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Erfolglos gestreckt: Die BR Volleys (in Orange) verlieren gegen Kasan.

© Imago

Volleyball-Champions-League in Berlin: BR Volleys scheitern im Halbfinale an Kasan

Für die BR Volleys ist der Traum vom Champions-League-Sieg in der eigenen Halle geplatzt. Vor 9300 Zuschauern verloren die Berliner im Halbfinale gegen Kasan mit 1:3. Am Sonntag spielen die Volleys um Platz drei.

Die Symbolik war etwas unglücklich. Die BR Volleys hatten gerade das Finale der Champions League in eigener Halle verpasst und über ihnen schwebte ein Müllwagen. Der eckige Sponsoren-Ballon sollte aber nicht andeuten, dass die Leistung der Berliner Volleyballer Schrott gewesen wäre. Im Gegenteil, die Spieler kletterten in die Zuschauerränge und ließen sich von Freunden und Familie beglückwünschen und aufbauen zugleich. „Wir sind enttäuscht, aber müssen mit der Leistung zufrieden sein“, fasste Trainer Mark Lebedew die Stimmung zusammen. 1:3 (24:26, 25:21, 22:25, 15:25) hatte der Gastgeber sein Halbfinale gegen Zenit Kasan verloren vor 9300 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle, die nur knapp nicht ausverkauft war. „Wir können die Köpfe oben behalten“, sagte der Kapitän Scott Touzinsky, „wir haben bis zum Schluss gekämpft, aber im vierten Satz einfach die Kontrolle verloren.“

Drei Sätze lang hatten die Berliner gegen die russische Star-Mannschaft mitgehalten, im ersten Durchgang sogar einen Satzball vergeben. Aber dann brach eine Aufschlagserie des überragenden Zenit-Spielers Wilfredo Leon den Volleys-Widerstand. „Wir müssen realistisch bleiben, gegen diese Spieler sind wir No-Names“, sagte der Außenangreifer Robert Kromm. „Nun wollen wir eine Medaille, das haben wir als Team verdient.“ Am Sonntag treffen die Berliner um 13 Uhr im Spiel um Platz drei auf Skra Belchatow, das sein polnisches Duell im zweiten Halbfinale mit 0:3 (23:25, 23:25, 22:25) gegen Resovia Rzeszow verlor.

Vielleicht war es schon ein schlechtes Omen, dass Kromm beim Auftritt der Mannschaften vor dem Spiel seinen kleinen Volleyball nicht bis zu den Zuschauerrängen geworfen bekam. Wütend klatschte er die Hände aneinander. Es war die einzige Panne bei der Eröffnungsfeier, die aus Turn-, Gesangs- und Fahneneinlagen bestand, am Ende sprühten Funken von der Hallendecke auf das Feld.

Im Spiel dann gab es anfangs ein Privatduell Kromm gegen Leon, die beiden größsten Angreifer ihrer Mannschaften schmetterten Ball um Ball in die gegnerische Hälfte. Der Satz war ausgeglichen bis zum 22:22, danach hatten die Volleys die Chance zum Satzball, aber schlugen zu weit. „Keine Ahnung, ob es dann ein anderes Spiel geworden wäre“, kommentierte Coach Lebedew die vergebene Möglichkeit später lakonisch.

Stattdessen entschieden die Russen den ersten Satz für sich, die eine beeindruckende Mischung aus Präzision und Wucht vorführten. „Das ist die vielleicht beste Mannschaft der Welt“, sagte Mittelblocker Tomas Kmet über den Titelfavoriten aus Tatarstan. Vor allem der 21-jährige Kubaner Leon – für Touzinsky „der beste Aufschläger der Welt“ – „hat uns einige Bomben rübergeschlagen“, wie Kromm sagte. „Da war es wichtig, ruhig zu bleiben und dem Sturm standzuhalten.“ Das taten die Volleys, die sich wieder ins Spiel kämpften und den zweiten Satz am Ende sogar relativ deutlich gewannen.

„Im Spielverlauf haben wir uns Selbstvertrauen erarbeitet“, sagte Lebedew. Das Spiel war auch im dritten Satz eng, beide Trainer forderten zahlreiche Videobeweise an und auch die Spieler kämpften um jeden Punkt. Kasan konnte erst im zweiten Anlauf den Satzball verwandeln. „Wir haben phasenweise den besten Volleyball gespielt, den ich von uns je gesehen habe“, lobte der Geschäftsführer Kaweh Niroomand. „Aber das ist der Unterschied, die können dieses Niveau vier Sätze halten und wechseln Spieler ein, die fast besser sind als die erste Sechs. Uns ist dagegen die Puste ausgegangen.“

Allein der Diagonalangreifer Evgeny Sivozhelez, der spät ins Spiel kam, glänzte gleich auffällig in Angriff und Verteidigung. Bei den Volleys gingen irgendwann auch den besten Punktesammlern Kromm und Paul Carroll die Kräfte aus, die Ersatzleute konnten das Niveau auch nicht mehr heben. „Wir haben alles versucht und gekämpft, darauf können wir stolz sein“, sagte Kromm, nachdem die Volleys auch das fünfte Duell mit Kasan in den vergangenen drei Jahren verloren hatten. Da trommelten und sangen sich auch schon die polnischen Fans für ihr Duell warm. Kromm lobte die „Mega-Stimmung. Als wir den zweiten Satz gewonnen haben, hat das auch nochmal einen Schub gegeben“. Nun bleibt zu hoffen, dass auch das Spiel um Platz drei und das Finale so gut besucht sein werden, dort trifft Zenit Kasan auf Resovia Rzeszow um den deutschen Nationalmannschaftskapitän Jochen Schöps (15:45 Uhr). Die Volleys-Spieler werden beim Endspiel nur Zuschauer sein. Aber nach dieser Halbfinalleistung mit erhobenen Köpfen.

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