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VfB Stuttgart: Trippeln auf der Stelle

Nach dem 1:1 gegen die Glasgow Rangers kehrt beim ambitionierten VfB Stuttgart Ernüchterung ein.

Alexander Hleb schaute weder rechts noch links. Er hatte es eilig. Er wolle so schnell wie möglich in einem der Vip- Räume seinen Berater treffen, teilte er nach dem 1:1 gegen die Glasgow Rangers mit, um sich den Frust von der Seele zu reden. Themen gab es genug. Der Fehlstart des VfB Stuttgart in die Champions League war ebenso darunter wie die Rotation, die Teamchef Markus Babbel verordnet hatte, mit der seine Mannschaft aber nicht zurecht kommt und die sie nur eingeschränkt akzeptiert. Vor allem aber ging es um den Gemütszustand des 28-jährigen Weißrussen, der sich aus verschiedenen Gründen in einer Schieflage befindet.

Hleb spürt in diesen Tagen, wie schwer es fällt, Erwartungen zu erfüllen: die eigenen, die der Kollegen und die der Fans. Zuerst musste er den Trainingsrückstand ausgleichen, da er später mit der Saisonvorbereitung begonnen hatte. Jetzt plagt ihn eine hartnäckige Muskelverletzung im Gesäß. Auf dem Rasen war Hleb nach einer guten halben Stunde praktisch lahm gelegt. Er dirigierte nach der Stuttgarter Führung durch Pawel Pogrebnjak in der 18. Minute nur noch und signalisierte nach einer Stunde aus dem Mittelkreis, er schaffe auch das nicht mehr. Jeder Schritt schmerzte, obendrein war die Enttäuschung zu verkraften, nicht der sein zu können, den alle in ihm sehen – Ideengeber und Antreiber einer Mannschaft, die sich national und international hohe Ziele gesteckt hat.

39 000 Zuschauer auf der Stuttgarter Stadionbaustelle hatten den Eindruck, mal versteht die Mannschaft Hleb nicht, mal war es umgekehrt. Sicher ist, es passt noch nicht alles zusammen beim VfB, der weiter seine Linie sucht und höchst instabil wirkt. „Es ist kein physisches Problem“, sagte Babbel, „es ist ein psychisches.“ Die Mannschaft habe Angst gehabt, den Sieg nach Hause zu bringen. Und Manager Horst Heldt sagte: „Vielleicht müssen wir uns daran gewöhnen, nur kleine Schritte machen zu können.“ Heldt wirke dabei so ernüchtert wie der Rest des Klubs. Dann aber kehrte er die letzte Portion Trotz zusammen und verkündete: „Wir halten trotzdem an unseren Zielen fest.“

Die Frage ist, ob das Publikum die Politik der kleinen Schritte mitgeht. Gegen Glasgow war das nicht der Fall. Das Publikum fing früh an zu pfeifen. Und es bleibt die Frage, wie viel Rotation der Mannschaft gut tut. Noch am Montag veranstaltete Babbel so etwas wie ein Symposium mit seinen Spielern, um ihnen die Vorzüge der steten Personalwechsel erneut zu erläutern. Bei manchem Spieler aber kommt die Sorge auf, im Rennen um einen WM-Platz im jeweiligen Nationalteam durch die Rotation vor allem persönlich zu leiden, was zu Verkrampfung und wenig Teamgeist führt. „Wenn wir so weiter spielen, bleiben wir stehen, dabei wollen wir doch nach oben“, sagte Kapitän Thomas Hitzlsperger.

Teamchef Babbel sprach von einer „ gefühlten Niederlage für die Spieler“. In nächster Zeit wird er wohl erst einmal weniger rotieren, um die Lage zu stabilisieren, sonst steht auch ihm ein heißer Herbst ins Haus. Er sei zuversichtlich für das „schwere Spiel gegen Köln“ ließ Babbel noch wissen. Zur Erinnerung: Stuttgarts nächster Gegner in der Bundesliga ist Tabellenletzter und hat noch kein Spiel gewonnen. Das Spiel gegen Köln aber ist in der Tat zu einem äußerst schwierigen geworden. Gelingt dem VfB wieder kein Sieg, wird es nicht nur neue Pfiffe geben. Der Weg aus dem Tief würde dann noch beschwerlicher werden. Alexander Hleb wird gegen den Tabellenletzten wohl fehlen. Er braucht wirklich dringend eine Pause, um den Kopf frei zu bekommen.

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