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Da verliert sogar der Ball seine Form. Fußballerisch war es eher dürftig, was Stuttgarter und Wolfsburger (hier Molinaro, links, und Cicero) gestern im Abstiegskampf boten. Foto: Reuters

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Vfl Wolfsburg im Abstiegskampf: Die Erschütterung zum Schluss

Beim Einstand von Felix Magath kassiert Wolfsburg ein spätes Gegentor und spielt nur 1:1 in Stuttgart

Erst zwei Wochen ist es her, dass Felix Magath mit seiner Mannschaft beim VfB Stuttgart gespielt hat: Mit Schalke verlor er 0:1. Gestern kam er als Cheftrainer des VfL Wolfsburg, und viele hatten ein besonderes Ergebnis erwartet, weil das Magaths Ruf entsprochen hätte, der Mann für besondere Dinge zu sein. Am Ende sprang für ihn aber nur ein 1:1 (1:0)-Unentschieden heraus. Weil Georg Niedermeier der Ausgleich für die erschreckend schwachen Stuttgarter erst in der Nachspielzeit gelang, fühlte sich der Teilerfolg wie eine Niederlage an. Der VfL bleibt Vorletzter.

„Wir sind bestraft worden, weil wir nicht genug getan haben“, schimpfte Magath nach dem Spiel. Der neue Wolfsburger Trainer wirkte fast ein bisschen erschüttert über den Auftritt des VfL. „Der Zustand der Mannschaft ist tatsächlich schlecht“, sagte Magath. „Körperlich ist nicht viel drin. Ich mache mir ernsthaft Sorgen.“ Zumal Magath nicht den Eindruck gewonnen hat, dass alle Spieler den Ernst der Lage erkannt haben: Einige glaubten, sie seien besser als der Tabellenstand. „Das Spiel hat gezeigt, dass die nächsten Wochen schwierig werden“, sagte Magath und kündigte umfassende konditionelle Arbeit an.

Es passte immerhin zu den Kuriositäten der abgelaufenen Woche, dass der Brasilianer Grafite kurz vor der Pause die Wolfsburger Führung erzielte. Der Stürmer hatte gleich nach der Rückkehr des Wolfsburger Meistertrainers von 2009 verkündet, er werde jetzt acht Tore in den nächsten vier Spielen erzielen.

Grafite gilt als Sympathisant des umstrittenen Trainers, der im Unternehmen Abstiegskampf zunächst auf seine Vertrauensleute von einst zu setzen scheint. Nach nur einer richtigen Trainingseinheit bot Magath sieben Spieler aus seiner Meistermannschaft auf. Auf dem Rasen stand in Stuttgart die älteste Wolfsburger Mannschaft in dieser Saison. Im Tor zum Beispiel ersetzte überraschend der 37 Jahre alte Andre Lenz den verletzten Diego Benaglio, und nicht etwa der 14 Jahre jüngere Marwin Hitz.

Allein die überraschende Rückkehr von Magath schien die Stuttgarter zu verunsichern. Es dauerte bis zur 24. Minute, bis der Gastgeber die erste Chance hatte. Lenz aber konnte den Schuss von Timo Gebhart aus acht Metern mit den Fäusten abwehren. Kurz darauf gab es die erste wirklich aufregende Szene in einem bis dahin meist langweiligen Spiel. Serdar Tasci unterlief gegen Grafite ein Patzer. Der Wolfsburger passte den Ball im Stuttgarter Strafraum zu Diego. Dessen Schuss aus kurzer Distanz konnte Sven Ulreich kurz vor der Linie abwehren. Erst elf Minuten später nahm das Spiel wieder Fahrt auf, nachdem Shinji Okazaki den Ball am Strafraumeck verloren hatte. Beim Versuch zu klären schoss Stefano Celozzi einen Wolfsburger an, und von dessen Bein landete der Ball bei Grafite. Der Brasilianer umkurvte Niedermeier mit einer geschickten Drehung und schoss den Ball unter die Latte zur VfL-Führung.

Die Stuttgarter, die auf ihren verletzten Spielmacher Tamas Hajnal verzichten mussten, verloren auch Zdravko Kuzmanovic und Serdar Tasci durch Verletzungen. Der VfB war ohne Hajnal im Spielaufbau so ideenlos, dass Wolfsburgs Defensive selten in Gefahr geriet. Jan Polak wäre um ein Haar das 2:0 gelungen. Ulreich verhinderte den Treffer mit einem Reflex. Es sah nicht gut aus für die Stuttgarter. Wolfsburg vergab durch Grafite und Diego mehrfach die Chance, den Vorsprung auszubauen. Ulreich erhielt dem VfB mit seinen Paraden in der Schlussphase das letzte Fünkchen Hoffnung auf ein spätes Tor. „Für uns ist der Punkt Gold wert“, sagte Stuttgarts Trainer Bruno Labbadia. „In punkto Moral nehmen wir einiges mit.“

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