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Seine kurze Karriere in der Nationalmannschaft hat Sandro Wagner schon beendet, nun verlässt er auch die Bundesliga.

© Christian Charisius/dpa

Vom FC Bayern zu Tianjin Teda: Sandro Wagners Wechsel nach China ist nachvollziehbar

Mit dem Transfer nach China beendet Sandro Wagner seine ernstzunehmende Profikarriere. Dennoch gibt es gute Argumente für seine Entscheidung. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Vor einem Jahr wechselte Sandro Wagner aus Hoffenheim zum FC Bayern, seinem Jugendklub. „Eine lange Reise geht für mich zu Ende, ich komme wieder nach Hause“, erklärte der in München geborene Stürmer. 30 Pflichtspiele und zehn Tore später ist Wagner schon wieder weg. Er wechselt nach China zu Tianjin Teda, wo er Medienberichten zufolge 15 Millionen Euro in zwei Jahren verdienen soll, Netto natürlich. Die Häme in den sozialen Netzwerken ist groß. Geld sei dann doch wichtiger als Heimat, heißt es wiederholt. Doch diese Kritik ist anmaßend, Wagners Entscheidung ist legitim und durchaus nachvollziehbar.

Er ist mittlerweile 31 Jahre alt, saß bei den Bayern zuletzt nicht mal auf der Bank und hat in München offensichtlich keine Perspektive mehr. Aus der letzten Phase seiner Zeit bei Hertha BSC weiß Wagner, wie frustrierend solch eine Situation sein kann. In Berlin durfte er am Ende nicht mal mehr mit der Mannschaft trainieren. Ein ähnliches Schicksal verhindert er nun. In China wird Wagner der Star seiner Mannschaft sein, gut verdienen und eine Auslandserfahrung ist aus menschlicher Sicht auch nicht verkehrt. Als Bastian Schweinsteiger vor knapp zwei Jahren in die USA wechselte, waren die Reaktionen deutlich verständnisvoller als beim streitbaren Wagner. Dabei ist die Konsequenz diegleiche: das Ende der ernstzunehmenden Profikarriere. Zum Niveau der chinesischen Liga hat Carlos Tevez nach seiner Rückkehr nach Argentinien eigentlich alles gesagt: „Ich habe dort sieben Monate Urlaub gemacht.“

Dass sich Wagner in ein Fußballentwicklungsland verabschiedet, ist aus seiner Sicht verschmerzbar. Aus der Nationalmannschaft ist er trotzig zurückgetreten, nachdem er nicht für die WM nominiert wurde. Sicherlich hätte er auch noch zwei oder drei Jahre bei einem durchschnittlichen Bundesligisten spielen können. Für deutlich weniger Geld. Wagner hat sich anders entschieden. Das ist sein gutes Recht – wer hätte nicht gerne gut bezahlten Urlaub?

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