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Überzeugende Bewerbung. Der Stuttgarter Cacau (links) empfahl sich mit zwei Toren für die WM, Stefan Kießling mit seine verpassten Chancen für die Ersatzbank. Foto: ddp

© AFP

Sport: Viele Chancen, wenig Tore

Die deutsche Fußball-Nationalelf startet mit einem 3:0-Sieg gegen Malta in die Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft, Cacau trifft zweimal

Das Wetter war grau, die Stimmung mau. Der Start der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in das Unternehmen Weltmeisterschaft löste gestern in Aachen wenig Begeisterung aus. Im ersten von drei Testspielen vor dem Beginn der WM in knapp einem Monat in Südafrika blieb die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gegen Malta vieles schuldig – angesichts der personellen Voraussetzungen war auch kaum etwas anderes zu erwarten. Es fehlte nicht nur Kapitän Michael Ballack, sondern auch die Spieler des FC Bayern München und von Werder Bremen, die in der Schlussphase der Saison noch anderweitig beschäftigt sind. Am Ende sprang ein 3:0 (1:0) für die Deutschen heraus, es war der bisher knappste Heimsieg gegen Malta, die in der Vergangenheit zweimal mit 8:0, einmal mit 7:0 und einmal mit 6:0 besiegt worden waren.

Aber Bundestrainer Löw war deswegen nicht allzu böse. „Wir haben viele Chancen herausgespielt“, sagte er. „Das war die Vorgabe.“ Dass mehr als drei Viertel der Tormöglichkeiten vergeben wurde, war aber wohl nicht ganz im Sinne des Erfinders. Vor allem Stefan Kießling ließ am Ende des Spiels etliche Gelegenheiten ungenutzt. Der Leverkusener wartet weiterhin auf seinen ersten Torerfolg im Nationaltrikot.

Sein Sturmpartner Cacau machte es besser. Der Stuttgarter erzielte bei seinem sechsten Einsatz seine ersten Länderspieltore und wurde von Löw explizit gelobt. Der gebürtige Brasilianer, der erst seit dem vergangenen Jahr deutscher Staatsbürger ist, hat seine WM-Teilnahme bereits sicher. „Das ist einfach traumhaft“, sagte Cacau. „Deutschland hat mich praktisch adoptiert. Ich freue mich, ein Teil dieser Nation zu sein.“ Auch den fünf anderen Stürmern in seinem 27-Mann-Aufgebot hat Löw bereits garantiert, dass sie auch dem endgültigen Kader für Südafrika angehören werden. Leistungsfördernd wirkte diese Gewissheit nicht. Vor allem in der ersten Halbzeit schien der Wettbewerb von Lukas Podolski, Stefan Kießling, und den anderen zu lauten: Wer vergibt die Torchancen am schönsten? Die Amateure aus Malta leisteten tapfer Widerstand, der auch nach der Pause nie richtig nachließ. Dass Kenneth Scicluna eine Hereingabe von Lukas Podolski ins eigene Tor lenkte, war eher Pech.

Wenn die Mannschaft heute von Düsseldorf aus ins erste Trainingslager nach Sizilien startet, fehlen Löw insgesamt zwölf Spieler aus seinem vorläufigen WM-Aufgebot. Ballack und die Bremer werden in der kommenden Woche hinzustoßen, auf die Bayern muss der Bundestrainer noch eine Woche länger warten. In Aachen ließ Löw daher einige so genannte Perspektivspielern auflaufen. Vier Talente gaben ihr Debüt in der A-Nationalmannschaft, Dennis Aogo vom Hamburger SV schaffte es sogar in die Startelf. „Das ist ein großer Tag für mich“, sagte der gebürtige Karlsruher, dessen Vater aus Nigeria stammt. „Unglaublich, dass ich jetzt deutscher Nationalspieler bin.“ Aogo durfte sich als Erster in Löws Casting für den Posten des linken Verteidigers versuchen, und obwohl er in der Rückrunde beim HSV nur selten zu überzeugen wusste, gelang ihm eine ordentliche Bewerbung, zumindest im Spiel nach vorne. In der Defensive hingegen wirkte der Hamburger nicht immer sicher.

Die weiteren Neulinge, allesamt Spieler der U-21-Nationalmannschaft, kamen erst in der zweiten Halbzeit zum Einsatz. Es waren die Dortmunder Mats Hummels und Kevin Großkreutz sowie der Leverkusener Stefan Reinartz. Die freche Offensivkraft Großkreutz fiel am meisten auf, er leitete sowohl das zweite wie auch das dritte Tor der Deutschen mit klugen Zuspielen auf Lukas Podolski ein. „Einige junge Spieler haben sich heute gut gezeigt“, sagte Joachim Löw. Trotzdem zählt das Trio, anders als Aogo, nicht zum erweiterten WM-Kader, der bis zum 1. Juni um vier Spieler reduziert werden muss.

Gregor Derichs[Aachen]

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