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DSV-Hoffnung. Karl Geiger wird Zweiter in Garmisch-Partenkirchen.

© Daniel Karmann/dpa

Update

Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen: Der kühne Konter des Karl Geiger

Karl Geiger wird Zweiter beim Neujahrsspringen. Sein Konkurrent Ryoyu Kobayashi schwächelt dagegen.

Vor dem entscheidenden Sprung bei diesem Neujahrsspringen saßen Karl Geiger und Ryoyu Kobayashi oben auf dem Schanzenturm von Garmisch-Partenkirchen direkt nebeneinander. Der Deutsche konzentrierte sich mit geschlossenen Augen auf seinen Sprung, während der Japaner ganz in der Nähe mit einem coolen Lächeln zu seinem großen Konkurrenten herüberschaute. Anschließend segelte Kobayashi mit einem nahezu perfekten Sprung auf 141 Meter herunter. Geiger hörte den Beifall der 21.000 Zuschauer heraufbranden.

Noch vor einem Jahr hätte ihn das wahrscheinlich eingeschüchtert, doch diesmal setzte er den Konter: „Ich wusste, dass er weit gesprungen ist. Und habe mir gedacht: Jetzt klopfe ich auch einen raus.“ Nach seiner Landung bei 141,5 Metern jubelte Geiger wie entfesselt: Er hatte den großen Überflieger Ryoyu Kobayashi beim Flug ins neue Jahrzehnt endlich geschlagen. Der Oberstdorfer landete genau wie schon zum Auftakt in Oberstdorf auf Platz zwei. Der Unterschied: Diesmal lag Auftaktsieger Kobayashi als Vierter hinter ihm.

Im großen Duell um den Triumph bei der Vierschanzentournee hat Geiger damit bei Halbzeit nur noch umgerechnet knapp vier Meter Rückstand auf seinen großen Konkurrenten. Die Chancen auf den ersten deutschen Gesamtsieg seit Sven Hannawalds Triumph vor 18 Jahren sind damit noch besser geworden.

„Unglaublich. Das war ein perfekter Start ins Neue Jahr“, erklärte Geiger. Der einzige kleine Makel: Bei strahlendem Sonnenschein musste sich der 26-Jährige mit 285,0 Punkten dem Norweger Marius Lindvik (289,8) geschlagen geben.

Im Fokus. Marius Lindvik siegt in Garmisch-Partenkirchen.
Im Fokus. Marius Lindvik siegt in Garmisch-Partenkirchen.

© Daniel Karmann/dpa

Der Youngster profitierte vom flugfördernden Aufwind im ersten Durchgang. Mit 143,5 Metern stellte er den zehn Jahre alten Schanzenrekord des Schweizers Simon Ammann ein. Karl Geiger hatte die schlechtesten Wind-Bedingungen aller Starter – zeigte bei seinen 132 Metern aber „seinen besten Sprung auf dieser Anlage“ (Stefan Horngacher).

Geigers Konkurrent Kobayashi ist enttäuscht

Auch der Bundestrainer kann nur staunen, wie sich Karl Geiger in dieser Saison weiterentwickelt hat: „Karl lässt sich nicht beirren. Er zieht sein Ding gnadenlos durch und wächst immer weiter. Er hat einfach einen Superwettkampf abgeliefert.“ Nach seinem mit 5000 Euro belohnten Qualifikationssieg am Silvestertag und der anschließenden Teamfete am Lagerfeuer präsentierte er sich beim Sprung ins neue Jahrzehnt in ausgezeichneter Form. Die Waage im Duell gegen Kobayashi könnte sich zu seinen Gunsten neigen: Nach fünf Tournee-Einzelsiegen in Serie stand der Japaner erstmals nicht ganz oben. Damit verpasste er auch einen neuen Rekord: Die Deutschen Hellmut Recknagel (1957 bis 1959), Sven Hannawald (2001 bis 2002) sowie der Pole Kamil Stoch (2016 bis 2018) hatten nach fünf Tournee-Triumphen in Serie ebenso eine Niederlage kassiert.

„Das Ergebnis war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe“, sagte Kobayashi, der nicht einmal bei der Siegerehrung dabei war. Die deutschen Flieger konnten dagegen auch mit dem Mannschaftsresultat wieder sehr zufrieden sein. Der dreimalige Weltmeister Markus Eisenbichler ist nach Rang zehn weiter auf dem Weg nach oben. Youngster Constantin Schmid schaffte als Siebter sogar das beste Tournee-Resultat seiner Karriere. „So kann man ins neue Jahrzehnt starten. Das macht Lust auf mehr“, sagte Schmid und fügte hinzu: „Wahnsinn, was der Karl da abzieht.“

Nach einem Ruhetag geht das große Duell zwischen Geiger und Kobayashi beim Bergiselspringen von Innsbruck am Samstag in die nächste Runde. Die Schanze mag der Deutsche sehr gern: Bei der WM holte er hier Einzel-Silber und Team-Gold. Der geschlagene Ryoyu Kobayashi musste ihm damals gratulieren. Geiger bleibt vor dem nächsten Duell trotzdem auf dem Boden: „Ich denke weiter nur von Sprung zu Sprung.“

Erik Otto

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