich hatte nichts zu verlieren. Eigentlich habe ich das gar nicht verdient, weil ich im Halbfinale so schlecht war", sagte Claudia Bokel mehr verwundert als überschwänglich über ihre erste Einzel-Medaille überhaupt bei einer WM.

Die in den vergangenen Jahren von Verletzungspech geplagte Bonnerin parierte die versammelte Konkurrenz mit ihrer Defensiv-Taktik. "Vor Nimes wusste ich nicht, wo ich stehe, aber vor dieser Kulisse zu kämpfen ist einfach toll", sagte sie nach ihrem Erfolg vor 3000 entgeisterten Zuschauern im römischen Amphitheater. Der Auftritt der französischen Degen-Ikone Flessel-Ludovic, die im Juni ein Baby geboren hatte und erst im August wieder mit dem Training angefangen hatte, hatte zuvor sogar die ohnehin stockende Organisation zum Erliegen gebracht. Rang drei ging an die Schweizerin Gianna Halblützel-Bürki und die Schwedin Maria Isaksson.

Der Traum von einer Medaille ist für die deutschen Säbelfechterinnen dagegen geplatzt. Vize-Europameisterin Sandra Benad (Eislingen) und Stefanie Kubissa aus Dormagen schieden als letzte Deutsche im Achtelfinale aus. Die Weltranglisten-Dritte Benad unterlag überraschend der Russin Irina Baschenowa 10:15. Die erst 16 Jahre alte Mannschafts-Europameisterin Kubissa verlor das Duell mit Xue Tan (China) 7:15. Säbelfechter Willy Kothny (Koblenz) schied im Viertelfinale unglücklich aus. Auch die deutschen Florettfechter um den Weltcupsieger Ralf Bißdorf gewannen keine Medaille.

Claudia Bokel hatte im Achtelfinale die Olympiasiegerin und Weltranglisten-Erste Timea Nagy (Ungarn) 15:7 von der Planche gefegt. "Es ist auch einmal schön, gegen eine Olympiasiegerin zu gewinnen", sagte die 28-Jährige, die erfolgreich Revanche für die Viertelfinal-Niederlage in Sydney nahm. "Zum Schluss war sie genauso verzweifelt wie ich damals", stellte Bokel zufrieden fest.

Das Team von Degen-Bundestrainer Manfred Kaspar rehabilitierte sich für Einzel- und Mannschafts-Pleiten bei der Europameisterschaft im Juli in Koblenz. "Ganz so tot, wie wir uns selbst nach Koblenz gesagt hatten, sind wir doch noch nicht", resümierte Kaspar. Gesamt-Weltcupsiegerin Imke Duplitzer (Heidenheim) hatte das Pech, im Achtelfinale auf Lokalmatadorin Flessel-Ludovic zu treffen und 13:15 zu verlieren.

Verschaukelt fühlte sich Säbelfechter Kothny. 14:12 lag er im Viertelfinale vorn, dann gab der ägyptische Obmann drei umstrittene Treffer für den Franzosen Matthieu Goudain. "Der Obmann hat die letzten drei Treffer einfach umgedreht", klagte Bundestrainer Joachim Rieg. "Das ist ein Unding, dass Leute hier jurieren, die sonst bei keinem Weltcup dabei sind", wetterte Delegationsleiter Lutz Schirrmacher.

Ralf Bißdorf muss weiter auf seine erste WM-Medaille warten. Der 30-Jährige verlor das deutsche Achtelfinal-Duell mit Christian Schlechtweg (Berlin) 13:15. "Superärgerlich, zu verlieren. Meine Aktionen waren schlecht vorbereitet", sagte Bißdorf. Die Hoffnungen auf Edelmetall zerstörte der Franzose Brice Guyart, der beim 15:1 im Viertelfinale Schlechtweg keine Chance ließ.

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