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Drohungen an die Zukünftige. Bei der EM ruht die Liebe, sagt Giovanni Guidetti. Nicht mal zum Abendessen will er die türkische Nationalspielerin Bahar Toksoy treffen.

© dpa

Volleyball-EM: Mann gegen Frau

Nach dem 3:2-Sieg gegen die Niederlande spielt Volleyball-Bundestrainer Giudetti am Sonntag bei der EM gegen die Türkei – und seine künftige Gattin.

An diesem Wochenende wird bei der Volleyball-EM die Stabilität zweier Liebesbeziehungen einem Härtest unterzogen. Nach dem Sieg der Deutschen im Fünf-Satz-Krimi am Samstag (27:25, 20:25, 22:25, 25:23, 15:9) gegen die Niederlande dürften die deutsche Nationalspielerin Lisa Thomsen und die Niederländerin Anne Buijs erleichtert sein, dass trotz der sportlichen Rivalität ihre Liebe keinen Schaden genommen hat. Offen taten die beiden, die sich beim Meister und Pokalsieger Schweriner SC kennen und lieben gelernt haben, vor der EM kund: „Wir spielen das erste Mal gegeneinander, seit wir zusammen sind. Da ist man aufgeregter als sonst, aber wir sind Profis.“

Am Sonntag stehen dann Frauen-Bundestrainer Giovanni Guidetti und die türkische Nationalspielerin Bahar Toksoy unter Beobachtung. Deutschland und die Türkei spielen um den Gruppensieg, der zum sicheren Weiterkommen berechtigt. Es ist das Duell (18 Uhr/Sport 1 live) des EM-Zweiten gegen den Dritten von 2011 und es ist nicht ausgeschlossen, dass beide Teams auch bei den Finalspielen am 13. und 14. September in Berlin dabei sein werden. Für den Italiener Guidetti (39) und die Türkin Toksoy (25) ist es eine harte Prüfung, denn kurz vor EM-Beginn machten sie ihre Liebe ebenfalls öffentlich. Im August fand die Verlobung statt, nach der EM wird in Istanbul geheiratet. Dann geben sich der Trainer, der auch Toksoys Vereinscoach bei Vakifbank Istanbul ist, und die Mittelblockerin das Ja-Wort.

Sie sind nicht die ersten, die sich über Volleyball gefunden haben. In Deutschland funkte es einst zwischen den Beachvolleyball-Profis Maike Friedrichsen und Markus Dieckmann, im letzten Jahr haben die mehrfachen Volleyballer des Jahres Angelina Grün und Stefan Hübner geheiratet. Angelina Grün gehörte noch vor zwei Jahren zum Stamm der deutschen Mannschaft beim Gewinn des EM-Silbers in Serbien, heute ist sie als Co-Kommentatorin im Fernsehen für Sport1 bei der EM dabei. Es gibt natürlich auch Beziehungen, die einem Leben als Volleyball-Profi nicht auf Dauer standhalten. Libero Lenka Dürr war bis vor gut anderthalb Jahren liiert mit Lukas Kampa, Zuspieler in der Nationalmannschaft. Doch die großen räumlichen Distanzen – sie spielte im niederbayerischen Vilsbiburg, er in Friedrichshafen, Bottrop, Piacenza in Italien, Belgorod in Russland und künftig in Charkiw in der Ukraine – taten der Beziehung nicht gut.

Giovanni Guidetti und Bahar Toksoy haben es einfacher. Sie leben in Istanbul und arbeiten beim selben Klub, mit dem sie seit 47 Spielen ungeschlagen sind und das Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League gewonnen haben. Erstmals gefunkt hat es bei der Olympia-Qualifikation im letzten Jahr in Ankara. Die Türkinnen holten sich ihr London-Ticket, die Deutschen scheiterten und der geknickte Guidetti fand Trost bei Toksoy. „Da kannten wir uns schon seit vier Jahren, aber bis zu diesem Tag ist nie etwas passiert zwischen uns.“ Lange Zeit schafften sie es, die Beziehung geheim zu halten. „Wir haben nächtelang diskutiert“, verriet Guidetti in einem Tageszeitungsinterview in seinem Geburtsort Modena. „Nach einem Urlaub im Mai in New York, wo ich bei Tiffany einen Ring gekauft habe und Bahar gefragt habe, ob sie mich heiraten will, haben wir die Beziehung öffentlich gemacht.“

Mitten in der gemeinsamen und doch getrennten Vorbereitung auf die EM wagten sie den Schritt nach vorn. Die Reaktionen waren umwerfend: „Wir sind in Istanbul Personen des öffentlichen Lebens, die Tageszeitungen machten unsere Hochzeit zur Topmeldung und der Verein musste die Pressestelle einschalten, um die Interviewanfragen zu koordinieren.“ Nun wird am 20. September geheiratet, Guidettis 40. Geburtstag, „auch weil ich ein schlechtes Termingedächtnis habe“.

Bis dahin ruht die Liebe und nimmt man Guidettis Androhungen ernst, stehen seiner künftigen Gattin harte Zeiten bevor. Kein Kuss in der Öffentlichkeit, kein Candle Light Dinner im Teamhotel, nicht mal ein gemeinsames Abendessen. Wenn es nach ihm geht, will er nach den Titeln mit dem Verein und dem Sieg in der European League mit der Nationalmannschaft weiteres Gold in die Ehe mitbringen. Allerdings gilt die türkische Mannschaft als einer der härtesten Konkurrenten, „sie hat keine Schwachstelle und einige herausragende Spielerinnen in ihren Reihen“, sagt Guidetti. Sollten die Türkinnen bereits am Sonntag das Duell gewinnen, droht er harte Strafen an: „Wenn wir verlieren, kriegt sie ein Jahr lang nicht den Schlüssel von der Wohnung.“ Gut, dass er es nicht wirklich ernst meint.

Klaus Wegener

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