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Roter Schrott. Sebastian Vettels Auto erreichte auf Umwegen die eigene Garage.

© Carl de Souza/AFP

„Was zum Teufel macht der?!“: Vettel und Leclerc schießen sich von der Strecke

In Brasilien gewinnt Max Verstappen sein achtes Rennen in der Formel 1. Doch der Sieg wird von einer Kollision der Konkurrenten überschattet.

Sebastian Vettel trat gegen das Vorderrad seines Ferrari, riss sich den Helm vom Kopf und blieb dann erstmal fast regungslos stehen. In einem irren Rennen auf dem legendären Kurs in Interlagos eskalierte der Zoff zwischen Vettel und seinem Teamkollegen Charles Leclerc.

In der 66. Runde berührten sich die Wagen der beiden, als Vettel zum Überholen ansetzte. Leclerc riss es das rechte Vorderrad ab, Vettel konnte auch nicht mehr weiterfahren. „Es ist blöd für das Team, wenn beide Autos nicht die Zielflagge sehen“, sagte der übelgelaunte Heppenheimer nach dem Desaster in seinem 100. Grand Prix für die Scuderia. Ein klärendes Gespräch mit Leclerc werde „es irgendwann geben“.

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In der Box verfolgten die Ingenieure entsetzt das turbulente Geschehen, Teamchef Mattia Binotto steht vor dem Formel 1-Finale in zwei Wochen in Abu Dhabi in einer für Ferrari ohnehin enttäuschenden Saison vor schwersten Aufräumarbeiten. „Was zum Teufel macht der?!“, hatte Vettel noch im Auto über Leclerc geschimpft.

In einer wahnwitzigen Schlussphase sicherte sich Max Verstappen im Red Bull den Sieg. Lewis Hamilton musste sich bei der Zieldurchfahrt hinter Toro-Rosso-Mann Pierre Gasly zunächst mit Rang drei begnügen. Wegen eines regelwidrigen Überholversuchs mit Verstappens Teamkollege Alexander Albon kassierte der Mercedes-Mann später aber eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe und fiel damit als Siebter aus den Podesträngen.

„Der Start ist wahnsinnig wichtig, aber es kommen danach noch 71 Runden“, hatte Vettels Teamchef Binotto vor dem Erlöschen der Roten Ampeln gesagt. Die Startreihe eins besaß ordentlich Brisanz: Verstappen vs. Vettel. Der Polesetter hatte die Scuderia um Vettel wegen eines überraschenden Leistungsabfalls zuletzt der Schummelei bezichtigt. Am Freitag in Brasilien waren die beiden Ferrari noch die schnellsten gewesen, in der Quali am Samstag jedoch nicht mehr.

Für Verstappen lief erstmal alles nach Plan. Der Red-Bull-Mann führte das Feld nach seiner zweiten Karriere-Pole in die ersten Runden. Der von Position zwei gestartete Vettel versuchte dagegen zu halten und zog nach rechts auf die Seite Hamiltons. Der Brite blieb im Mercedes aber cool und raste anfangs des Senna-S außen am Deutschen vorbei.

Start-Verlierer. Sebastian Vettel (r.) muss Lewis Hamilton im Mercedes passieren lassen.
Start-Verlierer. Sebastian Vettel (r.) muss Lewis Hamilton im Mercedes passieren lassen.

© Nelson Antoine/dpa

Hamilton war zwei Wochen nach seiner sechsten WM-Krönung in Austin mit einem speziellen Helmdesign als Tribut an Brasilien und Legende Ayrton Senna gestartet. An der Spitze aber hielt Verstappen, den im vergangenen Jahr eine Kollision mit Esteban Ocon den fast schon sicheren Sieg in Interlagos gekostet hatte, seine Führung.

Für eine Aufhol-Show sorgte Vettels Teamkollege Leclerc. Nach einem Motorenwechsel ging der Monegasse nur als 14. in den vorletzten Saisonlauf. Nach zehn Runden hatte er aber schon acht Rivalen überholt. Vorne raste das Trio Verstappen, Hamilton und Vettel indes auf Sichtkontakt.

Hamilton kam in der 21. Runde als erster der Sieg-Kandidaten an die Box. Endlich. Dadurch kam Action in das bis dahin eher ereignislose Rennen. Verstappen zog eine Runde später ebenfalls mit der weichen Mischung nach, wurde aber vor der Ausfahrt aus der Boxengasse von Williams-Pilot Robert Kubica fast in die Mauer gedrängt. Eine Fünf-Sekunden-Strafe für Kubica war die Folge.

Vettel ließ sich erst in Umlauf 25 frische Reifen aufziehen, Ferrari entschied sich hier für die mittlere Mischung. Der Hesse versuchte, an Verstappen und Hamilton ranzukommen. Der Engländer beklagte derweil über Funk eine angeblich falsche Reifenwahl, Probleme mit dem Motor und Unregelmäßigkeiten in der Elektronik. Mit der Spannung war es dann erstmal wieder vorbei.

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„Die Reifen sind im Arsch“, schimpfte Hamilton und erhielt in Runde 44 bei seinem zweiten Wechsel die Medium-Gummis. Red Bull wollte kein Risiko eingehen und tauschte erneut direkt in der Runde nach dem Briten die Reifen bei Verstappen. Vettel lag nun bei einem Stopp weniger mit knapp sieben Sekunden in Front.

Sein Tempo brach aber ein. 21 Runden vor dem Ende musste auch Vettel zum zweiten Mal an die Box. Bis auf Platz vier fiel der Heppenheimer dadurch zurück, rund 20 Sekunden fehlten ihm auf Spitzenmann Verstappen.

Nach einem Motorschaden bei Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas kam in der 54. Runde das Safety Car zum Einsatz. Das Feld zog sich zusammen, die Spannung stieg.

„Der Ort hier hat den Hang zum Drama“

Während Verstappen nun zum dritten Mal in die Garage fuhr und für die Schlussphase noch einmal frische Reifen bekam, blieb Hamilton draußen und übernahm Rang eins. Nach fünf Umläufen wurde das Rennen wieder freigegeben – und Verstappen überholte Hamilton sofort furios. Vettel verlor den Zweikampf gegen den zweiten Red-Bull-Mann Albon und fiel zurück.

Fünf Runden vor Schluss dann das Drama! Im knallharten Zweikampf krachten Vettel und Leclerc zusammen. Beim Monegassen riss vorne rechts das Rad ab, der Deutsche schlitzte sich links den Hinterreifen auf.

Vettel schimpfte, Leclerc wütete. Für beide war das Rennen beendet. Nach diesem Rennen klingt Vettels Aussage in den Tagen vorher – „der Ort hier hat den Hang zum Drama“ – fast schon zynisch. Bei Ferrari jedenfalls dürfte es in den kommenden Tagen ordentlich knistern. (dpa/Tsp)

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