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Sport: Vier Springer für Silber

Das deutsche Team kommt im richtigen Moment in Form und belegt bei der WM den zweiten Platz

Kurz vor der Siegerehrung stand ein deutscher Skispringer zu viel im dichten Schneetreiben an der Schattenbergschanze. Sven Hannawald war über eine Bande geklettert, um seinem ehemaligen Team zu gratulieren. Der Skispringer, dessen Karrierefortgang aus gesundheitlichen Gründen weiterhin unklar ist, umarmte Bundestrainer Peter Rohwein und klatschte strahlend seine ehemaligen Teamkameraden ab. Als jedoch die Fanfaren für die Medaillenzeremonie ertönten, hüpfte er erneut über die Bande und verschwand im Ehrengastbereich. Was durchaus symbolisch zu werten ist: Es geht auch ohne Sven Hannawald.

Zum ersten Mal seit 1999 hat das deutsche Team ohne seinen einstigen Vorzeigespringer einen wichtigen Erfolg errungen. Michael Neumayer, Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Georg Späth sprangen bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Oberstdorf zur Silbermedaille auf der Normalschanze. Nach dem Doppelsieg in der Nordischen Kombination war es die dritte deutsche Medaille . „Schöner hätten wir es uns nicht vorstellen können“, sagte Uhrmann, „wir sind mit Silber hochzufrieden.“ Die Goldmedaille gewannen die österreichischen Springer, Bronze ging an Slowenien.

Im unaufhörlichen Schneetreiben sicherte Georg Späth mit seinem letzten Sprung auf 99 Meter den zweiten Platz. Es war der zweitbeste Sprung im gesamten Wettbewerb, nur der Österreicher Thomas Morgenstern war im ersten Durchgang mit 100 Metern noch weiter gesegelt. Am Ende hatte das deutsche Team sogar eine kleine Chance auf Gold, doch dem Österreicher Martin Höllwarth genügte ein Flug auf 97,5 Meter zum Sieg. Georg Späth freute sich dennoch: „Silber ist Wahnsinn.“ Zumal die deutschen Springer in dieser Saison noch nicht viele Erfolge feiern konnten. Michael Uhrmann sagte: „Das Ergebnis ist top, nach den Problemen in diesem Jahr.“

Vor allem durfte sich Martin Schmitt freuen, der im Mannschaftsspringen endlich zu seiner Form fand. Gegen seine direkten Konkurrenten sprang er jeweils am weitesten. „Mein zweiter Sprung auf 95,5 Meter war richtig gut“, sagte Schmitt. „Ich hätte vor drei, vier Wochen nicht gedacht, dass ich noch einmal in so eine Form komme.“ Der 27-Jährige wächst im Mannschaftswettbewerb zu besonderer Form. Bereits bei Olympia hatte er dem Team im letzten Sprung den Sieg beschert.

Der Wettbewerb litt im zweiten Durchgang unter den schwierigen Bedingungen. Unaufhörlich fielen die Schneeflocken, immer wieder mussten die Helfer den Schnee im Aufsprungbereich platt treten. „Es waren sehr schwierige Bedingungen“, sagte Martin Schmitt. Weil der Österreicher Thomas Morgenstern als Vorletzter seines Teams im zweiten Sprung nur noch auf 82,5 Meter flog, war der große Vorsprung seines Teams noch einmal zusammengeschmolzen. Er führte seinen Fehler auf Schnee in der Auslaufspur zurück und witterte eine Verschwörung der Deutschen: „Für die deutschen Springer haben die Helfer die Spur immer geputzt, für uns haben sie es reinschneien lassen.“ Doch die Beschwerden hielten sich in Grenzen, als der österreichische Sieg feststand.

Im deutschen Team zeigten sich alle erleichtert. „Wenn wir ohne Medaille heimgefahren wären, wäre ganz schön etwas los gewesen“, sagte Uhrmann. Das war bei der WM in Val di Fiemme passiert und hatte Bundestrainer Reinhard Heß den Job gekostet. So etwas muss Peter Rohwein diesmal nicht fürchten. Allerdings sagte er nach dem Springen: „Es gab viel Kritik, die mir an die Nieren gegangen ist. Aber für heute hat es sich gelohnt.“ Und es stehen ja noch das Einzel- und das Mannschaftsspringen auf der Großchance aus. „Ich werde mit einem positiven Gefühl reingehen“, sagte Martin Schmitt. Vielleicht kommt dann auch Sven Hannawald wieder. Zum Gratulieren.

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