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Leader nur im Team. Ferrari-Star Fernando Alonso hat keine realistische Chance mehr auf den WM-Titel. Foto: dapd

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Sport: Volles Risiko

Für Ferrari geht es in dieser Saison nur noch um einen Heimsieg auf der Rennstrecke in Monza

Fernando Alonso weiß noch ganz genau, wie es war, im letzten Jahr, als er bei seinem ersten Rennen als Ferrari-Fahrer in Monza ganz oben stand. „Der Sieg in Monza ist unglaublich, wenn man dort in einem roten Auto gewinnt, ist es noch unglaublicher. Auf dem Podium zu stehen, tausende von Fans unterhalb zu sehen, die rote Leibchen tragen und rote Fahnen schwenken, ist einfach eine überwältigende Emotion.“ Da bekommt selbst ein zweimaliger Formel-1-Weltmeister noch eine Gänsehaut – und wünscht sich natürlich nichts sehnlicher als eine Wiederholung dieses Ereignisses beim diesjährigen Großen Preis von Italien am Sonntag.

Ein Heimsieg wäre für Alonsos Ferrari zumindest auch ein kleiner Trost in einer eigentlich jetzt schon verkorksten Saison ist. Denn bei 102 Punkten Rückstand von Alonso auf Vettel ist das Thema Titel realistisch gesehen erledigt. Und weniger als der Gewinn der Weltmeisterschaft ist nach Ferrari-Lesart und der Anspruchshaltung dort nun mal eine Niederlage. Also bleibt nur die Hoffnung auf den Triumph im „Autodromo Nazionale“ von Monza, um sich selbst und vor allem die italienischen Tifosi noch einigermaßen zufrieden zu stellen. „Das ist das erklärte Ziel für hier, und wir sind uns bewusst darüber, dass wir das Potenzial haben, um dieses Ziel auch zu erreichen“, sagt Alonso. „Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke wie hier sollte unserem Auto entgegen kommen – und die wärmeren Temperaturen im Vergleich zu den letzten Rennen auch. Aber wir wissen auch, dass unsere Gegner sehr stark sind. Ich bin mir sicher, dass wir ein aufregendes Rennen erleben werden, wie schon so oft in dieser Saison.“ Er setzt dabei auf volle Attacke: „Es gibt Rennen, bei denen Platz zwei genügt. Hier ist es besser, im Kampf um den Sieg eine Position zu verlieren, als es überhaupt nicht erst zu versuchen.“

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali blickt derweil angesichts der nicht so guten Ergebnisse 2011 lieber schon ein bisschen weiter in die Zukunft. Da sei Ferrari klar auf dem Weg nach vorne. „Wir sind davon überzeugt, dass dies die letzte enttäuschende Saison ist“, erklärt er, man sei am Ende einer Umbauphase, dabei aber auf dem richtigen Weg. Bei jeder Umstrukturierung benötige die Teamführung eben etwas Zeit, um die Dinge richtig auf die Reihe zu bekommen. Bestes Beispiel dafür sei nicht zuletzt auch die Vergangenheit Ferraris. „Jean Todt hat eine Menge gewonnen, aber er hatte auch die Zeit, um ein Team mit einer außerordentlichen Balance aufzubauen. Vielleicht klingt es verrückt, aber ich bin davon überzeugt, dass wir gerade das Fundament für eine unbesiegbare Struktur aufbauen. Und das nicht mit einem verantwortlichen Mann allein, wie mit Adrian Newey bei Red Bull – sondern im Team.“

Fernando Alonso stehe dabei voll hinter dieser Philosophie Ferraris. „Er glaubt an dieses Projekt. Er hat bis 2016 unterschrieben und ist in der Mitte seiner Karriere“, meinte Domenicali, der anfügte: „Ein Siegertyp wie er würde das nicht machen, wenn er nicht absolut von einem Projekt überzeugt wäre.“ Die Schuld Alonsos sei es im übrigen nun wirklich nicht, dass es mit dem Titel diesmal wohl wieder nicht klappen würde: „Wir haben unsere Fehler gemacht, aber er war phänomenal.“

Der Ferrari-Teamchef kann sich zumindest damit trösten, dass sein heimlicher Lieblingsfahrer wohl wieder Weltmeister wird. Domenicali ist nämlich ein Riesenfan von Sebastian Vettel. Da verwundert es, dass der Ferrari-Leiter kürzlich sagte, Vettel sei noch kein Teamleader – das seien nur Alonso und Michael Schumacher. In Monza versicherte Domenicali nun: „Sebastian wird der nächste Teamleader.“ Die Erklärung hängt wohl ganz einfach mit seiner Definition eines Anführers zusammen: Das kann ein Pilot offenbar nur bei Ferrari werden. Vettel kann sich also freuen – der Wechsel zu seinem Traumteam rückt näher.

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