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Konstante Qualität. Paul Carroll (Mitte) und die BR Volleys zeigen in der Finalserie gegen Friedrichshafen kaum Schwächen.

© dpa

Volleyball-Bundestrainer im Interview: Vital Heynen: "Die Volleys machen keine Fehler"

Volleyball-Bundestrainer Vital Heynen spricht im Tagesspiegel-Interview vor dem vielleicht entscheidenden Finalspiel über die sportliche Dominanz der BR Volleys.

Herr Heynen, wie verfolgen Sie als Volleyball-Bundestrainer das Finale um die Deutsche Meisterschaft?

Ich habe die ersten beiden Spiele im Fernsehen gesehen, zum dritten Spiel am Donnerstag bin ich in der Schmelinghalle.

Was erwarten Sie von dem vielleicht entscheidenden Finalspiel am Donnerstag um 19.30 Uhr?

Tippen möchte ich nicht, aber ich hoffe, ich sehe ein Spiel über fünf Sätze. Alles ist möglich, aber wenn die Friedrichshafener nicht gleich den ersten Satz gewinnen, dann könnten die Berliner sie überrollen.

Die BR Volleys gewannen die ersten beiden Finals 3:1, sind zu Hause und in den Play-offs ungeschlagen. Was macht sie so stark?

So etwas baut sich ein ganzes Jahr über auf. Meister wird man nicht in den letzten zwei Tagen, sondern in den 200 Tagen davor. Die Volleys haben viel aus der letzten Saison mitgenommen und eine unheimliche Konstanz bekommen. Sie wissen, dass sie das Spiel sicher im Griff haben, machen praktisch keine Fehler und wenn doch, dann geht es immer weiter.

Ist das der Unterschied zu Friedrichshafen?

Friedrichshafen hat im ersten Spiel einen überragenden zweiten Satz gespielt, da dachte ich, jetzt kommen sie zurück. Aber sie haben zu viele Schwankungen im Spiel. Berlin spielt nicht ständig super, aber immer mindestens ordentlich. Dann machen Spieler wie Scott Touzynski oder Robert Kromm den Unterschied.

Oder Paul Carroll, der im ersten Finale mit 31 Punkten überragte.

Er hatte nicht wie Kromm das ganze Jahr dieses Niveau, aber wenn er noch dazu kommt, wird es für den Gegner schwierig.

"Der Unterschied zu Friedrichshafen oder Haching ist gar nicht so groß."

Vital Heynen, 43, ist seit Februar 2012 Bundestrainer. Mit den deutschen Männern erreichte er das Viertelfinale bei Olympia in London. Zuvor gewann der Belgier zahlreiche Titel in seiner Heimat.
Vital Heynen, 43, ist seit Februar 2012 Bundestrainer. Mit den deutschen Männern erreichte er das Viertelfinale bei Olympia in London. Zuvor gewann der Belgier zahlreiche Titel in seiner Heimat.

© AFP

Warum haben die Friedrichshafener solche Schwierigkeiten mit den Berlinern?

Ich hatte erwartet, dass die Aufschläge das Finale entscheiden, aber sie haben es auch in eigener Halle nicht geschafft, damit Druck aufzubauen. Das ist nicht einfach im Kopf, beim Aufschlag drei, vier Sekunden zu stehen, wenn die letzten Versuche nicht gut waren. Kann Berlin den Ball einmal annehmen, wird es schwer. Und Kromm und Kmet können ohnehin alles blocken.

Welche Rolle spielen die Zuschauer?

Wenn 7000, 8000 Leute hinter dir stehen, gibt dir das noch einmal einen extra Drive, das haben wir auch gemerkt, als wir uns in Berlin für Olympia qualifiziert haben. In den Augen der Berliner sieht man den Glauben, alles schaffen zu können.

Ist die Qualität der Volleys einfach höher?

Der Unterschied zu Friedrichshafen oder Haching ist gar nicht so groß, da leistet Mark Lebedew einfach gute Arbeit. Er ist jemand, mit dem man gern redet und der mit Ahnung und Herz dabei ist. Ich kenne ihn, seit er Trainer in Belgien war und freue mich, dass er den Erfolg hat.

Wird Berlin der neue Serienmeister?

Ich hatte nach letzter Saison nicht erwartet, dass Berlin den Titel verteidigt, aber da lag ich wohl auch schon falsch. Wenn man erst einmal in einen Zyklus kommt und das Gefühl hat, der Beste zu sein, dann müssen die Herausforderer erst einmal dazwischenkommen. Aber diese Konkurrenz kann dem deutschen Volleyball nur gut tun, da sind die Volleys eine Lokomotive.

Das Gespräch führte Dominik Bardow.

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