zum Hauptinhalt
Den Traum vom ersten Grand-Slam-Titel konnte Alexander Zverev auch in Australien nicht verwirklichen.

© William WEST / AFP

Viertelfinale der Australian Open: Alexander Zverev verliert enges Match gegen Djokovic

Gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic hält Alexander Zverev das Match lange offen. Doch am Ende reichte es nicht ganz für den Einzug ins Halbfinale.

Mit der Endspiel-Chance vor Augen hat Alexander Zverev gegen die Nummer eins nicht den Weg in sein zweites Halbfinale bei den Australian Open gefunden. In einem lange Zeit seltsamen Tennis-Match unterlag der Weltranglisten-Siebte dem angeschlagenen Titelverteidiger Novak Djokovic 7:6 (8:6), 2:6, 4:6, 6:7 (6:8). Der 23 Jahre alte Hamburger vergab damit am Dienstag in Melbourne die große Möglichkeit, nach dem knapp verlorenen US-Open-Finale im Vorjahr erneut um seinen ersten Grand-Slam-Titel zu kämpfen.

„Er hat an die Tür geklopft. Ein, zwei Fehler im ungünstigen Moment haben den Ausschlag gemacht“, sagte Boris Becker als TV-Experte von Eurosport über das Match mit viel Auf und Ab. „Bis zum letzten Punkt hätte es in beide Richtungen ausgehen können“, sagte Djokovic auf dem Platz.

Der an einer Bauchmuskelverletzung leidende Sieger trifft im Halbfinale am Donnerstag überraschend auf den russischen Qualifikanten Aslan Karazew. Der 27 Jahre alte 114. der Weltrangliste besiegte den am Rücken verletzten Bulgaren Grigor Dimitrow 2:6, 6:4, 6:1, 6:2.

Auch die deutsche Nummer eins war zuletzt nicht beschwerdefrei. „Dem Bauch und Sascha geht es ganz gut“, sagte Zverevs älterer Bruder Mischa aber vor dem Match bei Eurosport. Zverev hatte Probleme mit der Bauchmuskulatur, allerdings wohl nicht so sehr wie Djokovic. Der 33-Jährige hatte nach den vergangenen beiden Matches erklärt, bei einem anderem Turnier als einem Grand Slam hätte er zurückgezogen.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräteherunterladen können]

Keine zwei Wochen nach der knappen Drei-Satz-Niederlage beim ATP Cup an gleicher Stelle gelang Zverev mit dem schnellen 2:0 ein Start nach Maß. In der 15.000 Zuschauer fassenden, wegen des zunächst bis Mittwoch geltenden Lockdowns aber nahezu menschenleeren Rod-Laver-Arena entwickelte sich das achte Duell der beiden zunächst ganz anders als die vergangenen. Djokovic suchte für seine Verhältnisse häufig schnell die Entscheidung. Mit Hinweis auf seine Beschwerden hatte er angekündigt, seine Spielweise etwas anzupassen.

„So habe ich es, glaube ich, noch nie gesehen, dass er so schnell auf die Punkte geht, gerade auf der Vorhandseite“, sagte Becker erstaunt. Der Wimbledonsieger kennt Djokovic aus seinen drei Jahren als dessen Trainer bestens. Einen Satzball zum 3:6 wehrte der achtmalige Australien-Champion ab, dann schaffte er urplötzlich mit gewohnter Konstanz den Ausgleich zum 5:5. „Das ist die normale Spielweise, mit Geduld und Länge“, sagte Becker im engen Tiebreak. Zverev wollte diesmal erstmals mit voller Kraft aufschlagen und nutzte den dritten Satzball.

Doch Djokovic war nun besser im Match und reagierte im Stil eines 17-fachen Grand-Slam-Champions. Nach einer blitzschnellen 4:0-Führung glich er aus, Zverev antwortete mit dem 3:0 im dritten Satz. Weil ihm das Rebreak nicht gelang, zerhackte der bis dahin komplett ruhige Djokovic seinen Schläger. Doch mit zwei Doppelfehlern gab der zuvor stabile Zverev danach den Vorsprung aus der Hand und holte kein Spiel mehr. Djokovic brüllte seine Freude über die 2:1-Satzführung heraus - und ließ Zverev wieder wegziehen. Der 3:0-Vorsprung war aber sofort wieder weg, in der intensiven und längst auch hochklassigen Partie wehrte der Weltranglisten-Erste einen Satzball per Ass ab schaffte im Tiebreak erneut mit einem Ass nach 3:31 Stunden die Entscheidung.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Gegen Karazew ist Djokovic nun klarer Favorit. Der 27-jährige Russe ist laut Weltrangliste der am niedrigsten notierte Spieler im Halbfinale von Melbourne seit Patrick McEnroe im Jahr 1991 und im Halbfinale eines Grand Slams seit Goran Ivanisevic 2001 in Wimbledon. Ivanisevic ist mittlerweile Trainer von Djokovic. Auf die Frage, ob er das Turnier gewinnen könne, antwortete Karazew nur knapp: „Wir werden sehen, wie kann ich das sagen? Match für Match.“

Serena Williams kam davor der Einstellung des bedeutendsten Grand-Slam-Rekordes wieder ein Stück näher. Die langjährige Weltranglisten-Erste hat nach dem beeindruckenden 6:3, 6:3 über Simona Halep aus Rumänien weiter die Chance auf ihren 24. Titel bei einem der vier wichtigsten Turniere. Die 39-Jährige Amerikanerin gewann zuletzt 2017 in Melbourne ein Grand-Slam-Turnier und jagt seitdem den Allzeit-Rekord der Australierin Margaret Court.

„Das war das beste Match, das ich in diesem Turnier bisher gespielt habe. Ich wusste, dass ich mich steigern musste“, sagte Serena Williams nach ihrem Erfolg über Ex-Finalistin Halep. Im Semifinale am Donnerstag trifft die siebenmalige Australien-Siegerin auf Naomi Osaka. Die Melbourne-Siegerin von 2019 setzte sich mit 6:2, 6:2 gegen Hsieh Su-Wei aus Taiwan durch und verwehrte Williams 2018 im US-Open-Endspiel schon einmal die Einstellung des Rekordes. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false