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Am Ende siegt der Russe. Kawika Shoji (unten) und die Volleys wehrten sich bis in den Tiebreak, dann setzte sich das russische Team von Eugeniy Sivozhelez durch.

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Volleyball Champions League: Volleys an der Grenze

Die Berlin Volleys erschrecken in der Champions League Titelverteidiger Zenit Kasan – mehr aber noch nicht. Die Erwartungen an das Rückspiel fallen eher nüchtern aus.

Berlin - Wer am Mittwochabend zum ersten Mal zum Volleyball in die Max-Schmeling-Halle gegangen ist, wird sicherlich nicht zum letzten Mal dort gewesen sein. So mitreißend verlief das Achtelfinalhinspiel der Berlin Volleys in der Champions League, und das Ende wurde auch noch von maximaler Dramatik gekrönt. Zwei Stunden wehrten sich die Gastgeber beim 2:3 gegen den Champions-League-Titelverteidiger Zenit Kasan nach allen Regeln der Kunst. Sie hatten sogar beim 15:14 im Tiebreak Matchball – um schließlich mit 16:18 knapp an der Sensation vorbeizuschrammen.

Kaum einer hatte gewagt, ein solch knappes Ergebnis und einen derart dramatischen Verlauf gegen den hohen Favorit aus der rund 2700 Kilometer entfernten Hauptstadt der Republik Tatarstan vorauszusagen. Volleys-Trainer Mark Lebedew freilich war immer überzeugt gewesen, „dass wir zumindest zuhause gegen Kasan gewinnen können“. Seine Mannschaft ist nach der deutschen Meisterschaft im Vorjahr weiter gewachsen, hat in den vorangegangenen sechs Champions League-Partien (vier Siege, zwei Niederlagen) an Reife zugelegt. Vor allem im Umgang mit Drucksituationen hatte sie sich verbessert. Das war schon im Dezember beim 3:1 gegen Lokomotive Nowosibirsk zu sehen. Jetzt erschreckten die Berliner ein weiteres russisches Ausnahmeteam, das mit seinen sechs Olympiasiegern im Kader (fünf Russen, ein US-Amerikaner) noch eine Stufe höher einzuschätzen ist. Zu mehr aber reichte es nicht.

Die Volleys hielten auf dem Niveau mit, waren in allen Komponenten – von Annahme über Service, Block, Kombinationen bis Angriffsabschluss – gleichwertig. „Da haben Kleinigkeiten entschieden, am Ende vielleicht auch das Glück, der Zufall und ein wenig die Kraft“, bilanzierte Lebedew. „Wir hatten Matchball, aber haben verloren“, sagte er schulterzuckend. „Ich bin stolz und enttäuscht zugleich.“

Trete man so auf wie an diesem Mittwoch, könne er auch mit der Zuschreibung „in Europas Spitze angekommen“ leben. Sehr gut habe seine Mannschaft gespielt, mit viel Selbstbewusstsein und ohne Angst vor großen Namen des Gegners. Robert Kromm, tags zuvor noch mit Fieber außer Gefecht, und Linkshänder Paul Carroll stellten mit ihren 20 beziehungsweise 24 Scorerpunkten den Zenit-Block immer wieder vor erstaunliche Probleme.

Auch die anderen Berliner waren auf der Höhe der Aufgabe. Kawika Shoji im Zuspiel, Felix Fischer, Tomas Kmet im Block, Björn Höhne als Angreifer und im Aufschlag. So machten die Volleys das Fehlen von Kapitän Scott Touzinsky (Knieoperation) und den kurzfristigen Ausfall von Außenangreifer Roko Skiric im Abschlusstraining wett. Der Kroate erlitt eine Außenbandverletzung im rechten Knie, es ist noch ungewiss, wie lange er ausfällt. „Bei uns ist die Mannschaft der Star, trotz aller Individualität des Einzelnen“, sagt Kromm, „wenn da mal einer ausfällt, springen die anderen für ihn ein.“ Wie bewiesen im ersten Duell mit Kasan.#

Deshalb sieht Mark Lebedew sein Team auch am Mittwoch kommender Woche in Kasan nicht chancenlos. Der Modus kommt den Volleys dabei entgegen. Sie müssen das Match gewinnen, egal mit welchem Ergebnis, und den folgenden Golden Set auch noch – dann wären sie unter den besten Sechs. „Unterschätzen wird uns Kasan ganz sicherlich nicht“, sagt der Volleys-Trainer, „dafür haben wir nachhaltig gesorgt.“ Sein Team wisse nun, dass es durchaus in der Lage ist, die Russen zu bezwingen. „Wenn wir an unsere Grenzen und darüber hinaus gehen“, sagt Mark Lebedew, „und genau das werden wir versuchen.“

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