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Sport: VfB Stuttgart - Bayern München: Ohne Gas und Kupplung

Dieser junge Owen Hargreaves sieht ein ganz kleines bisschen aus wie Stefan Effenberg, und Antonio di Salvo könnte ohne Probleme als jüngerer Bruder von Mehmet Scholl durchgehen. Die beiden spielen bei Bayern München, und irgendwie zählen sie im Augenblick zu den Stützen des Deutschen Meisters.

Dieser junge Owen Hargreaves sieht ein ganz kleines bisschen aus wie Stefan Effenberg, und Antonio di Salvo könnte ohne Probleme als jüngerer Bruder von Mehmet Scholl durchgehen. Die beiden spielen bei Bayern München, und irgendwie zählen sie im Augenblick zu den Stützen des Deutschen Meisters. Der eine 19 Jahre alt, der andere 21. Der eine kennt die Welt des Fußball aus der Zeit in Kanadas unendlicher Einsamkeit bei den Calgary Foothills. Der andere lernte beim BV Bad Lippspringe, wie das funktioniert mit dem Ball. Dass Trainer Ottmar Hitzfeld im Stuttgarter Daimlerstadion erst einmal mit bangem Blick seine Ersatzbank entlang schaute, verdeutlicht in welchem Dilemma die stolzen Bayern zurzeit stecken. "Früher", klagte Manager Uli Hoeneß nach der 1:2-Niederlage beim VfB Stuttgart, "da konnten wir Gas geben, wenn es nötig war. Da hatten wir Alternativen, aber nun, ist keiner mehr da." Außer Hargreaves und Di Salvo.

Das ist ungefähr so wie wenn bei der Autoproduktion am Fließband mal der fehlt, der die Rücksitze einbaut, dann der für den Kasten mit Wischwasser und dann der für das Lenkrad. Das Auto steht da, von außen blitzsauber, doch irgendwas fehlt. So ähnlich geht es den Bayern. Effenberg, Elber, Sergio, Jeremies oder Kupplung, Gaspedal, Bremse und Navigationssystem. "Das war heute so ein Wetter, da muss man seinen inneren Schweinehund überwinden, wenn man zurückliegt", sagte Hoeneß. Das aber haben die Aushilfsarbeiter bei der Firma Bayern noch nicht gelernt. Und die anderen Stars wie Mehmet Scholl und Ciriaco Sforza, die "waren ausgepowert und müde von der Nationalmannschaft" (Hoeneß). "Die bräuchten mal eine Pause, aber das geht nicht."

Und so nahm das Unheil seinen Lauf. In der 70. Minute trottete Ciriaco Sforza so traurig und matt vom Feld wie er vorher gespielt hatte. Für ihn kam Hargreaves. Es stand 1:2. Wenn bei anderen irgendeiner von der Bank "Los Männer, Aufholjagd" gebrüllt hätte, schauten die Bayern, dass sie hier in Stuttgart nicht ordentlich eines auf die Mütze bekamen. Ergebnis halten. Nochmals - bei einem 1:2 Rückstand. Irgendwie hatten sie auf ein wenig Glück gehofft als Carsten Jancker nach fünf Minuten das 1:0 erzielte und Schiedsrichter Bernd Heynemann den Treffer auch noch wertete. "Das war ein klares Foulspiel", schimpfte Timo Hildebrand im Tor der Stuttgarter. Er hatte Recht. Jancker kickte ihm den Ball aus seinen Händen.

Aufgeweckt hat die anschließende Aufregung nur den VfB. Die Bayern schliefen in der warmen Herbstsonne fast ein. Pablo Thiam und Krassimir Balakow bestraften die Münchner Nachlässigkeiten mit ihren Toren zum 2:1-Sieg. Und jetzt? Mehmet Scholl winkte ab. "Wir haben ein kleines Tief und da kommen wir wieder raus. Schon die Champions League, das ist wieder ein ganz anderes Spiel, der Trainer wird das schon richten." Die Frage ist dann nur: Wer steht bei den Bayern gegen Helsingborg oder nächste Woche in der Bundesliga im Derby gegen Unterhaching am Fließband. Hargreaves oder Effenberg?

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