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Fels in der Brandung. Huub Stevens gab dem taumelnden VfB Halt und stabilisierte das verunsicherte Team.

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VfB Stuttgart: Huub Stevens: Der Retter und die Zweifel

Huub Stevens hat Stuttgart stabilisiert und in der Bundesliga gehalten. Damit hat der ehemalige Hertha-Trainer alles erreicht, was für ihn zu erreichen war. Beim VfB träumt man trotzdem schon von anderen Trainern.

Wenn Bernd Wahler von Fußballtrainern träumt, spielt Huub Stevens nicht die Hauptrolle. Es ist sogar zweifelhaft, ob der Niederländer überhaupt darin vorkommt. Der Präsident des VfB Stuttgart hat andere Favoriten, die ihm in der Nacht begegnen. Thomas Tuchel aus Mainz zum Beispiel. Den sieht Wahler besonders deutlich vor sich. Tuchel aber ist weit weg und gebunden bis 2015.

Ins Jobprofil eines Entwicklers und Perspektivtrainers passt Huub Stevens eher nicht, obwohl man ihm damit unter Umständen Unrecht tut. Stevens war eine Notlösung in Stuttgart, die nun ihren heiklen Auftrag mit Erfolg beendet hat. Der Feuerwehrmann hat mit einer Mannschaft, die dem Abstieg entgegentaumelte, den Klassenerhalt geschafft. Stevens ist der große Sieger der schwäbischen Chaoswochen.

Dass sich Stevens noch ziert, jetzt etwas zu seiner Zukunft zu sagen, zeigt nur: Der Mann ist ein Profi, der sich keine Mogelpackung vorsetzen lassen will. Bleiben will er trotzdem, darauf deutet vieles hin. Und den Stuttgartern bleiben wenig Alternativen. Stevens ist nicht nur beim Anhang beliebt, sondern hat auch dem aus den Fugen geratenen Team Halt und Struktur gegeben. Er hat junge Spieler eingebaut wie Daniel Didavi und Carlos Gruezo – Vedad Ibisevic setzte er im Endspurt auf die Bank. Der Bosnier hat keine Zukunft mehr in Stuttgart. Stevens hat ihm das schonungslos gezeigt.

Rund eine Million Euro soll Stevens laut „Bild am Sonntag“ für seinen Rettungsjob bekommen haben. Das hat er sich wohl redlich verdient. Abspeisen lassen will sich Stevens aber nun nicht. Neue Spieler sollen her, was eine Menge Geld kostet. Und wem die Stuttgarter Anhänger die Schuld für die Krisensaison geben, stand beim 1:2 gegen Wolfsburg auf Plakaten in der VfB-Arena. „Danke Fredi und Bernd für die geile Saison“, gerichtet an Manager Bobic und Präsident Wahler. Oder: „Nichts erreicht, nur verhindert.“

Stevens hat alles erreicht, was für ihn zu erreichen war. Die Frage ist nun: Wie verarbeiten die Stuttgarter die Zweifel, die mit Stevens verbunden sind? Wird er in Zukunft zu stur auf Wünsche des Klubs reagieren, zu sehr das ihm so sympathische Credo „Die Null muss stehen“ verfolgen, obwohl der Klub von schwungvollem Angriffsfußball träumt – ohne freilich selbst moderne Strukturen zu haben und bisher überzeugende Investitionsbereitschaft zu zeigen?

Dabei kommt Stevens Stuttgarter Tagebuch einem Lehrbuch gleich. Er einte die zerstrittenen Fraktionen „Alt“ und „Jung“, indem er eine klare Rangordnung schuf. Er forderte Teamspirit ein, den er bekam. Spieler wie Cacau und Traoré blühten auf, obwohl sie den VfB verlassen. Stevens schuf Regeln wie Handyverbot auf dem Klubgelände und ordnete gemeinsames Frühstücken und Mittagessen an, um die Kommunikation zu fördern. Und er erfüllte die in der Not entstandene Sehnsucht seines Kaders nach mehr Stabilität im Spiel. Er schuf die Atmosphäre völliger Konzentration.

Es spricht also prinzipiell wenig dagegen, mit diesem Retter weiterzumachen. Wären da nicht die Träume des Präsidenten und manches anderen. Stevens’ Frau, so heißt es, sei inzwischen schon in Stuttgart gewesen, um ihren Mann zu besuchen und sich umzuschauen. „Wir werden mit Huub Stevens sprechen und sehen, welche Vorstellungen er hat“, sagt Manager Fredi Bobic.

„Wir haben schon einiges besprochen“, entgegnet Stevens. „Ich habe einige Empfehlungen gegeben.“ Das bedeutet, Stevens nannte den Stuttgartern die Voraussetzungen, unter denen er einen neuen Vertrag unterschreibt. Im Idealfall nur für ein Jahr. Dann könnte auch Präsident Wahler weiter von Thomas Tuchel träumen.

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