zum Hauptinhalt

Sport: Vollwertig gut

Paolo Guerrero drängt in Bayerns Stammelf

Zum guten Ende wollte sich auch Felix Magath der allgemeinen Festtagsstimmung nicht verweigern. Wochenlang hatte er immer wieder versichert, es sei ihm außerordentlich wurscht, auf welchem Tabellenplatz seine Mannschaft notiert werde, solange es nach 34 Spieltagen der erste sei. „Das ist für mich hier eine veränderte Situation, unbedingt Tabellenführer sein zu müssen“, sagte der Trainer, nachdem seine Bayern durch das 3:1 über Kaiserslautern erstmals nach der als Ewigkeit empfundenen Spanne von 47 Spieltagen an die Spitze des Tableaus vorgerückt waren.

Grundsätzliche Einwände hatte Magath gegen die Führungsposition nicht vorzubringen: „Wenn die Spieler denken, dass ihnen das zusätzlichen Rückenwind gibt“, sagte Magath, „dann gerne.“ Drei Tage vor dem vorentscheidenden Vorrundenspiel in der Champions League gegen Maccabi Tel Aviv hatte Magath neben der statistischen Note weiteren Anlass zur Zufriedenheit: Die Mannschaft errang den vierten Pflichtspielsieg hintereinander, die Dominanz in ihrem Spiel nimmt stetig zu, und als entzückende Begleiterscheinung reift ein Stürmer von Format heran: Paolo Guerrero erzielte gegen Kaiserslautern sein siebtes Tor binnen 15 Tagen.

Die Entwicklung des jungen Peruaners zur Vollwertkraft bei den Bayern ist schon deshalb beachtlich, weil sie noch vor kurzem beinahe beendet schien. Als Guerrero vor einigen Wochen nach einem Länderspiel mit reichlich Verspätung über das Trainingsgelände der Bayern spazierte, spekulierten einige Medien bereits über einen Wechsel des 20-Jährigen zum Stadionpartner TSV 1860. Doch offensichtlich hat Guerrero, im vergangenen Jahr Torschützenkönig der Regionalliga Süd, dazugelernt.

Es hat einige Unterredungen mit Magath gegeben, und anscheinend ist es dem Trainer gelungen, sein Kernanliegen zu transportieren. „Er macht Disziplin, und da ich muss Disziplin mache“, fasste Guerrero die Erkenntnisse zusammen. Zweifellos kann er sie umsetzen: Vier Tore in gerade 133 Bundesliga-Minuten, zwei Treffer im DFB-Pokal und Mitte der Woche ein weiterer beim Länderspiel gegen Chile – Guerreros Arbeitsnachweis der vergangenen anderthalb Wochen erreicht makaaysche Dimension.

Obwohl das zuletzt mäßig treffsichere Vorbild am Samstag eine Blessur am Sprunggelenk davontrug, ist ein Wechsel Guerreros in die Anfangsformation kein Thema: „Wenn Roy fit ist, spielt er“, sagt Magath, „Paolo ist im Moment sehr wertvoll für uns als Einwechselspieler.“ Eben diesen Status genießt vorerst auch Sebastian Deisler, der einen Monat nach seinem gesundheitlichen Rückfall für 19 Minuten auf den Rasen zurückkehrte. „Kein besonderes Gefühl“ sei das gewesen, sagte der Mittelfeldspieler, „ich hatte ja schon einige Comebacks.“ Gegen den FCK hätte Deisler beinahe ein Tor vorbereitet. In der 90. Minute hatte er scharf nach innen geflankt, doch Pizarro schoss aus fünf Metern am Tor vorbei. „Sauerei“, sagte Deisler. Und was für eine.

Daniel Pontzen[München]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false