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Sport: Vom Erfolg überrascht

Von Ingo Wolff Düsseldorf. Die Nacht endete am Frühstückstisch.

Von Ingo Wolff

Düsseldorf. Die Nacht endete am Frühstückstisch. Im gediegenen Marriott-Hotel „Am Seestern“ in Düsseldorf hatte sich am Sonnabend, so gegen Mitternacht, eine feierfreudige Gesellschaft eingefunden. Das Footballteam von Berlin Thunder hatte Räumlichkeiten in der Nähe der Hotelbar geordert. Wenige Stunden zuvor hatte es im Düsseldorfer Rheinstadion das Kunststück fertig gebracht, als erster europäischer Football-Champion seinen Titel in der zehnjährigen Liga-Geschichte erfolgreich zu verteidigen. Mit dem 26:20-Erfolg im Finale gegen Rhein Fire sollten die Berliner ihren Vorjahres-Triumph in der NFL Europe wiederholen. Entsprechend ausgelassen wurde gefeiert. Geplant war das so nicht.

Alles hatten die Düsseldorfer gegeben, um ihrem Rheinstadion ein würdiges Abschiedsfest zu geben. Im letzten Spiel in der Traditionsarena kamen 53 109 Zuschauer mit einer Mischung aus rheinischem Karneval und amerikanischer Konfettiparade schon lange vor dem zehnten World Bowl in Stimmung. Mit einheizenden Showeinlagen und gleißender Pyrotechnik sollte es für die Düsseldorfer Fans während des Endspiels der europäischen Footballliga eine große Party werden. Doch das Jubiläumsfinale wurde eine Inszenierung ohne Happy End. Rhein Fire musste sich dem Vorjahressieger Berlin Thunder 20:26 (0:13, 0:7, 7:3, 13:3) geschlagen geben. „Ich bin stolz auf den ersten Titel für diese Mannschaft, aber wir freuen uns über den zweiten World Bowl für Thunder“, sagte Cheftrainer Peter Vaas. Aus seiner erfolgreichen Mannschaft der Vorsaison war nur noch ein halbes Dutzend Spieler dabei. Das Gros der Spieler beider Teams ist nur für eine Saison von Teams der Mutterliga NFL an den europäischen Ableger ausgeliehen.

Vor allem aber die Art, wie Thunder erneut die schwere Glaskugel gewann, war beeindruckend. Nicht nur, dass Peter Vaas sein Team nach drei Niederlagen zum Saisonstart noch motivieren konnte, sich als erste Mannschaft in der Ligageschichte nach so einem desaströsen Beginn doch noch ins Finale zu kämpfen. Es war auch die Art, wie die Berliner den Gastgeber mit dieser einmaligen Fankulisse im Rücken zeitweise regelrecht deklassierte. Gegen einen Gegner, gegen den sich Thunder zweimal in der regulären Saison geschlagen geben musste.

Die Taktik lautete: druckvolle Offensive gegen die zweitstärkste Abwehr der Saison. Und so begann Thunder das Spiel, das in den USA live übertragen wurde, furios. Gleich im ersten Spielzug fing Ontei Jones einen Pass der Düsseldorfer ab und bereitete damit das ersten Fieldgoal durch Danny Boyd vor. Kurz darauf schickte Berlins Spielgestalter, Quarterback Todd Husak, mit einem langen Pass Dane Looker in die Endzone zum ersten Touchdown, und noch im ersten Viertel erhöhte Axel Kruse mit dem zweiten Fieldgoal zum 13:0 - wieder resultierend aus einem abgefangenen Pass. Düsseldorfs Abwehr sah erschreckend schwach aus gegen die stärkste Offensive der Liga. Doch damit war der Schreck für die Düsseldorfer Fans noch nicht vorbei. Zwei Minuten vor der Halbzeit landete Touchdown Nummer zwei in Düsseldorfs Endzone. Wieder hatte Looker einen Kurzpass von Husak gefangen.

Zur Pause kippte die Stimmung der Fans. Mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedeten sie ihre Stars. Die machten es ab dem dritten Viertel dann noch einmal spannend. Tony Taylor gelang der erste Touchdown für Rhein Fire und Scott Cloman im letzten Viertel der zweite Lauf in die Endzone. Kurz vor dem Ende des Spiels trieben die Fans ihre Spieler in einen Angriffsrausch. Quarterback Tee Martin bedankte sich mit dem letzten Touchdown. Und dann kam noch einmal Manfred Burgsmüller. Der 52-jährige ehemalige Fußball-Nationalspieler erzielte per Extrakick den letzten Treffer überhaupt im Rheinstadion.

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