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VfB Stuttgart: Der letzte Mann als Bauernopfer

Vor dem heutigen Europa-League-Spiel gegen Benfica Lissabon wechselt Stuttgart den Torwart. Der VfB erhofft sich von Routinier Marc Ziegler mehr Stabilität.

Hansi Müller hat wohl schon eindeutig Stellung bezogen. Man solle das Europa-League-Spiel gegen Benfica Lissabon angesichts der prekären Lage des VfB Stuttgart in der Fußball-Bundesliga doch lieber „wegschenken“, soll der ehemalige Profi des VfB Stuttgart gesagt haben. Und Manager Fredi Bobic hatte gar geklagt, am Sonntag im Bundesligaspiel sei Eintracht Frankfurt eindeutig im Vorteil und ausgeruht, während sein VfB mit dem schweren Lissabon-Spiel in den Beinen in diese wichtige Partie gehen müsste.

Am Mittwoch hat sich allerdings manche Sichtweise geändert. Aus dem Duell mit Lissabon (21.05 Uhr, live bei Sat 1 und Sky), in dem es nach dem 1:2 im Hinspiel um den Einzug ins Achtelfinale geht, ist plötzlich eine Art Test geworden. Denn an diesem Tag verkündeten die Schwaben einen Torwarttausch. Der 34 Jahre alte Marc Ziegler wird im Tor stehen, der 22-jährige Sven Ulreich geht dafür auf die Bank. Der Personalwechsel im Tor ist wohl die letzte Gelegenheit, eine positive Veränderung herbeizuführen. „In der jetzigen Situation spielt Erfahrung eine Rolle“, sagte Bobic.

Ulreich, gab Labbadia zu, sei nicht der Alleinschuldige. Auch die Innenverteidiger und die Mittelfeldspieler hätten Fehler gemacht. Vor allem Serdar Tasci und Matthieu Delpierre fanden nie zu konstanter Form. Das Bauernopfer bleibt aber Ulreich. Der Mann, den der VfB als Nachfolger von Jens Lehmann ausgesucht hatte, wirkte selten souverän, war aber auch selten ein Totalausfall. Schon unter Trainer Armin Veh aber wurde 2008 die Frage lauter, ob Ulreich der Durchbruch gelingen würde. Das setzte sich unter Christian Gross fort. Der Schweizer wollte einen erfahrenen Torwart und sprach sich intern gegen Ulreich aus. Die VfB-Führung legte ihr Veto ein und glaubte daran, dass Ulreich mühelos in die Fußstapfen Lehmanns wachsen könne, obwohl die Mannschaft erfahrene Profis verloren hatte.

Im Winter 2010/2011 kamen auch Labbadia erste Zweifel und er drängte auf einen Wechsel. „Wir haben das klar und fair gemacht“, sagte Labbadia, der am Mittwoch zuerst Ulreich und dann Ziegler informiert hatte. Man habe definitiv zu viele Tore kassiert und erhoffe sich jetzt „eine gewisse Stabilität“. Doch auch Ziegler steht trotz seiner bisherigen 103 Bundesligaspiele vor einer Herausforderung. Nur Mönchengladbach (57) und Bremen (48) kassierten in dieser Saison mehr Gegentore als die Stuttgarter.

Ursprünglich war Ziegler aus Dortmund geholt worden, um Ulreich zu unterstützen. „Er hat sich tadellos als Nummer zwei verhalten“, sagte Labbadia. Man habe sich die Sache gut überlegt, wichtig sei aber, „dass wir jetzt eine Entscheidung getroffen haben“. Labbadia wirkte fast erleichtert, dass er die Personalentscheidung hinter sich gebracht hatte.

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