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VfL Wolfsburg: Magath will jetzt Meister werden

Beim 4:0 über Hoffenheim spricht der Wolfsburger Trainer Felix Magath zum ersten Mal vom Titel – und muss sich trotzdem Pfiffe anhören, weil er zu Schalke wechseln könnte.

Der Stadionsprecher des VfL Wolfsburg meinte es wahrscheinlich besonders gut – oder er war einfach nur schrecklich naiv. Nachdem er die Wolfsburger Spieler für die Begegnung gegen die TSG Hoffenheim vorgestellt hatte, blieb nur noch einer übrig, und der bekam eine ganz besondere Anmoderation: „Dieser Mann hat uns an die Spitze der Bundesliga gebracht.“ Aber dieser Mann soll den VfL auch nach der Saison verlassen und Trainer bei Schalke 04 werden. Wie also würde das Wolfsburger Publikum auf Felix Magath reagieren? Um kurz vor halb vier gab es gestern eine recht eindeutige Antwort: Die Leute pfiffen. „Damit muss ich leben, kann ich leben“, sagte Magath später über Unmut der Zuschauer. Nach dem 4:0 (0:0)-Sieg gegen Hoffenheim lassen sich die Pfiffe zumindest etwas leichter ertragen.

Die Situation für den VfL hat sich durch den Erfolg erheblich entspannt. Er bleibt mit drei Punkten vor den Bayern Tabellenführer, vor allem aber hat er erfolgreich gegen den Verdacht des Scheiterns angespielt. Innerhalb einer Woche war alles ins Wanken geraten: erst durch die Niederlage in Cottbus, dann durch die Spekulationen um Magath. Die Mannschaft aber gab eine deutliche Antwort. „Es war ein Riesenschritt heute“, sagte Spielmacher Zvjezdan Misimovic. Und auch Magath sprach zum ersten Mal vom Titel, fast beiläufig: „Jetzt geht es darum, die Tabellenführung zu verteidigen und einen weiteren Schritt in Richtung Meisterschaft zu machen.“ Natürlich war das auch ein Ablenkungsmanöver. Magath will weiterhin nichts bestätigen oder dementieren, was seine Zukunft betrifft. Auch nicht die Meldung, dass sein Vertrag beim VfL bereits in diesem Sommer endet und nicht erst 2010.

Dass sich für die Wolfsburger gegen Hoffenheim alles in Wohlgefallen auflösen würde, war lange Zeit keineswegs sicher. Zwar entwickelte sich ein flottes und kurzweiliges Spiel, aber daran war auch der Aufsteiger beteiligt. „Wir haben bis zum 0:1 nicht nur gut mitgespielt, sondern auch die größere Zahl an guten Tormöglichkeiten gehabt“, sagte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick. Demba Ba scheiterte in der ersten Hälfte gleich zweimal vor dem Tor. Erst kurz vor der Pause wurden die Angriffsbemühungen der Wolfsburger zwingender. Doch Torhüter Timo Hildebrand bestritt sein bisher bestes Spiel für die TSG und bewahrte seinen Klub mehrmals vor dem Rückstand. Ende der ersten Hälfte parierte er gegen Christian Gentner und zweimal gegen Misimovic. In der Nachspielzeit hatte Hildebrand Glück, dass Grafite mit einem Schuss nur den Pfosten traf.

Nach der Pause übten die Wolfsburger noch stärkeren Druck aus, ohne sich zunächst klare Chancen zu erspielen. Das 1:0 nach etwas mehr als einer Stunde entsprang eher dem Zufall. Misimovic wollte den Ball im Mittelfeld am Hoffenheimer Boubacar Sanogo vorbeilegen, doch der fälschte den Ball so unglücklich ab, dass sich daraus ein Traumpass über die eigene Abwehrreihe entwickelte. Edin Dzeko nahm die unabsichtliche Vorlage geschickt mit und vollstreckte zur Führung für den VfL. „Mit dem 1:0 war im Grunde das Spiel erledigt“, sagte Magath. Kurz darauf setzte sich Grafite der rechten Seite durch, seine Hereingabe fand erneut Dzeko, der das 2:0 erzielte.

Grafite auf Dzeko – genauso fiel nur vier Minuten später auch das dritte Tor für den Tabellenführer. Diesmal flankte der Brasilianer von der linken Seite. Am langen Pfosten nahm Dzeko den Ball volley und vollendete mit dem 3:0 den ersten Hattrick seiner Profikarriere. Der Bosnier (19 Saisontreffer) jagt nun seinen Teamkollegen Grafite als Führenden der Torschützenliste. Der Brasilianer aber erhöhte kurz vor Schluss mit einem verwandelten Foulelfmeter auf 4:0 für den VfL – und auf 23 Saisontreffer für sich selbst. Dass der Hoffenheimer Andreas Beck für das Foul, das zum Strafstoß führte, Gelb-Rot sah, spielte in der allgemeinen Wolfsburger Glückseligkeit schon gar keine Rolle mehr.

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