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Sport: Volles Risiko

Weil 1860 München keine staatliche Hilfe erhält, attackiert Bayerns Präsident Hoeneß die Politik

Berlin - Es klingt nach Gutmenschentum, was Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß da vorhatte: Acht Millionen Euro wollte er bereitstellen und damit den Stadtrivalen TSV 1860 München vor der Pleite retten. Diese Summe braucht der Fußball-Zweitligist bis Ende März, sonst droht die Insolvenz und der Zwangsabstieg ins Amateurlager.

Doch Hoeneß hat sich wohl eher von geschäftlichen Interessen leiten lassen: 1860 ist Mieter in der Arena des FC Bayern – geht der Verein pleite, fallen auch die Mietzahlungen weg. Und die acht Millionen wollte Hoeneß auch nur der bayerischen Landesbank für zwei Prozent Zinsen zur Verfügung stellen. „Die Landesbank hätte das Geld dann für vier Prozent an die Löwen weiterverleihen können“, wie Hoeneß am Dienstag in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) zitiert wird. Ein Kredit auf Umwegen: Hätte die Insolvenz trotzdem nicht mehr abgewendet werden können, bliebe nicht der FC Bayern auf seinen Forderungen sitzen – das volle Risiko hätte der Steuerzahler getragen.

So weit kommt es nicht, das bayerische Wirtschaftsministerium erteilte den Plänen eine Absage. Die LfA Förderbank Bayern lehne eine Förderung des Profisports generell ab. „Diese ist nicht mit der Aufgabenstellung und dem Förderauftrag vereinbar“, hieß es am Dienstag aus dem Ministerium von Martin Zeil (FDP). Zudem entspreche das vermeintlich alleinige Veto des Ministers nicht den Tatsachen. Hoeneß hatte in der „SZ“ behauptet, Zeil sei „beleidigt gewesen“, weil er zu spät von den Plänen gehört habe. Deshalb habe er im Verwaltungsrat sein Veto eingelegt. Dabei sei Hoeneß sich am Samstag eigentlich schon mit Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Bankvertretern einig gewesen.

Doch nicht nur die Förderbank verwehrt den Sechzigern staatliche Hilfe. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) teilte mit, dass die Stadtsparkasse München ebenso wie die Landesbank und das Finanzministerium zu dem Schluss gekommen sei, dass es gesetzlich verwehrt sei, die Darlehen zu bezahlen – ohne Aussicht auf Rückzahlung.

Prompt griff Uli Hoeneß auch Ude an. Der hätte als Verwaltungsratsvorsitzender der Stadtsparkasse nicht genug getan, und die „Lösung blockiert“. Ude konterte: „Bei allem Verständnis, dass er seinem Geld nachtrauert und die Rolle des FC Bayern als maßgeblicher Großgläubiger in den Hintergrund drängen möchte“, solle Hoeneß seine Aggressionen nicht auf den parteipolitischen Gegner lenken.

1860 selbst hilft das ganze Hickhack wenig. Die letzte Hoffnung ist jetzt ein Privatinvestor. Findet sich innerhalb einer Woche kein Förderer, wird man ab der nächsten Saison wohl in der Bayernliga spielen – gegen Klubs wie SV Heimstetten und den TSV Rain am Lech.

Christian Wermke

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