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Sport: Videobeweis: Video gucken, ganz ruhig - Im Eishockey bewährt sich die Torkamera inzwischen

Nicht die Technik hatte versagt, sondern wieder mal der Mensch. Ein Tor, das keines war, bescherte vergangenes Jahr den New Jersey Devils die begehrteste Trophäe im Eishockey, den Stanley Cup.

Nicht die Technik hatte versagt, sondern wieder mal der Mensch. Ein Tor, das keines war, bescherte vergangenes Jahr den New Jersey Devils die begehrteste Trophäe im Eishockey, den Stanley Cup. Im entscheidenden Spiel der Finalserie in der nordamerikanischen Profiliga NHL schoss Brett Hull für die Devils gegen die Dallas Stars in der Verlängerung den Siegtreffer zum 2:1. Der Schiedsrichter war sich nicht sicher, dass das Tor regulär erzielt worden war und konsultierte den so genannten Video-Judge. Der sitzt in der NHL vor einem Fernseher, um dem Referee nach dem Studium der Videoaufzeichnung zu sagen, ob der Puck wirklich hinter der Linie war. Damals aber versagte der Herr. Ihm entging, was Millionen von Zuschauern im Fernsehen sahen: Hull war vor dem Puck im Torraum gewesen, ein klares Torraumabseits.

Trotz dieses Negativbeispiels, Eishockey ohne Videobeweis ist nicht mehr denkbar, auch nicht in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Dort setzt man bereits seit Mitte der 90er Jahre auf die Bilder vom Band. Zunächst gab es den Videobeweis nur bei Spielen, die vom Fernsehen übertragen wurden. Das führte nicht immer zu befriedigenden Ergebnissen, wie DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke bericht: "Da musste der Schiedsrichter vom Eis, vorbei an johlenden Zuschauern in die Katakomben, und im Studio hatte dann hat dann schon ein fuchtelnder Reporter auf ihn gewartet." Seit dieser Saison geht es professioneller zu. In jedem DEL-Stadion sind Kameras installiert, die aus der Vogelperspektive Tor und Torraum erfassen. Der Schiedsrichter kann die Aufzeichnungen auf einem Gerät, das gleich neben der Eisfläche platziert ist, ungestört einsehen.

Hatte es anfangs noch Ärger mit klemmenden Videorekordern, technikunerfahrenen Schiedsrichtern oder kaputten Bändern gegeben, so hat sich der Videobeweis inzwischen etabliert. Im Schnitt einmal pro Spiel schaut in der DEL ein Schiedsrichter in die Glotze. In der Regel ist in wenigen Minuten entschieden, ob Tor oder kein Tor. Bei der DEL ist man zufrieden. "Der Videobeweis hat sich etabliert und trägt zur Beruhigung bei kritischen Szenen bei", sagt Tripcke. Um die Beweisaufnahme noch zu beschleunigen, wolle man künftig nach dem Vorbild NHL einen offiziellen Video-Richter einführen. Freilich, der kann - wie eben in jenem NHL-Finale - auch danebenliegen.

In der DEL gab es in dieser Saison eine ähnlich kritische Situation: Beim vierten Play-off-Viertelfinale zwischen den Berlin Capitals und den Adler Mannheim war das entscheidende 3:2 für die Capitals durch Rob Guillet umstritten. Diesmal versagte die Technik: Die Bilder zeigten nicht, ob der Puck die Linie überquert hatte. Seit dieser Saison freilich darf in NHL und DEL anhand des Videobeweises nicht mehr über Torraumabseits entschieden werden. Sicher ist sicher.

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