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Sport: Vogel zeigen

Schiedsrichter Krug erklärt, warum Zivkovic vom Feld musste

NACHSPIEL

34. Minute in Stuttgart: Aufregung im Gottlieb-Daimler-Stadion. Stuttgarts Boris Zivkovic foult Mönchengladbachs Vaclav Sverkos, Schiedsrichter Jörg Keßler zeigt dem Abwehrspieler die Gelbe Karte. Der ist empört und zeigt dem Unparteiischen einen Vogel. Der Schiedsrichter fühlt sich beleidigt, verweist Zivkovic mit der Roten Karte des Feldes. Eine zu harte Entscheidung, Herr Krug?

Nein, der Platzverweis war völlig in Ordnung. Im Regelwerk sind sieben Vergehen definiert, die eine Rote Karte nach sich ziehen. Eines davon sind „anstößige, beleidigende oder schmähende Äußerungen oder Gebärden“ von Spielern. Natürlich werden viele Fans fragen: Was ist beleidigend und was nicht? Wo zieht der Schiedsrichter die Grenze? Sollte man die Sache nicht lockerer sehen in einer Zeit, in der Schimpfwörter oft zum normalen Sprachgebrauch gehören? Meine Antwort ist: Es muss Regeln geben, und diese müssen eingehalten werden – in der Gesellschaft und auf dem Fußballplatz. Wenn ein Autofahrer einem anderen Verkehrsteilnehmer einen Vogel zeigt, kann er wegen Beleidigung angezeigt werden. Wer einen Polizisten oder Richter beleidigt, muss erst recht mit einer Strafe rechnen. Für unseren Fall heißt das: Wenn Schiedsrichter Jörg Keßler beleidigt worden ist, hat er das Recht, ja die Pflicht, die Rote Karte zu zeigen. Natürlich hat der Schiedsrichter in vielen anderen Fällen einen Ermessensspielraum, etwa wenn Profis im Übereifer mal laut aufeinander oder auf den Schiedsrichter schimpfen. Ordnet ein Referee das Benehmen eines Spielers dann als unsportliches Verhalten ein, kann er ihn mit einer Gelben Karte bestrafen. Auch dieser Fall ist im Regelwerk definiert: Ein Spieler wird verwarnt, wenn er „durch Worte oder Handlungen seine Ablehnung erkennen lässt“. Eine abfällige Handbewegung, zum Beispiel ein genervtes Abwinken nach einer Schiedsrichterentscheidung, kann geahndet werden. Im Fall von Boris Zivkovic wäre aber eine Verwarnung sicherlich nicht ausreichend gewesen.

Hellmuth Krug (47) erklärt im Wechsel mit Manfred Amerell eine aktuelle Szene des Spieltages aus Schiedsrichtersicht. Krug pfiff selbst 17 Jahre in der Fußball-Bundesliga. Foto: R/D

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