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© dpa

VfL Wolfsburg: Das inoffizielle Spitzenteam

Wolfsburg klettert hoch und stapelt tief. Nach dem 4:3 gegen Schalke, dem neunten Heimsieg in Folge, ist der VfL im Tittelkampf angekommen - auch wenn Trainer Magath anderes behauptet.

Als der offizielle Teil beendet war, konnte Felix Magath seine eigentlichen Emotionen nicht mehr verstecken. Geradezu lausbubenhaft grinste der 55-Jährige und wirkte so beschwingt, als hätte ihm eines seiner sechs Kinder einen ganz besonderen Herzenswunsch erfüllt. Vielleicht waren in diesem Moment auch beim stets selbstbewussten Felix Magath die letzten Zweifel ausgeräumt, dass sein Experiment mit dem VfL Wolfsburg noch irgendwie schief gehen könnte. Der Manager Magath konnte dem Trainer Magath zu einem weiteren erfolgreichen Spiel gratulieren - und umgekehrt.

"Für ein Spitzenteam sind wir zu grün"

Das 4:3 über den FC Schalke 04, der weiterhin im Niemandsland der Liga sein Dasein fristet, war der sechste Sieg seiner Mannschaft in Folge. In der laufenden Saison hat Wolfsburg elf Heimsiege feiern können, davon zuletzt neun in Folge. Solche Statistiken können nur Spitzenteams aufweisen. Der vorläufige Platz zwei am Freitagabend dürfte als weiteres sicheres Indiz für Titelambitionen gelten. Doch sowohl Trainer als auch Manager Magath wollen diesen Begriff im Zusammenhang mit den Niedersachsen weiterhin von sich weisen. „Für eine Spitzenmannschaft sind wir zu grün“, sagte Magath, „solche dumme Fehler machen Mannschaften nicht, die Meister werden wollen.“

Grafite mit 17 Toren in 15 Spielen

Dabei hatte seine Mannschaft in den vorangegangenen 90 Minuten genau das Gegenteil gezeigt. Nach zunächst zimperlichen 20 Minuten, in denen die Westfalen durch Heiko Westermann in Führung gegangen waren, hatte sich die Wolfsburger Offensive dazu entschieden, ernsthaft ins Spielgeschehen einzugreifen. Allen voran der Brasilianer Grafite, der mit seinen drei Treffern nun insgesamt 17 Tore in 15 Partien erzielt hat und damit die beste Quote aller Bundesligastürmer aufweist. Auch Dezkos Erfolgserlebnis sorgte dafür, dass die Schalker letztlich nicht mehr als eine kleine Hürde im Zielsprint um die Meisterschaft waren. Selbst die zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch Jermaine Jones und Kevin Kuranyi waren statistische Fußnoten, aber nie eine ernsthafte Gefahr für die Niedersachsen. „Ob wir Meister werden? Wir machen uns wirklich keinen Kopf darum. Wir haben ja oft genug gesagt, dass wir international spielen wollen, und da sind wir auf einem guten Weg“, sagte Grafite.

Keine Gleichgültigkeit mehr auf der Haupttribüne

Im Wolfsburger Umfeld ist dagegen so etwas wie Euphorie entstanden. Eigentlich ein Begriff, der in der Autostadt im Zusammenhang mit Fußball noch nicht gebräuchlich war. Eine der auffälligsten Veränderungen der Ära Magath ist auch an den Zuschauern auszumachen. Nahm vor ein paar Jahren die meist überschaubare Menge das oft durchschnittliche Gekicke der VfL-Profis mit erschreckender Gleichgültigkeit hin, so fiebern mittlerweile sogar die Besucher auf der Haupttribüne lautstark mit. „In unserem Stadion herrscht eine tolle Stimmung. Das hat uns in dieser Saison schon sehr geholfen“, sagte Magath. Dass er dieses Urteil einmal fällen könnte, hatte er sich bei seinem Amtsantritt im Sommer 2007 wohl auch nicht erträumt.

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