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Sport: Vom Helden zum Verlierer

Herthas Torwart Gabor Kiraly verschuldet kurz vor Schluss den entscheidenden Elfmeter zum 1:2 in Kaiserslautern

Kaiserslautern. Gabor Kiraly stemmte seine Hände in die Hüften und schüttelte seinen Kopf. Wieder einmal hatte Herthas Torwart ein Spiel entschieden. Dieses Mal aber in die falsche Richtung. Während der Ungar am Donnerstag noch beim FC Fulham trotz einer schweren Beckenprellung Herthas 0:0 festhielt und den Berlinern den Weg ins Uefa-Cup-Achtelfinale ebnete, verursachte er am Sonntag in Kaiserslautern den entscheidenden Elfmeter zur 1:2 (0:1)-Niederlage.

Das Finale erinnerte an beste Betzenberg-Zeiten. Der 1. FC Kaiserslautern hatte das bessere Ende eines mittelmäßigen Spiels an einem nasskalten dritten Advent für sich und siegte dank eines gleich zweimal von Harry Koch und drei Minuten vor dem Ende ausgeführten und verwandelten Foulelfmeters. Das letzte Spiel der Bundesliga-Hinrunde lief auf ein gerechtes 1:1 nach den Toren von Vratislav Lokvenc und Pal Dardai hinaus, als sich Gabor Kiraly Lincoln im Hechtsprung vor die Füße warf. Der Brasilianer stürzte, der Ball rollte ins Aus und Schiedsrichter Florian Meyer entschied auf Strafstoß – zumindest eine umstrittene Entscheidung.

„Das habe ich hier schon öfter erlebt“, sagte Herthas Trainer Huub Stevens, obwohl er einräumte, die entscheidene Szene, die zum Elfmeter führte, von seinem Platz aus nicht richtig gesehen zu haben.

Weil beim ersten Elfmeterschuss gleich ein ganzes Rudel von Spielern beider Mannschaften in den Strafraum gerannt war, ließ der Schiedsrichter den Strafstoß wiederholen. Eiskalt drosch Koch den Ball in den Torwinkel. Das Tor bedeutete den dritten Sieg der krisengeschüttelten Pfälzer. „Ich habe ein kleines besseres Gefühl“, sagte der Kaiserslauterer Trainer Erik Gerets erleichtert, gehe er doch lieber mit sechs als mit neun Punkten Rückstand auf den rettenden 15. Platz in den Weihnachtsurlaub und in die Winterpause. „Aber wir stecken immer noch im Tunnel.“

Wieder einmal blieb Hertha unter seinen spielerischen Möglichkeiten, fand erst spät ins Spiel. Die Mannschaft von Huub Stevens trat zwar selbstbewusst auf, ließ sich aber letzten Endes von den leidenschaftlichen Lauterern niederkämpfen. Für die Berliner war es nun schon die sechste Saisonniederlage. Nach dem 17. Spieltag belegen die Herthaner nur noch den 9. Tabellenplatz. „Natürlich können wir mit dieser Bilanz nicht zufrieden sein. Wir haben einfach zu viele Punkte liegen gelassen“, sagte Stevens.

Hertha geriet in Rückstand, als Marko Rehmer sich an der Seitenlinie einen Verband um den Kopf legen ließ. In der achten Minute war Herthas Kapitän mit Harry Koch zusammengeprallt und hatte eine stark blutende Verletzung auf der Stirn erlitten. Gerade hatte ihn der Schiedsrichter zum dritten Mal zur Behandlung an die Seitenlinie geschickt, da verwandelte sein Gegenspieler Lokvenc eine Flanke von Lincoln zum 1:0.

Hertha kam erst nach einer Stunde besser ins Spiel, als der eingewechselte Pinto für neuen Schwung sorgte. Der Portugiese leitete mit einer Flanke auch den Ausgleich ein. Luizao, der später gegen Michael Preetz ausgewechselt wurde, stieß den Ball mit dem Kopf zurück vor die Füße des völlig freien Pal Dardai. In der zweiten Halbzeit verloren die Berliner auch noch Nené. Der brasilianische Abwehrspieler zog sich bei einem Laufduell mit Lincoln einen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel zu.

„Es ist ärgerlich, so zu verlieren“, klagte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Unglücklich sei das erste Gegentor gewesen, weil Rehmer in diesem Moment fehlte. „Das war kein Elfmeter“, behauptete der Manager zum entscheidenden zweiten Tor. Auch Marko Rehmer schimpfte. „Das war ein Geschenk des Schiedsrichters. Der Lauterer hatte doch gar keine Chance mehr, an den Ball zu kommen“, sagte der Berliner Verteidiger. Der in die Mannschaft zurückgekehrte Stefan Beinlich machte die Niederlage hingegen nicht am Elfmeter fest. „Wir müssen bei uns selbst anfangen.“

Dieter Hoeneß richtete denn auch Kritik an seine Team: „Entscheidend war, dass wir nach dem Ausgleich die Chancen nicht verwertet haben.“ Da stand ihnen Kaiserslauterns Bester im Weg. Der anfangs wegen einiger missglückter Abschläge von den 34 142 Zuschauern verspottete FCK-Torhüter Georg Koch machte mit tollen Paraden drei hochkarätige Chancen von Goor, Luizao und Marcelinho zunichte. Für die Chancen der Lauterer, bei denen Mario Basler wegen einer Knöchelverletzung fehlte und Miroslav Klose nach seiner Verletzung in der zweiten Halbzeit zurückkehrte, war ihr bester Feldspieler zuständig: Lokvenc. Mit einem Direktschuss traf der Tscheche Herthas Torwart Kiraly voll ins Gesicht (24.) und verfehlte nach einem Konter nur knapp das Tor (76.).

„Mit dem Punktekonto können wir nicht zufrieden sein“, sagte Dieter Hoeneß nach dem Abpfiff. „In der Rückrunde wartet auf uns viel Arbeit, sehr viel Arbeit.“

Hartmut Scherzer

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