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Update

VfL Wolfsburg - Hamburger SV 2:0: Der VfL Wolfsburg bleibt oben, der HSV bleibt unten

Die Rekordserie des VfL Wolfsburg hält an: Gegen den Hamburger SV gab es bereits den achten Pflichtspiel-Sieg in Folge. Dabei reichte den Wölfen eine souveräne Leistung. Die Hamburger dagegen wachten zu spät auf - und patzten in wichtigen Situationen.

Von Christian Otto

„Ich wusste nicht, wer hinter mir her war. Ich bin einfach weitergelaufen“, sagte Kevin de Bruyne und zuckte mit seinen schmalen Schultern. Die Erfolgsgeschichte des VfL Wolfsburg, dem mit dem 2:0 (1:0) gegen den Hamburger SV der sechste Sieg in der Fußball-Bundesliga in Folge gelungen ist, war soeben um ein besonderes Kapitel bereichert worden. Konter des VfL Wolfsburg, der Belgier sprintet fast 80 Meter lang mit dem Ball am Fuß über das Spielfeld und leitet dann aus vollem Lauf per Querpass den entscheidenden Treffer ein – spätestens nach dieser Szene in der 63. Minute war klar, warum der kleine de Bruyne zu den ganz Großen seiner Branche zählt.

Die Unterlegen waren leicht perplex. „Das ist einfach Qualität. Das muss man neidlos anerkennen“, gestand HSV-Trainer Joe Zinnbauer. Er war so nett, eine gemeine Personalie innerhalb des eigenen Teams zu verschweigen. Sein Mittelfeldspieler Valon Behrami war fast 80 Meter lang hinter de Bruyne hergerannt. Er war schlichtweg zu langsam, um den Wolfsburger zu stören oder zu foulen.

Wenn Wolfsburg will, dann kann es auch

Das kluge Spielsystem und das selbstbewusste Auftreten des VfL Wolfsburg brachten vor 30 000 Zuschauern insgesamt zum Ausdruck: Wenn die wirklich wollen, gewinnen sie auch. Und vor allem der unermüdlich rennende, passende und schießende Belgier de Bruyne erzwingt die entscheidenden Situationen. Der derzeit beste Vorbereiter der Liga war an der Entstehung des 1:0 (27. Minute) beteiligt, als Ivica Olic nach einem Volleyschuss von ihm den Ball noch entscheidend abfälschen konnte. Und dann war da eben dieser Kraftakt zum 2:0 (63.), von dem Aaron Hunt bei seinem eleganten Treffer profitierte. „Kevin ist ein Spieler, der sich seine Räume sucht. Das ist die Extraklasse, die du für Siege brauchst“, sagte VfL-Cheftrainer Dieter Hecking, der sich mit den Wolfsburger auf dem 2. Tabellenplatz hartnäckig einnistet.

Das Bemühen, wieder mehr zu spielen als zu treten, war dem Hamburger SV eine Woche nach dem umstrittenen und überhart erkämpften Erfolg gegen Bayer Leverkusen nicht abzusprechen. Das Team um Kapitän Rafael van der Vaart ärgerte die favorisierten Wolfsburger mit einer eher defensiven Ausrichtung zumindest in den ersten zehn Spielminuten und kurz nach der Halbzeit. Insgesamt aber kamen die Hamburger in große Bedrängnis. Ihre Außenverteidiger Dennis Diekmeier und Matthias Ostrzolek hatten mit dem kontrollierten Anrennen des Gegners ihre liebe Mühe.

Ähnlich strukturiert wie Borussia Mönchengladbach

Sie kamen über das reine Verteidigen nie hinaus, wussten sich oft nur durch Foulspiele zu helfen und sahen in der 1. Halbzeit folgerichtig Gelbe Karten. Auf der Gegenseite führten ihre Berufskollegen Christian Träsch und Vieirinha voller Elan vor, was ein Außenverteidiger im modernen Profifußball alles können muss: Bälle abfangen, die Außenlinie entlangsprinten und flanken in Serie. Dass Vieirinha eigentlich Mittelfeldspieler ist und nur aus personeller Verlegenheit als Außenverteidiger aufgeboten worden war,  sagt viel über dessen individuelle Klasse und die kollektiven Möglichkeiten des VfL.

Der Höhenflug des VfL Wolfsburg, der in der Bundesliga, im DFB-Pokal und der Europa League glänzt, ist für den Verein mit einem erheblichen Imagegewinn verbunden. Im Windschatten des FC Bayern München, der an der Tabellenspitze einsam seine Kreise zieht, wird dringend ein ernst zu nehmender Herausforderer gesucht. Da kommt im Kampf gegen die Langeweile selbst der angesichts seiner großen Finanzkraft oft angefeindete Autobauer-Verein gerade recht. Wolfsburg spielt ähnlich wie Borussia Mönchengladbach sehr stabil und strukturiert. Das überfordert die Konkurrenz und verdient Applaus. Dass der VfL in der bundesweiten Wahrnehmung als Bayern-Jäger eingestuft und dabei auch geschätzt wird, dürfte zu den wichtigsten Erfolgen des immer wieder belächelten Vereins zählen.

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