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Sport: Viel Aufwand für zu wenig

Kurz vor Schluss erreicht Hertha BSC vor einer Minuskulisse ein 1:1 gegen Nürnberg

Berlin - Ein bisschen schien es, als schmunzele Hans Meyer. Die Situation, die ihm eigentlich die Laune hätte verderben müssen, kennt er schließlich bestens: Ein paar Minuten noch zu spielen. Ein Freistoß für Hertha BSC von der Seite, der Ball fliegt hoch in den gegnerischen Strafraum, und dann kommt der Lange, wie sie Alexander Madlung nennen, angeflogen und köpft den Ball ins Tor. So war es vor knapp 19 Monaten in München, als Alexander Madlung mit seinem Treffer bei 1860 den Berliner Fußball-Bundesligisten und seinen Trainer Hans Meyer vor dem Abstieg rettete. So war es auch gestern Abend, im Berliner Olympiastadion. Fünf Minuten vor Schluss köpfte Madlung nach einem Freistoß von Andreas Neuendorf zum 1:1-Endstand ein. Gegen den 1. FC Nürnberg und dessen Trainer Hans Meyer. „Ich wusste nicht, dass Madlung kopfballstark ist“, sagte Meyer.

Es war ein später, aber verdienter Ausgleich für Hertha. In der letzten halben Stunde dominierten die Berliner das Geschehen, erarbeiteten sie sich gefühlte 75 Prozent Ballbesitz und hatten auch einige gute Chancen. Den zusätzlichen Energieschub verdankten sie allerdings vor allem dem Führungstreffer der Nürnberger. „Nach dem 1:0 haben wir plötzlich Druck gemacht“, sagte Manager Dieter Hoeneß. Trainer Falko Götz wechselte drei neue Stürmer ein (Ellery Cairo, Solomon Okoronkwo und Ashkan Dejagah), und die Nürnberger konnten sich kaum noch aus der Belagerung befreien. „Wir waren nicht clever und stark genug, um Hertha noch mal richtig zu kitzeln“, sagte Hans Meyer.

Herthas Rückstand hatte Christopher Samba mit einem Stellungsfehler begünstigt. Nach einem Pass von Ivica Banovic stand Ivan Saenko frei vor Torhüter Christian Fiedler und vollendete zum 1:0. Weil Dick van Burik und Josip Simunic immer noch verletzt fehlten und Götz etwas überraschend Sofia Chahed auf der Bank gelassen hatte, kam Samba in der Innenverteidigung zu seinem ersten Bundesliga-Einsatz von Beginn an. Die fehlende Spielpraxis war Samba deutlich anzusehen. In der achten Minute sah er nach einem Foul an Banovic die Gelbe Karte, weil er zuvor die Flugbahn des Balles falsch berechnet hatte, fünf Minuten später stand Samba nach zwei weiteren Fouls am Rande des Platzverweises. Trainer Falko Götz versetzte ihn daraufhin aus der Innenverteidigung auf die rechte Seite, „damit er aus den Zweikampfsituation rauskommt und sich ein bisschen beruhigt“.

So wie Samba brauchte auch Hertha eine gewisse Zeit, um sich an Spiel und Gegner zu gewöhnen. „Wir hätten die Nürnberger noch mehr zu Fehlern zwingen müssen“, sagte Hoeneß. Das gelang den Berlinern erst ab der 20. Minute besser. Nürnbergs Trainer Meyer klagte, dass seine Spieler „zwei-, dreimal richtig geträumt und geschlafen“ haben. Hertha betrieb einen hohen läuferischen Aufwand, eroberte sich früh die Bälle zurück, nutzte die Überlegenheit aber erneut nicht zu Toren. Allerdings wurde der erste Ausgleichstreffer der Berliner durch Niko Kovac nur drei Minuten nach dem 0:1 nicht gegeben. Schiedsrichter Babak Rafati wollte nach einem Freistoß ein Foul von Friedrich gesehen haben. Er war wohl der Einzige. „Das ist uns ein absolutes Rätsel“, sagte Götz dazu.

Sie passte jedoch zu den zähen Bemühungen der Berliner. „Wir haben alles versucht“, sagte Herthas Trainer. „Aber die Wahl der Mittel war schlecht.“ Hoeneß bemängelte, dass Frische und Unbekümmertheit fehlten: „Wir sind in den letzten Wochen ein bisschen gelähmt.“ Und obwohl die Mannschaft mit Platz fünf zum Jahresabschluss im Rahmen ihrer Vorstellungen liegt, macht sich dieses Gefühl auch bei den Besucherzahlen bemerkbar: Nur 30 149 Zuschauer wollten das letzte Heimspiel des Jahres sehen, so wenige wie nie zuvor in dieser Saison.

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