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VfL Wolfsburg: Edin Dzeko - der Markt wird entscheiden

Wolfsburg wird Stürmer Edin Dzeko kaum halten können und auch Zvjezdan Misimovic zieht es in die Ferne, er ist beim VfL unzufrieden.

Von Christian Otto

Sie hatten ihr Idol umlagert, angehimmelt und mutig befragt. Es war herrlich anzusehen, wie Edin Dzeko, der sonst so wortkarge und beherrschte Profi, kürzlich im Gespräch mit bosnischen Jugendfußballern richtig redselig wurde. Der neugierige Nachwuchs stellte im Grunde die gleichen Fragen wie die vielen neugierigen Reporter, die den Star im Trikot des VfL Wolfsburg auf Schritt und Tritt verfolgen. Und natürlich ging es wieder um das Problem, ob der Torjäger Dzeko im Sommer zu einer richtig großen Karriere aufbricht. „Es geht mir nicht um das Geld, sondern um die Perspektive“, sagte Dzeko, der den Deutschen Meister für eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von 40 Millionen Euro vorzeitig verlassen darf.

Kaum jemand bestreitet, dass Dzeko eine solch horrend hohe Summe wert ist. Es geht bloß noch um die Frage, welcher europäische Spitzenklub sie demnächst überweisen wird, um ihm eine Perspektive mit Auftritten in der Champions League zu bieten. „Edin ist für mich der kommende Weltfußballer“, sagt VfL-Trainer Lorenz-Günther Köstner. Dass Dzeko, der gestern seinen 24. Geburtstag gefeiert hat, gerade zu Niedersachsens Fußballer des Jahres gewählt worden ist, fasst dessen Dilemma auf eine putzige Art zusammen. Denn der Bosnier wirkt in einer Mannschaft, die aus ihrem Lorbeer anlässlich der überraschenden Meisterschaft im Vorjahr nicht besonders viel gemacht hat, wie ein Hochbegabter. Dzeko ist frei von Allüren, scheut keinen Zweikampf, verletzt sich trotzdem so gut wie nie und trifft mit links, rechts sowie per Kopf nach Belieben. „Ich glaube eher nicht, dass er bei uns bleibt“, meint VfL-Stürmer Grafite, der von seinem krisenfreien Partner längst in den Schatten gestellt worden ist.

Dzekos Konstanz und Klasse sind beim VfL Wolfsburg, der sich im Niemandsland der Bundesligatabelle um Besserung bemüht, zum Rettungsanker geworden. Nichts gegen die Europa League, in der heute (21.05 Uhr/live bei Sat 1) im Heimspiel gegen Rubin Kasan der Einzug in das Viertelfinale perfekt gemacht werden soll. Aber der Mann für das Wesentliche wartet auf ein Signal des Vereins, wie es in Wolfsburg weitergeht. Trotz der jüngsten Erfolge unter der Regie von Interimstrainer Köstner lässt sich nicht leugnen, dass vor allem die Leistungsträger auf etwas Größeres warten. Dass Spielmacher Zvjezdan Misimovic trotz seines bis 2013 laufenden Arbeitsvertrages öffentlich mit einem Wechsel liebäugelt, hat auch mit dem Stau an Entscheidungen beim Meister zu tun. „Ich spiele für den Verein und niemanden sonst“, pflegt Misimovic zu sagen, wenn er über Köstner spricht, der ihn zuletzt häufig ausgewechselt hat. Misimovic sehnt sich nach einem neuen, aus seiner Sicht besseren Trainer und scheint zugleich seine Zukunft mit der von Dzeko zu verknüpfen. Der Zuarbeiter und sein Vollstrecker bilden ein bosnisches Duo, das mehr als ein kollegiales Verhältnis miteinander verbindet.

Auf die Frage, ob mächtig viel Geld oder weitere Dzeko-Tore und Misimovic-Pässe der bessere Ansatz für die Zukunft des VfL Wolfsburg sind, muss in erster Linie Dieter Hoeneß eine Antwort finden. Als Vorsitzender der Geschäftsführung könnte der Manager für Dzeko und Misimovic einen Transfererlös von rund 60 Millionen Euro erzielen. Auf Misimovic und sein leicht divenhaftes Verhalten ist Hoeneß nicht gut zu sprechen. Bei Dzeko, dessen Abschied durch eine Klausel in seinem Vertrag nicht zu verhindern wäre, ist die Sachlage anders. „Der Markt und Edin werden entscheiden, was passiert“, befürchtet Hoeneß, der fieberhaft an einer neuen Lösung für die neue sportliche Leitung des VfL arbeitet.

Dzeko braucht vermutlich keine Anweisungen von der Bank, um Tore zu schießen. Misimovic aber möchte endlich wissen, wer künftig für die taktische Ausrichtung seines Teams zuständig ist. Dass er mit dem knorrigen Köstner noch auf einen Nenner kommt, ist nicht zu erwarten. Und der Interimstrainer dürfte nicht mehr weit davon entfernt sein, den Denker und Lenker seines Teams sogar ganz auf die Ersatzbank zu verbannen. „Er sollte mit seinen Aussagen aufpassen, denn die gehen auch in die Mannschaft“, sagt der Disziplin-Liebhaber Köstner.

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