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© dpa

VfB Stuttgart: Magie und Egoismus

Der VfB Stuttgart kommt auch durch das 3:1 gegen Urziceni nicht zur Ruhe. Vor allem Torwart Jens Lehmann sorgt weiter für Ärger.

Jens Lehmann grinste. Nicht nur der 3:1 (3:0)-Sieg über Unirea Urziceni und der daraus resultierende Sprung ins Achtelfinale der Champions League bereiteten dem Torwart des VfB Stuttgart sichtlich Vergnügen. Der 40-Jährige lächelte auch so, als wolle er sagen: Wenn es drauf ankommt, kann mir keiner was. Vor dem triumphalen Europapokalabend hatte Lehmann in Richtung der VfB-Vereinsführung geätzt, die Entlassung von Trainer Markus Babbel sei auf Druck eines Haufens „pubertierender Jugendlicher“ erfolgt. Sportdirektor Horst Heldt konterte, Lehmanns Aussagen seien „von purem Egoismus geprägt“, Babbel habe keinen Ausweg mehr gewusst. Obwohl Heldt vor Wut kochte, wusste Lehmann genau, dass die Stuttgarter im Bundesliga-Abstiegskampf nicht auf seine Dienste verzichten können.

Die Welt des VfB Stuttgart ist also auch nach dem unverhofften Erfolg noch lange nicht wieder in Ordnung, Heldt konnte sich kaum einmal zu einem Lächeln hinreißen. Dabei hätte gerade er viele Gründe gehabt, Freude zu empfinden, die nächste Champions-League-Runde verheißt den Schwaben eine Einnahme von zehn Millionen Euro. Aber nicht einmal die Torte, die man Heldt im TV-Studio zum 40. Geburtstag vor die Nase stellte, wollte ihm gefallen. Auch am Abend des Triumphes wirkte der Sportdirektor urlaubsreif und erschöpft, die Kritik an ihm ist ebenfalls immer noch nicht gänzlich verstummt.

Bei Christian Gross war dies anders. Der 55 Jahre alte Schweizer sei „genau der, den wir jetzt gebraucht haben“, sagte Sami Khedira, den Gross wegen dessen Offensivqualitäten gegen die Rumänen unbedingt im Team haben wollte. „Schnell nach vorne und im Abschluss“, beschrieb der Mittelfeldmann die Anweisungen des neuen Trainers. „Er hat uns erklärt, wie er das Spiel sieht“, sagte Khedira, der zwei Vorlagen gab. Nach fünf Minuten bereitete er Ciprian Maricas Kopfballtreffer zum 1:0 vor, vor dem 3:0 passte er den Ball zum russischen Torschützen Pawel Pogrebnjak. Christian Gross sprach vom guten „vertikalem Spiel nach vorne“, lenkte die Aufmerksamkeit aber sofort wieder in Richtung Bundesliga. Dort steht der VfB auf Rang 16. „Der Abstiegskampf wird brutal“, sagte Gross. „Wir dürfen uns jetzt nicht vom heutigen Abend blenden lassen.“

Der neue Held der Stuttgarter gab gerne zu, die vergangenen Tage seien seine „schwierigste Vorbereitung“ gewesen. Er habe die Mannschaft zwar „gespürt“, wirklich gekannt nach nur drei Tagen aber noch nicht. Gross führte unzählige Gespräche, vermittelte „Selbstvertrauen, weil die Spieler aus einer negativen Emotion kamen“, brachte Struktur ins Spiel und lieferte der tief verunsicherten Mannschaft neue Orientierungspunkte. Diesmal reichte das. In der Bundesliga wartet am Sonntag in Mainz die nächste Prüfung.

Auch für Jens Lehmann. Der gestand am Ende ein: „Gross hat ganz offensichtlich eine bestimmte Magie entfacht.“ Bevor er sich verabschiedete, konnte sich Lehmann einen Seitenhieb auf die Stuttgarter Verantwortlichen jedoch nicht verkneifen. „Ich weiß nicht, wie dünnhäutig die sind“, sagte er in Richtung VfB-Vorstand.

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