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Gerardo Martino, hier bei einer Pressekonferenz für die Newell’s Old Boys, genießt in Südamerika einen hervorragenden Ruf.

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Vilanova-Nachfolger in Barcelona: Gerardo Martino: Einer für Messi

Der Argentinier Gerardo Martino wird neuer Trainer beim FC Barcelona. In Europa fragt man sich: Gerardo wer? Der 50-Jährige genießt einen hervorragenden Ruf in Südamerika - und bei Lionel Messi.

In den frühen Morgenstunden, als die meisten Menschen in Barcelona noch schliefen, trafen sich Josep Bartomeu, Andoni Zubizarreta und Sandro Rosell in dessen Haus. Die Entscheidungsträger des FC Barcelona waren in der Villa des Präsidenten zusammengekommen, um eine der wichtigsten Fragen der jüngeren Klubgeschichte zu besprechen: Wer wird neuer Trainer der Katalanen? Dabei ging es nicht nur um eine reine Personalentscheidung, sondern auch um die Ausrichtung des Klubs in der Zukunft.

Seit der Installierung von Pep Guardiola 2008 hatte der FC Barcelona mehr denn je auf Spieler und Trainer aus dem eigenen Haus gesetzt. Leute, die im Verein fußballerisch sozialisiert worden sind und die mit den Gegebenheiten des Weltklubs bestens vertraut waren. Angeblich wollte Sportdirektor Zubizarreta von dieser Linie nur ungern abweichen, er favorisierte Barca-Legende Luis Enrique als Nachfolger des vor wenigen Tagen zurückgetretenen Tito Vilanova. Guardiolas ehemaliger Assistent musste seinen Posten nach nur einem Jahr als Chef wegen seiner erneuten Krebserkrankung aufgeben. Bartomeu und Rosell aber wollten etwas Neues, sie bevorzugten die Lösung „von außen“.

Am Ende setzten sich Barcelonas Präsident und sein Stellvertreter erwartungsgemäß durch. Neuer Trainer wird Gerardo Martino – ein Argentinier, der weder als Spieler noch als Trainer eine Vergangenheit beim FC Barcelona vorweisen kann. Martinos Verpflichtung gab der Klub am Dienstag offiziell bekannt. Der 50-Jährige wird einen Vertrag für die kommenden zwei Spielzeiten erhalten, am Donnerstag soll er offiziell vorgestellt werden. Beim Testspiel des FC Barcelona in München (Mittwoch 18.30 Uhr, live im ZDF) wird noch der bisherige Kotrainer Jordi Roura auf der Bank sitzen.

Unmittelbar nach dem Bekanntwerden von Martinos Verpflichtung meldete sich Andres Iniesta zu Wort. „Er ist derjenige, den der Klub ausgesucht hat und er ist der ideale Trainer“, sagte Barcelonas Mittelfeldspieler. Schon am Vortag hatte Kapitän Carles Puyol der unmittelbaren Ankunft des neuen Trainers positiv gegenübergestanden. „Er ist ein hervorragender Trainer, das wissen wir und wir schätzen seine Arbeit“, sagte Puyol.

Gerardo Martino beim FC Barcelona - In Europa fragt man sich: Gerardo wer?

Im Rest Spaniens und auch Europas aber fragt man sich: Gerardo wer? Martino ist auf dem alten Kontinent gänzlich unbekannt, seine Verpflichtung als Trainer eines der größten Fußballklubs der Welt ist eine Überraschung. Erfahrung in dieser Größenordnung hat er keine. Abgesehen von einem sechsmonatigen Gastspiel bei CD Teneriffa als Spieler war er ausschließlich in Südamerika aktiv. Dort genießt er aber einen hervorragenden Ruf. Als Spieler verbrachte er die meiste Zeit seiner Karriere bei den Newell’s Old Boys in Rosario, vor nicht allzu langer Zeit wurde Martino von den Fans dort zum besten Spieler der Klubgeschichte gewählt. Das ist insofern interessant, da auch Lionel Messi bei Newell’s spielte, bevor er nach Barcelona kam.

Martinos langjähriger Kotrainer Adrian Coria trainierte Messi in dessen Jugendtagen, seitdem sind Coria, Martino und die Messis gut befreundet. Lionel Messi hatte nie ein Geheimnis aus seiner Bewunderung für Martino gemacht, schon 2011 lobte er den Trainer in einem Interview überschwänglich. In Barcelona wird erwartet, dass Martino am ehesten in der Lage ist, Messi zu besänftigen, sollten Probleme zwischen ihm und dem neuen Angreifer Neymar auftreten.

Jüngst hatte Martino eben mit Messis Herzensklub Newell’s auf sich aufmerksam gemacht. Die Mannschaft erreichte unter seiner Führung das Halbfinale der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur Champions League. Davor führte er Paraguay als Nationaltrainer bei der WM 2010 ins Viertelfinale und ein Jahr später ins Finale der Südamerikameisterschaft gegen Uruguay (0:3). Er gilt als Verfechter des offensiven Fußballs, Ballbesitz geht ihm über alles. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen, um in Barcelona Erfolg zu haben.

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